Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung
Tatooine zu. Der Planet war kaum mehr ein daumennagelgroßer Klecks jenseits des Panoramafensters. Der Felinx streifte um seine Beine und erhob, weil er wieder aufgehoben werden wollte, seine wortlose Stimme.
»Wir haben einen langen Weg zurückgelegt.« Kuat von Kuat nickte, als er seine Gedanken laut werden ließ. »Für nichts.«
Er teilte die Überzeugung des Kom-Wächters über ihren Erfolg keineswegs. Sich in diesem Universum irgendeiner Sache sicher zu sein, war ein törichtes Vorrecht der Jugend. Es war trotzdem einen Versuch wert, dachte Kuat von Kuat. Um der Sorgfalt und um der entlegenen Möglichkeit willen, dass Boba Fett vielleicht doch umzubringen war. Es stand so viel auf dem Spiel, so viele Pläne und höchst verwickelte Intrigen, von denen das Überleben der Kuat-Triebwerkswerften abhing, dass sich jeder Aufwand von Zeit und Kapital lohnte, um Fett nach Möglichkeit von dem vielstöckigen Spielbrett zu entfernen, auf dem die Figuren des Imperiums immer weiter vordrangen. Es gab auch noch andere Mitspieler, die Schwarze Sonne, die Rebellion, kleinere, indes noch weniger appetitliche Imperien wie das der Hutt-Clans und ihresgleichen, aber über die zerbrach sich Kuat von Kuat im Augenblick nicht den Kopf.
Die Gegner wussten ebenso wenig wie die Spielfiguren, wie wichtig Boba Fett in diesem Spiel war. Diese Feststellung bereitete Kuat von Kuat ein gewisses süßsaures Vergnügen. Wenn Fett selbst oder der Imperator jemals dahinter kamen, würde aus dem Spiel schnell Ernst werden. Tödlicher Ernst. Es würde
keine neuen Erben der Kuat-Triebwerkswerften mehr geben, weil das Unternehmen selbst zu existieren aufhören würde. Die Aasgeier des Imperators würden die Überreste unter sich verteilen wie die Knochen eines mit Edelsteinen besetzten Leichnams.
Aber es gab noch eine Menge möglicher Spielzüge, bevor das geschah. Und Kuat war wild entschlossen, jeden einzelnen Zug durchzuführen.
»Ich gehe davon aus«, wandte er sich an den Felinx, »dass wir ihn wieder sehen.« Das war der Hauptgrund, warum er den Befehl für weitere Bombenangriffe auf das Dünenmeer von Tatooine zurückgezogen hatte. In ihm hatte sich die Überzeugung festgesetzt, dass ein neuerliches Bombardement ein vergebliches Unterfangen sein würde. Die Vernichtung von Boba Fett würde sich nicht mit derart vergleichsweise grobschlächtigen Mitteln erreichen lassen. »Er wird noch eine Menge Mordanschläge überstehen, bevor er tot genug ist.«
Er nahm indes an, dass seine Anstrengungen nicht ganz umsonst gewesen waren. Vielleicht habe ich ihn vorläufig aufgehalten. Er würde Zeit gewinnen, um noch ein paar neue Figuren aufzustellen, über dem Spielbrett zu brüten und sich neue Strategien auszudenken.
Der Felinx hatte sich jetzt lange genug geduldet und tat dies seinem Herrn ungehalten kund.
»Bald.« Kuat von Kuat wiegte das Tier abermals in der Armbeuge und kraulte müßig die Stelle hinter dem Ohr, die dem Tier am meisten behagte. »Vielleicht noch eine kleine Weile. Aber lange wird es nicht mehr dauern.«
Das tat es nie, wenn man sich mit Boba Fett einließ. So war es
schon, als die Spielfiguren Kreaturen wie der scheußliche Sammler Kud'ar Mub'at und die Mitglieder der Kopfgeldjägergilde gewesen waren. Damals hatte sich das Spiel mit tödlicher Geschwindigkeit entwickelt.
»Nicht mehr lange«, murmelte Kuat von Kuat wieder. »Ganz und gar nicht mehr lange.«
14
DAMALS
»Da kommt was Großes auf uns zu.« Bossk zeigte ein gezacktes, hässliches Grinsen. »Etwas sehr Großes.«
Boba Fett lehnte sich gegen die Wand hinter der Steinbank. Nichts von dem, was ihm der Trandoshaner sagte, konnte ihn überraschen. Das große Reptil hatte nur noch nicht begriffen, wie weit hinter den Ereignissen zurückzuliegen ihm bestimmt war. Vielleicht kommt er ja noch dahinter, dachte Fett. Bevor er stirbt.
»Weiter«, sagte er. Für den Moment lag für ihn ein gewisser Vorteil darin, sich unwissend zu geben. »Erzählen Sie mir davon.«
»Eine Sekunde.« Bossk drehte den schuppigen Kopf und schaute sich in Boba Fetts vorübergehendem Quartier in der Hauptniederlassung der Kopfgeldjägergilde um. Er hatte die an eisernen Scharnieren hängende Tür bereits mit einem Stoß seiner Kralle hinter sich zugestoßen. »Das ist nichts«, knurrte er mit gesenkter Stimme, »über das jeder Bescheid wissen müsste.« Die Prüfung durch seine geschlitzten Augen überzeugte ihn anscheinend davon, dass in den Spalten der klammen Steine keine
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