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Der Krake

Der Krake

Titel: Der Krake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Fehlinformation.«
    »Mir egal ...«
    »Mir nicht. Die Leute müssen informiert werden. Da braut sich was zusammen. Woher wissen Sie von all dem? Wer hilft Ihnen?«
    »Niemand. Oh, Jesus.«
    »Ich kann nichts für Sie tun.« Er sprach nicht gerade in freundlichem Ton zu ihr, hörte sich aber auch nicht aggressiv an. »Und ich spreche nicht für die See.« In seinem Ton lag eine Mischung aus Gereiztheit und Besorgnis. Sie hatte den Eindruck, dass dieser Mann, der voll und ganz von dem frommen Wunsch erfüllt war, die Welt möge durch Wasser ausgelöscht werden, die Städte der Menschheit mögen von Aalen und Seegras rekonfiguriert werden, die versunkenen Straßen mögen von den Leichen der Sünder gedüngt werden, ein durchaus anständiger Bursche war.
    »Sie müssen vorsichtig sein«, sagte er. »Bringen Sie sich nicht in Schwierigkeiten. Sie brauchen Schutz. Diese Stadt ist immer gefährlich, aber momentan steht sie kopf. Und sie werden auf manche Zehen treten. Suchen Sie sich Schutz. Sie tragen überhaupt nichts, was?« Er fasste sich an die Brust, an eine Stelle, an der ein Amulett hängen könnte. »Sie werden sich noch umbringen. Das bringt Ihren Typen auch nicht zurück, nicht wahr?«
    Sie wollte sagen, ich bin kein Kind, aber seine schroffe Nettigkeit raubte ihr den Mut. »Hören Sie auf. Und wenn Sie es nicht tun, dann gehen Sie zu jemandem wie Murgatroyd oder Shibleth oder Butler oder irgendwem. Prägen Sie sich diese Namen ein. In Camden oder Borough. Sagen Sie ihnen, Sellar hätte sie geschickt.«
    »Hören Sie«, meinte Marge. »Können Sie, kann ich Ihre Nummer haben? Kann ich mit Ihnen über all das reden? Ich brauche Hilfe. Kann ich ...?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich kann Ihnen nicht helfen. Ich kann es nicht. Es tut mir leid. Das sind geschäftige Zeiten. Gehen Sie jetzt.« Er tätschelte ihre Schulter, als wäre sie ein Tier. »Viel Glück.«
    Marge verließ das abweisende Woolwich. Sie blickte nicht zurück zu dem scheußlich flachen Kuppelbau, ganz weiß, als wäre er krank. Ihre beste Spur hatte ins Nirgendwo geführt. Sie musste etwas anderes versuchen. Und vielleicht würde sie den Rat befolgen und sich Schutz suchen.
    Ihre beste Spur hatte ins Nirgendwo geführt, doch sie selbst hatte ebenfalls eine Spur gelegt, auch wenn Marge davon nichts wusste. Die Enthüllung, derzufolge Billy Harrow, der geheimnisvolle Krakenprophet, womöglich doch nicht die treibende Kraft hinter dem Verschwinden des Götterlings war, war bedeutsam.
    Die Armeen der Gerechten mussten davon erfahren. Die See musste davon erfahren.

48
    Jason Smyle, das proletarische Chamäleon, hörte zu, als Billy ihn bat, einen unbezahlten Auftrag zu übernehmen.
    »Sie sind Danes Freund«, sagte Billy.
    »Ja«, sagte Jason.
    »Tun Sie es für ihn«, bat Billy.
    Billy hatte nicht gewusst, wo Jason war, und er hatte keine Zeit gehabt, ein Treffen einzufädeln. Er hatte einfach Wati die Nummer des Telefons gegeben, das er - ohne große Probleme, trotz der elenden Nachwirkungen des Überfalls - gestohlen hatte. Wati hatte Jason aufgestöbert und ihm die Nummer gegeben.
    »Haben Sie kapiert, was passiert ist?«, fragte Billy. »Sie haben ihn entführt. Chaosnazis. Sie wissen, was das bedeutet.« Billy kam sich vor, als wüsste er es auch, als gehörte dergleichen schon seit langer Zeit zu seinem Leben. Anders als er selbst hatte Dane jedoch keinen Angelus ex machina, der über ihn wachte.
    »Was wollen Sie von mir?«, sagte Jason. Billy hatte sogar noch am Telefon das Gefühl, er würde ihn von irgendwoher kennen.
    »Wir müssen ihn finden, und wir müssen herausfinden, was los ist. Hier haben sich ein paar üble Kräfte verbündet. Passen Sie auf.« Billy klemmte sich das Telefon zwischen Ohr und Schulter und schlüpfte durch einen Riss im Zaun in einen abgesperrten Hof. »Diese Nazis werden vom Tattoo bezahlt. Und dessen Leute haben auch Watis Streikposten übel mitgespielt. Zusammen mit der Polizei.
    Wir müssen wissen, wie tief diese Verbindungen gehen. Nach allem, was wir wissen, wäre es möglich, dass die Cops Dane festhalten. Sie sind offensichtlich in irgendeiner Weise in die Angelegenheiten des Tattoos verwickelt. Zumindest müssen sie wissen, wo er ist. Darum brauchen wir Sie. Aber selbst wenn wir die Nazis finden, dann könnten Sie sich bei denen nicht einschleichen, richtig? Das würde nicht funktionieren.«
    »Nein«, bestätigte Jason. »Sie sind nicht abhängig beschäftigt, damit ist das zum Scheitern verurteilt. Sie

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