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Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Titel: Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Slade
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pummelige, verschrumpelte, kleine alte Frau mit weißem Haar und hervortretenden blauen Augen, in denen ein Hauch von Boshaftigkeit flackerte. Ich hätte zehn Dollar gewettet, dass sie über 75 war. Sie trug ein altmodisches, unattraktives Wollkostüm und am Hals eine Brosche.
    »Zeigen Sie mir Ihre Plakette noch einmal?«, bat sie, als sie mich durch die Tür komplimentiert hatte.
    »Aber selbstverständlich, Ma’am«, sagte ich. Ich gab ihr das Etui, in dem mein Ausweis neben der Plakette steckte.
    »Hier steht, dass Sie Almore Flood heißen«, sagte sie und musterte mich scharf. »Meine Mutter hat immer gesagt, dass man seinen vollen Namen nennen soll. Deshalb bekommt man ihn schließlich.«
    »Ja, Ma’am. Aber gelegentlich bringen die Leute ihn mit dem Hasen Bugs Bunny in Verbindung.«
    Elvira Franklen lächelte. »So wie Meyer Meyer«, sagte sie. »Man sollte meinen, dass die Menschen allmählich dazulernen.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Meyer Meyer, Detective Flood. Revier 87. Sie müssen doch sicher auf der Polizeischule diese Bücher lesen?«
    »Ma’am?«
    »Hat Ihnen schon einmal jemand gesagt, dass Sie wie Jack Webb reden?« Ihre Stimme klang plötzlich um mehrere Oktaven tiefer und sie knurrte: »Bloß die Fakten, Ma’am.«
    Sie machte sich über mich lustig. Diesmal lächelte ich .
    »Erinnern Sie sich, wie die immer am Ende von Stahlnetz diese verschwitzte Hand hatten, die mit einem schweren Hammer die Buchstaben ›Mark VII‹ wegdrückte? Wussten Sie, dass das Jack Webbs Hand war? Ich mag Schauspieler, die ihre eigenen Stunts machen, Sie nicht? Hätten Sie gerne eine Tasse Tee?«
    »Vielen Dank. Ja, gerne.«
    »Darjeeling oder Poonakandy? Queen Elizabeth trinkt Poonakandy. Das sollte für uns auch gut genug sein.«
    »Ja, Ma’am«, sagte ich. »Da kann man nichts falsch machen.«
    Sie führte mich durch einen düsteren, mit dunklem Holz vertäfelten Korridor voller Royal Doulton Figuren, komplimentierte mich in ein Wohnzimmer und ließ mich dort warten, während sie den Teekessel aufsetzte. Ich kam mir vor wie in einem Museum. Überall um mich herum waren Regale und diese winzigen antiken Tische. Auf einem der Tische standen sämtliche Krönungstassen seit der Zeit von Queen Victoria, auf einem anderen Porzellan, umgeben von Fotos von Prinz Charles und Prinzessin Diana. Prinz William hatte sein eigenes, winziges Tischchen. Das Mobiliar im Zimmer sah so alt und so unstabil aus, dass ich aus Angst, es zu zerbrechen, nicht wagte, mich hinzusetzen. Aber das Beste waren die Bilder an den Wänden. Ich zählte 52. Alles Krimiautoren. Alle in Silberrahmen. Und unter jedem Foto ein Autogramm.
    Ich hörte Porzellan klimpern und als ich mich umdrehte, sah ich Elvira Franklen einen Teewagen ins Zimmer schieben. Zwei zerbrechlich wirkende Tassen standen auf ihm, eine silberne Teekanne unter einem gestickten Häubchen, ein Sahne- und Zucker-Set, zwei Löffel, zwei Messer und ein mit so vielen Scones und Muffins und Eclairs und sonstigem Gebäck überhäufter Teller, dass man damit die ganze britische Expedition zu den Falklandinseln hätte verköstigen können.
    »Ich sehe, Sie haben sich meine Bilder angesehen?«
    »Ja«, sagte ich. »Eine recht beeindruckende Gesellschaft.«
    Sie lächelte und dabei zersprang ihr Gesicht in hundert Stücke.
    »Das Bild von Conan Doyle ist mir natürlich das liebste. Er hat es kurz vor seinem Tod persönlich für mich signiert. Nehmen Sie ein oder zwei Stück Zucker, Detective Almore Flood?«
    »Eines, vielen Dank«, sagte ich.
    Sie schenkte mir eine Tasse Tee ein und bot mir dann das dick machende, auf dem Teewagen bereitstehende Festmahl an. Ich nahm ein Eclair. Während ich damit beschäftigt war, beobachtete mich Agatha Christie von einer der Wände.
    »So, und jetzt erzählen Sie, Detective. Was führt Sie zu mir?«
    »Ich hatte gehofft, dass Sie mir vielleicht helfen könnten, einen Killer zu fangen, Ma’am.«
    Ich war überzeugt, sie wäre nicht überraschter gewesen, wenn in diesem Augenblick Edgar Allen Poe ins Zimmer getreten wäre. Oder, um es genau zu sagen, erfreuter.
    »Ich?« Sie richtete sich kerzengerade auf und stellte ihre Tasse weg.
    »Miss Franklen«, sagte ich und senkte meine Stimme, so dass Raymond Chandler an der Wand es kaum hören konnte, »jemand hat eine Leiche ausgegraben und sie uns sozusagen vor die Tür gelegt. Die Leiche war mit Erde und Blättern bedeckt und in eine Plastikplane gehüllt. Die Blätter stammen von zwei unterschiedlichen

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