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Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung

Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung

Titel: Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.W. Jeter
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haben.
    Kud'ar Mub'at entschied, später darüber nachzudenken. Er schloss die zahlreichen Augenpaare und versenkte sich in die bildhafte Vorstellung der Reichtümer, die er schon bald den Schatztruhen des Netzes hinzufügen würde.
    Nach jedem Auftrag kam das Aufräumen. Die Sklave I war ein Arbeitsraumer und kein Vergnügungsschoner, der für verschlafene Kreuzfahrten zwischen den Sternen ausgerüstet war.
    Gleichwohl legte Boba Fett Wert darauf, sein Schiff so funktionstüchtig wie irgend möglich zu halten. Die kleineren Dellen und Schrammen an der Außenhülle waren Kriegsnarben, Zeichen zahlreicher Treffen, die er heil überstanden hatte, während der Gegner nicht ungeschoren davongekommen war. Aber sein Überleben in der Zukunft mochte davon abhängen, dass er seine in gepanzerten Handschuhen steckenden Hände im Bruchteil einer Sekunde auf die Fernsteuerung irgendeines Waffensystems der Sklave I legen konnte; die Feuerknöpfe und Anzeigen durften nicht von Schmutz oder getrocknetem Blut verdreckt sein.
    Außerdem, dachte Boba Fett grimmig, kann ich den Geruch nicht ausstehen. Er ballte die Faust fester und ein schaumiges antiseptisches Reinigungsmittel tropfte in den Eimer auf dem Boden des Frachtraums. Es lag etwas Ekel erregendes in dem Geruch menschlicher Angst, der irgendwie in das Metall der Käfige eindrang. Von allen Sinneswahrnehmungen, die er jemals aufgenommen hatte, von den ätzenden Dämpfen der andoanischen Sumpfinseln bis zu den blendenden Schöpfungswirbeln im Gegenvakuum des Vinnax-Systems, waren die Moleküle, die Panik und Verzweiflung signalisierten, für Fett die widerlichsten. Das winzige Organ unter der Haut, das den Angstschweiß produzierte, fehlte ihm ganz. Nicht weil er ohne dieses Organ geboren worden wäre, sondern weil er es in die Nichtexistenz gezwungen und gleichsam mit dem rasiermesserscharfen Skalpell seines Willens aus seiner Erinnerung geschnitten hatte. Die alten mandalorianischen Krieger, deren tödliche Kampfmontur er trug, waren, wenn man den Legenden glauben durfte, die noch immer überall in der Galaxis flüsternd weitergegeben wurden, ebenso kalt und skrupellos wie er. Vor
    langer Zeit, als er zum ersten Mal einen Blick auf einen ihrer leeren Helme, das Relikt eines ausgerotteten Schreckens, werfen konnte, hatte er in dem unmöglich zu deutenden Starren des schmalen Visiers ein Bild seiner Zukunft gesehen, der todbringenden Kreatur, die einmal aus ihm werden sollte.
    Weniger als menschlich, dachte Boba Fett, während er die Gitterstäbe abwischte, hinter denen er seinen bislang letzten Gefangenen festgehalten hatte. Das war es, was die Angst mit einem machte, das war die Verwandlung, die sie in jenen anrichtete, die sie die Gewalt über ihren Verstand übernehmen ließen. Dieses Ding im Käfig, das den Namen Nil Posondum trug, war, während Fett es zu Kud'ar Mub'ats Netz überführte, nur mehr eine Art sprechendes, fruchtlos feilschendes Tier gewesen. Die Angst vor dem Tod und vor den Qualen, die die Hutts mit Vorliebe in den Opfern ihrer Rachsucht erzeugten, hatten alles aufgezehrt, was an dem kleinen Buchhalter einmal menschlich gewesen war.
    Einmal mehr regte sich in Boba Fetts Gedanken eine seltsame Feststellung, die er schon viele Male wie einen kostbaren gerinianischen Sternstein von allen Seiten prüfend betrachtet hatte. Vielleicht... bin ich in Wirklichkeit sogar mehr als menschlich. Und das nicht, weil er irgendwie über sich hinausgewachsen war, sondern ganz im Gegenteil durch einen Vorgang der Reduktion, indem er die schwachen und verfaulten Teile seiner Spezies abgelegt hatte. Der antiseptische Lappen in seinem Handschuh glitt über einen der kalt geschmiedeten Gitterstäbe und ließ dort keine Mikrobe zurück. Die alten mandalorianischen Krieger hatten ihre Geheimnisse, die mit ihnen untergegangen waren. Und ich habe meine.
    Fett tauchte den Lappen abermals in den Eimer. Er hätte die Hausarbeit auch einem der Wartungsdroiden der Sklave I über-
    lassen können, aber er kümmerte sich lieber selbst darum. Er fand dabei Zeit, über Fragen wie diese nachzudenken.
    Als Fett den an seinem Unterarm angebrachten Datenschirm checkte, der mit dem Cockpit der Sklave I gekoppelt war, tropfte die schaumige Flüssigkeit vom Ellbogen der Kampfmontur. Der Zeitpunkt des Rendezvous mit dem vorgeschobenen Posten der Kopfgeldjägergilde war nicht mehr fern. Er war darauf vorbereitet - er war immer auf alles, was geschehen mochte, gut vorbereitet -, gleichwohl würde er

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