Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung
nichts, während er sich durch die Röhre mühte, deren Gewebe unter dem Gewicht seiner schweren Stiefel nachgab. Wo immer er sich mit seinen dicken Handschuhen festhielt, flammten in konzentrischen, rasch vergehenden Kreisen Wellen feuriger Synapsen auf, wie bei einem Stein, der in ein mit phosphoreszierendem Plankton gefülltes Meer geworfen wurde. Vor ihm glühten einige leuchtende Knoten auf, die kleineren Brüder des Einweisers am Rande des Netzes, und versanken, sobald er sie passiert hatte, wieder in der Dunkelheit. Boba Fett vermutete, dass das Netz, wenn Kud'ar Mub'at keinen Besucher empfing, unbeleuchtet blieb, da der Sammler selbst kein Licht brauchte, um sich in einem künstlichen Gebilde zu bewegen, das seiner eigenen erweiterten Hirnrinde entsprungen war.
»Da sind Sie ja in Ihrer ganzen Pracht!« Dieselbe Stimme, wie in der Mitte durchgerissene Metallfolie, drang jetzt, da er sich unter einem Kranz verhärteter Seidenfasern duckte, von vorne an Fetts Ohr. »Ich wusste, Sie würden wiederkommen, auf der Höhe Ihrer Erfolge.« Die Worte tönten lauter und kamen dieses Mal aus Kud'ar Mub'ats eigenem Mund anstatt aus der kleinen Stimmbox. »Und natürlich sind Sie wie immer von unleugbarer Pünktlichkeit.«
Boba Fett trat in die zentrale Kammer des Netzes ein, die so groß war, dass er darin aufrecht stehen konnte. Es war mehr als ein bloß begriffliches Gleichnis, dass Fett den Eindruck gewann, er würde die Hirnmitte des Sammlers betreten. Dies war die
Wirklichkeit von Kud'ar Mub'ats Nest und Organismus, einer vernetzten Einheit, die in jedem Teil ihre Ganzheit repräsentierte. Er lebt in seinem Panzer, dachte Fett, so wie ich in meinem.
»Ich bin zum angekündigten Zeitpunkt hierher zurückgekehrt.« Fett richtete seinen maskierten Blick auf den Sammler. »Der Auftrag war einfach genug.«
»Ah, für jemanden mit Ihren überaus vielfältigen Talenten gewiss.« Kud'ar Mub'ats Fassettenaugen fixierten seinen Besucher und eines der vielgliedrigen stacheligen Vorderbeine beschrieb in der dicken Luft der Kammer einen anmutigen anerkennenden Kreis. »Ich nehme an, es gab keine Komplikationen.«
»Wie üblich.« Fett verschränkte die Arme vor dem Brustpanzer seiner Kampfmontur. »Nur ein paar andere Kopfgeldjäger, die ihn vor mir zu erwischen hofften.«
»Oh.« Die Augen glänzten in froher Erwartung wie schwarze geschliffene Steine. »Und Sie haben sich ihrer angenommen?«
»Das musste ich gar nicht.« Fett wusste, wie sehr der Sammler Kriegsgeschichten liebte - je mehr Gewalt darin vorkam, desto besser -, aber er hatte keine Lust, den Neigungen des arachnoiden Wesens nachzugeben. »Das waren nur die üblichen nutzlosen Schwachköpfe, die von der Kopfgeldjägergilde ausgeschickt werden. Es ist leichter, einen Haufen Nerfmist zu umgehen, als mitten hinein zu treten.«
»Wie außerordentlich ergötzlich! Sie machen mir wirklich Spaß!« Kud'ar Mub'at griff mit einem Teil seiner Hinterbeine nach der Decke der Kammer und erhob sich von der Stelle, an der sein fahler Leib bisher geruht hatte. »Es ist eine köstliche Ergänzung unserer Beziehung, dass ich stets das Privileg Ihrer
geistvollen Schlagfertigkeit genießen darf.« Der Bettknoten pumpte fauchend seine an Kissen erinnernden Blasen wieder auf. Derweil bewegte sich Kud'ar Mub'at über die Decke seiner Kammer, bis sein mit Kiefernzangen ausgestattetes Gesicht direkt vor dem Kopfgeldjäger hing. »Haben wir denn nicht mehr als eine nur geschäftliche Beziehung, mein lieber Fett? Bitte, sagen Sie ja. Sagen Sie, dass Sie und ich Freunde sind.«
»Freunde«, gab Fett kalt zurück, »sind in meiner Branche nur eine Last.« Er wandte das Visier seines Helms von den glänzenden Augen und dem v-förmigen Lächeln des Sammlers ab. »Ich bin nicht zu Ihrer Unterhaltung hier. Zahlen Sie mir das hinterlegte Kopfgeld aus, dann übergebe ich Ihnen die Ware und verschwinde wieder.«
»Bis zum nächsten Mal.« Kud'ar Mub'at drehte den Kopf und betrachtete Fett mit einem anderen Satz an geschliffene Steine erinnernder Augen. »Was, wenn es nach mir geht, gar nicht früh genug sein kann.«
Vielleicht ist dieser Teil des Jobs, dachte Boba Fett, der schlimmste von allen. Jemanden aufzuspüren, ihn durch die Weiten der Galaxis zu verfolgen, ihn zu fangen, abzuliefern oder zu töten, sofern der Job es erforderte - das alles waren ihm kaltblütig genossene Vorzüge, die er als Proben und Bestätigungen seines Könnens auskostete. Der Umgang mit seinen Klienten
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