Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
Spann langsam und ließ dabei die braune Flüssigkeit in dem Schwenker kreisen und sah zum Fenster hinaus, »am meisten mag ich an den Staaten, dass die Leute hier so offen sind. Ich meine, klar, in diesem Land gibt es auch eine ganze Menge Scheiße, aber die Amerikaner haben keine Angst davor, sie auch anzusprechen. Ich glaube, dazu gehört eine ganze Menge Mumm: Die sind viel ehrlicher als wir.«
»Vielleicht«, sagte Scarlett und sah dabei in ihren Ausschnitt.
Eine Viertelstunde später wurde die Rechnung gebracht. Obwohl Scarlett darauf bestand, alles zu bezahlen, lehnte Katherine Spann das ab. »Das ist nicht mein Stil«, sagte sie. Also teilten sie den Betrag fifty-fifty und gingen dann hinaus.
Sofort drangen die vielen Düfte des Pike Place Market auf ihre Sinne ein: das Fleisch, der Fisch, die Gewürzläden, die Bäckerläden und die Imbissstände. Und über allem hing die würzige Salzluft vom Meer, die den Puget Sound heraufwehte und an ihren Kleidern zupfte. Dicht vor dem Restaurant stolperte Rick Scarlett und wäre hingefallen, wenn Spann ihn nicht festgehalten hätte. »Du hast zu viel getrunken«, meinte sie.
»Unsinn«, sagte der Mann und fand sein Gleichgewicht wieder. Sie sah auf die Uhr.
»Wir sollten zusehen, dass wir zum Sea-Tac Flughafen kommen«, sagte Katherine Spann. »Lass uns ein Taxi rufen, sonst verpassen wir unser Flugzeug.«
Scarlett regte sich nicht von der Stelle, sondern packte sie am Arm. Sie standen auf der obersten Stufe einer Holztreppe, die zur Straße hinunterführte. Vor ihnen dehnte sich schwarz die Elliott Bay.
»Dir scheint das sehr viel zu bedeuten, hm?«
»Was meinst du?«, sagte Spann. »Sprichst du immer in Rätseln?«
»Ich meine, wo du doch eine Frau bist und man dich jetzt zum Corporal befördert hat und alles das. Das ist doch eine Leistung. Du bist eine der Ersten.«
Die Frau schüttelte enttäuscht den Kopf. »Rick«, sagte sie ruhig, »ich bin genauso alt wie du. Ich bin genauso lange Cop wie du. Und dich hat man auch zum Corporal befördert. Was hat es da mit dieser Beförderung zu tun, dass ich eine Frau bin?«
Scarlett zuckte die Achseln. »Du weißt doch, was ich meine.«
»Nein, Rick, weiß ich nicht.«
»Schau, Kathy. Mein Vater war schon damals bei der Truppe, als sie noch auf der Prärie eingesetzt war. Ich habe mir, solange ich mich erinnern kann, gewünscht, bei der RCMP zu sein. Auf die Weise bin ich jetzt, wo ich bin.«
»So? Ich bin hier wegen …«
»Wegen dem Feminismus und wegen der Frauenbefreiung. Das kommt bei dir ja aus allen Poren.«
»Oh, tatsächlich?«
»Aber sicher. Du genießt es, Männer in einem Bereich zu schlagen, der traditionell den Männern gehört hat. Für dich ist das eine Herausforderung, und das bewundere ich.«
»So siehst du das also?«
»Ja, und das solltest du auch. Wenn du das nicht erkennst, bist du blind.«
»Und mit wem rede ich gerade? Mit Rick Scarlett? Oder mit zwei Flaschen Châteauneuf du Pape?«
»Ich bin nicht betrunken.«
»Ich glaube schon.«
»Komm schon, Kathy, gib’s doch zu. Sei ehrlich zu dir. Ganz tief drinnen bist du doch genauso wie wir anderen auch. Du willst Macht. Und du willst vorankommen. Daran ist nichts Unrechtes.«
»Jetzt komm, Rick, lass uns …«
»Und du magst es, wenn du gevögelt wirst.«
Katherine Spanns Gesicht verdunkelte sich und sie trat einen Schritt zurück.
»Schau mich nicht so entsetzt an. Das ist nicht verboten.«
Wieder schüttelte die Frau den Kopf. »Lass uns jetzt zusehen, dass wir unser Flugzeug erwischen.«
»Nein, lass uns nicht, Kathy. Lass uns hierbleiben und ein wenig Spaß haben. Glaub mir, das wird es wert sein. Dafür werde ich sorgen.«
»Jetzt komm schon, Romeo. Lass uns nach Hause gehen.«
Scarlett packte fester zu. Er hatte ihren Arm noch nicht losgelassen. »Behandle mich nicht wie ein kleines Kind.«
»Dann hör auf, dich so zu benehmen. Und lass mich los.«
Scarlett ließ ihren Arm fallen und sein Blick wurde zornig. »So, jetzt kommst du mir mit der kalten Tour, wie? Sag mir, Frau, was muss ein Typ tun, damit er bei dir landen kann?«
»Halt jetzt die Klappe, Rick. Das war ein netter Abend. Wir wollen ihn uns nicht verderben.«
»Gib mir Antwort! Was ist los! Magst du Männer nicht?«
»Rick«, sagte sie langsam und fing jetzt an, die Zähne zusammenzubeißen. »Ich arbeite mit dir zusammen und du gehörst mit zum Job. Ich mag dich als Partner, aber sonst kann nichts zwischen uns sein. Kannst du das nicht
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