Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
Rick Scarlett.
Wir grinsten alle und William Tipple sagte: »Nicht schlecht, aber ich glaube, den Preis kriegt Mad Dog. Ist jemand anderer Meinung? Okay, Rabid. Sechs Quarters.«
»Was ist das hier?«, fragte ich. »Ein Familientreffen?«
»Nee«, erklärte Bill Tipple. »Bloß Zufall. Scarlett, Spann und ich sind hier, um mit dem Anklagevertreter vom Justizministerium über weitere Anklagepunkte gegen Rackstraw zu sprechen. Wir wollen ihn wegen Import von Kokain und wegen Verschwörung. Macdonald und Lewis sind hier, um wegen des Auslieferungsantrags der USA gegen Matthew Paul Pitt auszusagen. Und Mad Dog sagt in einer Diebstahlssache aus.«
»Seit die die Squad aufgelöst haben, ist es richtig langweilig geworden«, sagte Rabidowski. »Ich wünschte, wir hätten ihn nicht erwischt.«
»Vielleicht haben wir das auch nicht«, sagte ich.
In diesem Augenblick und mit dieser Bemerkung wurde mir plötzlich bewusst, wie es wohl Colonel Tibbets zumute gewesen sein musste, als er die Atombombe über Hiroshima abwarf.
Also sagte ich ihnen, was mich störte. Weshalb sollte ein Mann mit völlig normalem Sexualverhalten losziehen und Frauen vergewaltigen und töten und doch nie einen Orgasmus haben? Weshalb brachte er sie nicht einfach um, wenn das alles bloß eine psychologische Sache war? War es nicht wahrscheinlicher, dass der Killer ein Typ war, den es zur Raserei brachte, dass er es nie schaffte, zum Höhepunkt zu kommen? Vielleicht hatte er sich einmal eine Syphilis eingefangen und hasste alle Frauen.
Sehr willkommen war meine Theorie nicht.
Zuerst sah Scarlett mich ganz seltsam an, dann stand er auf und ging weg.
Die anderen folgten ihm unter diversen Vorwänden kurz darauf.
Dann saß ich ganz allein mit einer schnell kalt werdenden Tasse Kaffee am Tisch. Ich war in eine Sackgasse geraten und wusste das auch.
Man kann eben nicht immer gewinnen.
Ist der Mensch nicht verloren? Jetzt frage ich dich: Ist das nicht eine dämliche Frage? Hast du deshalb zu trinken angefangen, Dad? Wenn das der Grund war, könnte ich es verstehen.
Als ich die Headhunter-Akten ins Archiv zurückbrachte, rutschte das Negativ aus einem der Aktendeckel und fiel auf den Boden. Ich bückte mich, um es aufzuheben.
Ich hatte bereits entschieden, dass es Zeitvergeudung war weiterzumachen; die Ermittlungen waren abgeschlossen, und Genevieve hatte ihr Problem gelöst. Außerdem hatte ich anderes zu tun. Das Verbrechen wartet nie auf einen.
Seltsamerweise hatte ich das Foto völlig vergessen. Vielleicht war das Verdrängung, etwas von der Art, was Dr. Ruryk mir beschrieben hatte. Aber in dem Augenblick, in dem ich das Negativ ans Licht hielt, wusste ich, dass ich es mit nach Hause nehmen würde.
Im Augenblick steckt es dort drüben in meinem Vergrößerer. Mir ist ein wenig mulmig, aber ich weiß, dass ich es vergrößern werde. Mein ganzes Leben ist mittlerweile nicht mehr viel mehr als geistiger Masochismus.
Kannst du mich hören, Vater? Bist du dort draußen und hörst zu?
Erinnerst du dich, wie du mich damals verdroschen hast, weil ich mit unserem Nachbarn gestritten hatte? Wie wütend ich auf dich war? Ich hab zu dir gesagt, dass du nichts taugst, weil du aus jedem Job rausfliegst.
Nun, Vater, es tut mir leid. Glaub mir, ich wünschte, ich hätte das nie gesagt.
Ich habe seitdem tausendmal Buße getan und gehofft, dass du zuhörst.
Ich bin schuld an deinem Tod, nicht wahr? Du hast diesen Job angenommen, weil ich das damals gesagt habe?
Wenn ich nicht gewesen wäre, hättest du nie in diesem Flugzeug nach Toronto gesessen, oder?
Es tut mir so leid, Dad. Denn jetzt bin ich auch verloren.
Ich schätze, wir sind beide ziemliche Blödmänner. Ich mit meiner Zwangsvorstellung. Und du mit deiner Sauferei.
Ich fühle mich armselig, Vater. Kannst du mir irgendwie verzeihen? Glaub’s mir, ich tue Buße.
Pass auf, jetzt vergrößere ich es!
So, jetzt ist’s erledigt.
Ich habe das Negativ in den Rahmen meines Vergrößerers gelegt. Dann habe ich mir das Bild auf der Grundplatte angesehen und das Papier belichtet. Jetzt ist das Bild des Kopfes hundertmal so groß wie normal.
Sieh es dir mit mir an, Vater. Ich will nicht allein sein.
Herrgott, wie gut ein Negativ doch die Farbtöne wiedergibt. Viel besser als ein Polaroid. Schau dir ihr Gesicht an, schau, wie das Entsetzen in ihren Muskeln erstarrt ist. Schau dir die straff gespannte graue Haut an und wie ihr die Augen hervortreten. Schau dir ihr Haar an, wie schwarz es ist, wie die
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