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Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Titel: Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Slade
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Augen waren schmutzig braun, seine Gesichtszüge so scharf und definiert wie sein ganzer Körper. Seine Muskeln waren straff, seine Bewegungen fließend. Athletisch definierte ihn wohl am besten.
    »Wir sehen uns dann unten«, sagte Katherine Spann, machte auf dem Absatz kehrt und entfernte sich in Richtung Umkleideraum
    Jemand pfiff ihr nach.
    Umkleideräume – selbst Gemeinschaftsumkleiden – ähneln sich auf der ganzen Welt. Der alles durchdringende Schweißgeruch. Das sichere Wissen, dass in wenigstens einer Ecke der Fußpilz lauert. Und wenn Männer anwesend sind haben die Gespräche immer etwas leicht Anzügliches an sich. Männer in Umkleideräumen verhalten sich immer so.
    Als Katherine Spann die Treppe von der 4949 Heather Street herunterkam, standen unten zwei Männer und eine Frau und unterhielten sich.
    »… er hatte ein richtiges Pennergesicht«, sagte einer der Männer.
    »Ein Pennergesicht? Was meinst du damit?«
    »Ach, du weißt schon, so ein Typ mit dicken Apfelbacken und straff gespannter Haut. Und der Mund, immer irgendwie zusammengekniffen. Ein Arschgesicht eben.«
    »Sprichst du immer so von Richtern?«, fragte die Frau in der Gruppe.
    »Immer«, nickte Ed Rabidowski.
    »Mad Dog« Rabidowski war 32, ein echter Charles-Bronson-Typ: breite Schultern, überentwickelte Muskeln, latent gewalttätig. Sein Gesicht sah aus wie ein Stück roh behauener Stein. Hohe Backenknochen mit leicht orientalisch wirkender Schräge, die Nase schmal, der Mund dünn, etwas abstehende Ohren, kohlschwarzes Haar, buschige schwarze Augenbrauen und ein schwarzer, herunterhängender Schnurrbart. Dazu Augen vom Blau eines Gewehrlaufs.
    Der Vater von Mad Dog war Fallensteller am Yukon gewesen und Rabidowski hatte schon als Sechsjähriger einem Eichhörnchen mit einer 22er-Büchse auf 100 Meter Distanz ein Auge ausschießen können. In Ottawa hatte Rabidowski den albanischen Scharfschützen erledigt, der über Hongkong aus China eingereist war, um den sowjetischen Premier Kossygin bei seinem Staatsbesuch in Kanada zu ermorden. Das hatte Mad Dogs Ruhm begründet. Und dann hatte er die letzten fünf Jahre bei den jährlichen Wettbewerben der RCMP ohne Unterbrechung jedes Mal die Trophäe sowohl im Pistolen- wie auch im Karabinerschießen gewonnen. Wenn er Uniform trug, konnte man am Ärmel auffällig die beiden Abzeichen für Gewehr und Pistole sehen – jedes mit einer Krone darüber, um den Meisterschützen zu bezeichnen. Im Augenblick freilich war Rabidowski bis zu den Hüften nackt.
    »Ihr könnt’s mir glauben«, fuhr der Mad Dog fort, »ein Anwalt mit einem Arschgesicht wird immer Richter.«
    »Also hör mal!«, sagte die Frau.
    »Entschuldigung«, sagte Katherine Spann und unterbrach damit das Gespräch. »Darf ich bitte durch?«
    »Oh, nicht schon wieder eine Tussi«, seufzte der Mad Dog leicht angewidert. »Hier wimmelt es ja förmlich von Tussis!«
    »Da sehnst du dich wohl nach der guten alten Zeit, oder?«, erwiderte Spann sarkastisch.
    »Das darfst du laut sagen«, sagte Rabidowski durch und durch ehrlich.
    Spann ließ es dabei bewenden. So, wie sie es auch bei Scarlett dabei hatte bewenden lassen. Um ehrlich zu sein, hatte diese Einstellung sie im Job seit dem ersten Tag ihrer Ausbildung in Regina 1974 begleitet. Und das war nicht anders zu erwarten gewesen. 1974 war das erste Jahr, in dem die Truppe Frauen eingestellt hatte: Die vorangegangenen 101 Jahre war die RCMP ein elitärer Männerclub gewesen. Selbst heute arbeiteten die meisten Männer nicht gern mit einem weiblichen Partner zusammen; tief im Innersten hatten sie Angst, keine Unterstützung zu finden, wenn es hart auf hart ging oder es zu einem Schusswechsel kam. Eine Frau schaffte das einfach nicht. Jeder Mann wusste das.
    In der Alltagsarbeit der Polizei war diese frauenfeindliche Einstellung nicht so offenkundig, Die meisten Männer gaben sich vielmehr die größte Mühe, mit ihren weiblichen Kollegen zurechtzukommen. Und das war, mehr als alles andere, die wahre Wurzel des Problems.
    Aber Rabidowski war natürlich anders: Was er von dem Thema hielt, blieb nie unausgesprochen. »Du bist Scarletts Partner, nicht wahr?«, fragte der er Spann. »Du solltest dem Mann einen Gefallen tun, ey. Versuch nicht, ihn abzulenken. Er wird zu tun haben.«
    Nach diesen Worten schob sich Rabidowski eine Zigarette zwischen die Lippen und riss mit dem Daumennagel ein Streichholz an.
    Als der Phosphor aufflammte, wandte Spann sich der anderen Frau in der Gruppe zu und

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