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Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung

Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung

Titel: Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.W. Jeter
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das Ende dieser kurzen Frist der Ruhe und des Friedens zwischen zwei Aufträgen aufrichtig bedauern. Andere intelligente Lebewesen hatten die Möglichkeit, eine längere Ruhephase zu genießen, den ultimativen Frieden, den ihnen der Tod gebracht hatte. Manchmal beneidete er sie.
    Er schloss den leeren Käfig auf und ging hinein. Der Geruch der Angst hatte bereits abgenommen und war durch die Filter seiner Maske kaum mehr wahrzunehmen. Posondum hatte nicht viel Unordnung hinterlassen, wofür Fett ihm sehr dankbar war; manche Ware behielt aufgrund ihrer Panik nicht die volle Kontrolle über ihre Körperfunktionen.
    Der Boden des Käfigs war allerdings zerkratzt. Helle, metallisch schimmernde Striche blitzten durch die dunklere Schicht Plastoid unter Boba Fetts Sohlen. Er fragte sich, was die Kratzer verursacht haben mochte. Er achtete immer darauf, seinen Gefangenen alle harten, scharfen Gegenstände abzunehmen, mit denen sie sich selbst verletzen konnten. So mancher Gefangene zog den Selbstmord der Aufmerksamkeit vor, die ihm von denen zugedacht wurde, die das Kopfgeld auf ihn ausgesetzt hatten.
    Fett sah sich in der Ecke des Frachtraums der Sklave I um, in
    die er die Essensschale geschoben hatte. Nil Posondum hatte den grauen Brei überhaupt nicht angerührt, doch eine Seite der Schale war zu einer Schnute mit abgestumpfter Spitze verbogen, die ausreichte, um die Zeichen in den Boden des Käfigs zu kratzen. Der Buchhalter musste daran bis zu dem Augenblick gearbeitet haben, in dem Kud'ar Mub'ats Untersammler durch die Zugangsluke gekrochen waren. Die spinnenartigen Untergebenen hatten ihn mit Fesseln aus Seidenfasern gebunden und anschließend von diesem Gefängnis ins nächste verfrachtet. Aber er hatte vorher möglicherweise Zeit genug gehabt, eine Nachricht zu hinterlassen.
    Doch Fett hatte jetzt keine Zeit, diese Nachricht zu studieren. An seinem Datenblock blinkte eine rote Anzeige und alarmierte ihn, dass seine Rückkehr in die Pilotenkanzel dringend erforderlich war. Der Sprung aus dem Hyperraum konnte nicht mit einer Fernsteuerung bewerkstelligt werden, da die Manövriertriebwerke der Sklave I zu genau abgestimmt und für den Fall, dass einer von Fetts zahlreichen Feinden auf sein Erscheinen wartete, auf minimale Zeitverzögerung eingestellt waren. Und in diesem Moment hielt er genau auf einen Ort zu, an dem absolut jeder einen Groll gegen ihn hegte. Er nahm an, dass der echsengesichtige Trottel Bossk bereits in das Hauptquartier der Gilde zurückgekehrt war, seine Wunden geleckt und sich bei seinem Brutvater Cradossk über seinen unmöglichen Auftrag beklagt hatte. Bossk würde indes nicht erwähnen, weshalb der Auftrag unmöglich gewesen war und wer ihn um seinen Ertrag gebracht hatte. Cradossk war allerdings ein gerisseneres altes Reptil - Boba Fett hatte aufgrund einiger lange zurückliegender Begegnungen mit ihm sogar eine widerwilligen Achtung vor dem Führer der Kopfgeldjägergilde - und würde daher genau
    wissen, wie es um seine nutzlosen Befehlsempfänger stand.
    Die mandalorianische Kampfmontur besaß ein eingebautes optisches Aufzeichnungsgerät, deren winzige Linse an einer Ecke des Visiers angebracht war. Boba Fett beugte sich über die von dem gefangenen Buchhalter zurückgelassenen Kratzer, ohne die geringste Anstrengung zu ihrer Entzifferung zu unternehmen. Eine Sekunde später hatte er die Zeichen gescannt und im Langzeitspeicher seines Helms verstaut. Er konnte sich später darum kümmern, falls ihn überhaupt Neugierde darauf überkam, welch jammervoller Nachruf auf sich selbst dem Buchhalter eingefallen sein mochte. Fett hatte für weinerliches Selbstmitleid nicht viel übrig. In diesem Moment gesellte sich auch noch ein Piepton zu dem roten Blinken: Die Sklave I, seine einzige wahre Gefährtin, verlangte nach ihm.
    Er schüttete das kalte, schmutzige Wasser aus dem Eimer über den Boden des Käfigs und es schwappte und spritzte über das mit Plastoid beschichtete Metall. Es wäre kein großer Verlust, wenn die Füße zukünftiger Gefangener die in den Boden gekratzte Nachricht, was immer sie besagen mochte, allmählich abschliffen. So verhielt es sich mit der Erinnerung an die Toten, die man am besten vergaß und aus dem Gedächtnis tilgte, sobald man den Lohn für ihre schwitzenden Kadaver erhalten hatte. Es kam allein auf den Augenblick an, in dem er das Genick der Ware packte. Bereitschaft war alles.
    Boba Fett stieg über die Leiter in das Cockpit des Raumschiffs, seine Stiefel

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