Der Krake
Grisamentum?«
»Was?« Er stierte sie an. »Warum fragen Sie?«
»Ich habe mir nur diese Akten auf Ihrem Schreibtisch angesehen. Die über Tattoos Leute. Und da waren auch Grizzos Akten. Jetzt frage ich mich, was das zu bedeuten hat.«
»Ach so«, sagte er. »Tja, das stimmt. Die beiden ... Sie marschieren im Gleichschritt. Das war immer so, wenn Grisamentum in der Nähe war. Was er, wie wir inzwischen verdammt gut wissen - sind wir uns einig? - anscheinend immer noch ist. Die Komplizen des einen können ebenso gut die Komplizen des anderen sein.«
»Warum?«, fragte Collingswood. »Das ergibt doch keinen Sinn. Sie haben einander gehasst.«
»Sie wissen doch, wie dieser Mist funktioniert«, entgegnete Vardy. »Deinen Freunden sei nah, deinen Feinden näher. Bestechung, Verrat, was auch immer.«
Sie wackelte mit dem Kopf. »Wenn Sie es sagen, Kumpel. Aber ich weiß nicht ... Griz' Haufen hat ihn angebetet, nicht wahr? Seine Leute waren alle irre loyal.«
»Niemand ist loyal genug, um nicht käuflich zu sein«, konterte Vardy.
»Ich habe vergessen, mit was für einer bekloppten Truppe er sich am Ende getummelt hat«, gestand Collingswood. »Griz, meine ich. Ich habe mir die Akten angesehen.« Vardy musterte sie mit einer hochgezogenen Braue. »Ärzte, Todesmediziner ... sogar Pyros, nicht wahr?«
»Ja, das ist richtig.«
»Und Sie vermuten, dass einige von denen jetzt für das Tattoo arbeiten, ja?«
Vardy zögerte kurz, dann lachte er, was gar nicht zu ihm passte. »Nein«, sagte er. »Wie sich herausgestellt hat, tun sie das nicht. Aber das ist kein Grund, sie nicht zu überprüfen.«
»Also sind Sie immer noch hinter denen her?«
»Ja, verdammt, das bin ich. Ich bin hinter jedem von denen her, hinter jeder Spur, und zwar so lange, bis ich verdammt sicher weiß, dass sie nichts mit dieser Kalmargeschichte zu tun haben, sei es nun in Grisamentums Auftrag oder im Namen des Tattoos. Oder auf eigene Rechnung. Sie machen Ihren Job, ich mache meinen.«
»Ich dachte, Ihr Job wäre es, irgendwelche blöden, gottgefälligen Geister zu channeln und heilige Bücher zu rezensieren.«
»Also gut, alle beide«, ging Baron dazwischen. »Beruhigen Sie sich wieder.«
»Warum zum Henker können wir diesen Kalmar nicht finden, Boss? Wer hat ihn? Das wird langsam albern.«
»Collingswood, wenn ich das wüsste, dann wäre ich der Commissioner der Met. Lassen Sie uns doch wenigstens versuchen, auseinanderzuklauben, wer wer ist in diesem Durcheinander. Unsere Chaosnazis, unsere Wichsritzen - danke, Constable - zählen also neuerdings zu den Mitarbeitern des Tattoos. Genau wie jeder andere in dieser Stadt.«
»Nicht jeder«, wandte Collingswood ein. »Es sind Waffenwirte in der Gegend, aber die werden von jemand anderem bezahlt. Niemand weiß, von wem, und darum fühlt sich auch niemand mehr sonderlich sicher.«
»Tja, das wird dann wohl unser Kalmarnapper sein«, sagte Vardy. »Also, wer bezahlt sie?«
»Konnte ich nicht zurückverfolgen. Die haben auf Flüstermodus geschaltet.«
»Dann scheuchen Sie sie auf«, sagte Baron.
»Boss, was denken Sie, versuche ich zu tun?«
»Prächtig«, sagte Baron. »Wie ein Zen-Koan, nicht wahr? Ist es besser oder schlechter, wenn heilige visionäre Schützen zusammen mit den Chaosnazis gegen uns kämpfen oder wenn sie gegen die kämpfen und wir direkt dazwischen stehen? Beantworten Sie mir das, meine lieben kleinen Bodhisattwas.«
»Können wir bitte«, bemerkte Vardy, »erst einmal ermitteln, was mit diesem Burschen los ist? Hat einer von denen mit uns geredet?«
»Aber gewiss«, sagte Baron. »Er musste sich erst eine passende Erklärung dafür zurechtlegen, wie schnell ich ihn habe umdrehen können, ehe er unter dem Gewand der Glorifizierung des Chaos anfangen konnte, mich mit Hilfe der Wahrheit in Angst und Schrecken zu versetzen, a-bla-di bla-di bla, dieser kleine Saftsack hat gesungen wie die herrlichste Nachtigall.«
»Und?«, fragte Vardy.
»Und Dane Parnell geht es gerade nicht allzu gut. Sie haben unseren Verbannten gefangen genommen, wie es aussieht. So viel hat er jedenfalls gesehen ...«, er deutete mit dem Kinn durch das Fenster, »... ehe er das Bewusstsein verloren hat. Womit der kleine Billy mutterseelenallein durch die Stadt läuft. Was macht er jetzt wohl?«
»Mag ja sein, aber er ist auch nicht vollkommen hilflos, oder?«, wandte Collingswood ein. »Ich meine, wenn ich mir das so ansehe ...« Sie zeigte lässig auf den ernsthaft verwundeten Mann. »Es ist ja
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