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Der Krake

Der Krake

Titel: Der Krake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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getan hatte. Ließ man das außen vor, war nichts Ungewöhnliches an seinem Auftreten. Sehr englisch, weiter nichts. Und die Erkenntnis, dass er bereit war, für seinen Glauben zu sterben, dass sie alle es waren, war nicht minder erschreckend, als erführe er das Gleiche über die höflichen, dezent gekleideten Angehörigen irgendeiner ländlichen Kirchengemeinde.
    »Warte«, sagte Billy. »Was, wenn du versagst? Wenn du versagst, ist das letzte Wort gesprochen.«
    »Billy, Billy, Billy.« Dane interessierte es einfach nicht, ob die Welt überdauerte.
    »Morgen Nacht, Billy«, sagte Dane. »Ich weiß, wo Grisamentum ist.«
    »Woher?«
    »So viele alte Tintenfabriken gibt es nicht in dieser Stadt, Kumpel. Ich habe Wati hingeschickt, als er das letzte Mal wach war. Da sind beinahe überall Statuen.«
    »Die können doch nicht so dumm sein, oder? Sie werden sie doch nicht dort gelassen ...«
    »Nein, aber sie sind so ziemlich überall, also liefert der Ort, an dem keine ist, an dem nichts ist, das Wati nutzen könnte, die eigentliche Information. Jemand hat sich Mühe gegeben, ihn fernzuhalten. Ich weiß, wo Grisamentum ist, und er hat keine Ahnung. Morgen, Billy.«
    Als sie hinausgingen, wartete Saira schon über dem Erdboden auf sie. »Endlich«, sagte sie. Sie war nervös, sah sich ständig um und schluckte krampfhaft. Ein junger Londonmantiker war bei ihr. Die Polizei würde noch eine Weile auf sich warten lassen. Es gab genug andere Dinge, die ihre Zeit beanspruchten, und eine unbedeutende kleine Kirche, die irgendwelchen Vandalen zum Opfer gefallen war, genoss zu diesem Zeitpunkt keine besondere Priorität. »Billy, ich habe eine Botschaft für dich.«
    »Was?«
    »Die Stadt hat sie übermittelt. Bax hat es gehört. Sie stammt von deiner Freundin Marge.«
    »Marge? Was soll das heißen? Marge?«
    »Sie hat sich bei uns gemeldet«, sagte Saira. »Sie hat geantwortet. So, wie du Kontakt zu ihr aufgenommen hast. Über die Stadt.«
    Billy erinnerte sich an die sonderbare londonmantische Vermittlung, an seine Botschaft, die er im Flüsterton der Finsternis im Inneren eines Briefkastens mitgeteilt hatte. An die er seither kaum noch gedacht hatte. Prompt schämte er sich, weil er in dieser Nachricht eine Art therapeutischer Übung gesehen hatte, die ihm helfen sollte, sich besser zu fühlen. Vielleicht war sie das auch gewesen, aber wie hatte er so stumpfsinnig sein können, so bar jeglichen Vorstellungsvermögens, zu bezweifeln, dass sie vor allem war, was man ihm gesagt hatte: eine Nachricht? Und wenn Marge sie erhalten hatte, wie kam er dann auf die Idee, sie würde sich fernhalten, nur weil er sie beschworen hatte, es zu tun?
    Ein gewisser Schwindel ergriff ihn, als er überlegte, was sie alles getan, wie viel sie durchgemacht und erlebt haben musste, um an diesen Punkt zu gelangen, den Punkt, an dem sie in der Lage war, ihm auf diese Weise eine Nachricht zukommen zu lassen. Ohne, so dachte er, einen Dane, der ihr den Weg zeigte. Und in der Erkenntnis, dass ihr Geliebter tot war. Die Suche nach den Hintergründen seines Todes musste sie auf diesen Weg geführt haben. Seine Botschaft musste sie erst auf die Reise geschickt haben. Er schloss die Augen.
    »Ich wollte sie da raushalten«, sagte er. Eine letzte Unaufrichtigkeit vor sich selbst. Im Stillen leistete er Abbitte. Nun steckte sie mitten drin. »Jesus, was ist da los? Was hat sie gesagt?«
    »Sie will, dass du dich mit ihr triffst«, erklärte der Mann, der auf den Namen Bax hörte. »Sie ist in einer Tiefgarage in Hoxton. Das Tattoo ist bei ihr.«
    »Was?«, keuchte Billy, und Dane blieb ruckartig stehen.
    »Das ist nicht ganz das, was sie gesagt hat«, korrigierte Saira. »Sie sagte, dass Paul bei ihr sei. Sie sagte, er hätte dir einen Vorschlag zu machen.« Billy und Dane wechselten einen raschen Blick.
    »Was zum Teufel hat sie getan?«, sinnierte Billy. »Wie ist sie an den geraten?«
    »Bist du sicher, dass sie keine Hexe ist?«, fragte Dane.
    »Ich bin in gar keinem Punkt mehr sicher«, entgegnete Billy. »Aber ich ... ich wüsste nicht, wie. Ich glaube nicht, dass sie ...«
    »Dann kostet sie das das Leben«, konstatierte Dane.
    »Sie ist ... So ein Mist«, sagte Billy.
    »Falls es wirklich Marge ist.«
    »Sie hat gesagt, wir sollen dir den Namen ›Gideon‹ nennen«, sagte Saira.
    »Sie ist es.« Billy schloss kopfschüttelnd die Augen. »Aber warum ist sie mit ihm zusammen? Wo ist Wati?«
    »Hier, Billy.« Wati hörte sich erschöpft an. Er war in

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