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Der Krake

Der Krake

Titel: Der Krake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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wäre es mir scheißegal, was du im Schilde führst, aber, Mann, dieser Krake! Dieser Krake ist auserwählt, Kumpel. Und er ist weg. Und das ist ein Problem. Über so was wachen Engel. Wenn auch nicht sehr gut, nicht wahr? Die Sache ist die - ich verstehe nicht, was du getan hast oder wie. Wie wäre es also, wenn du mich einweihen würdest?«
    Billy versuchte, sich etwas einfallen zu lassen, irgendwas, das er sagen konnte, damit diese unwirklichen Entführer ihn gehen ließen. Er hätte ihnen alles erzählt. Aber nicht ein Wort von dem, was die Tätowierung gesagt hatte, ergab in seinen Ohren einen Sinn.
    Die Schatten regten sich. »Du gehörst zu Barons Bande«, sagte die Tätowierung. »Beschissene Geschmacksverirrung, aber ich kann dich vor dir selbst retten. Aber jetzt, wo wir beide zusammenarbeiten, dürfen wir keine Geheimnisse mehr voreinander haben. Also bring mich auf den neuesten Stand.« Die Tätowierung glotzte. »Was hat das alles zu bedeuten?«
    Personen falten sich auseinander, und Menschen sind Elektrogeräte, und Tinte schikaniert einen Mann.
    »Sieh sich das einer an«, sagte die Tätowierung. »Der kleine Scheißer ist ein Christ, was? Du hast gesagt, in seiner Wohnung ist nichts?«
    »Einen Scheiß konnte ich schmecken.« Goss räusperte sich und schluckte, was er emporgewürgt hatte.
    »Wer hat den Kraken, Billy?«, fragte die Tätowierung. Billy bemühte sich. Lange herrschte Stille.
    »Schau«, sagte Goss. »Er weiß was.«
    »Nein«, entgegnete die Tätowierung gedehnt. »Nein. Du irrst dich. Er hat keine Ahnung. Ich glaube, wir sollten ihn als Werkstück verwenden.« Der Mann schüttelte sich und stöhnte, und einer der Wächter versetzte ihm einen weiteren Hieb. Die Tätowierung erbebte mit dem Leib, der sie trug. »Du weißt, was wir brauchen«, sagte sie. »Bring ihn in die Werkstatt.« Der Mann, der ein Radio war, flüsterte einen schlecht eingestellten Wetterbericht.
    Goss zerrte Billy mit sich und zwang seinen Beinen ein neues Bewegungsmuster auf, das an die Kapriolen in einem Cartoon erinnerte. Der kleine Subby folgte ihnen.
    »Lass mich los!«, keuchte Billy plötzlich.
    Goss lächelte großväterlich. »Alles aufgepasst«, sagte er. »Ich mag es, wenn du ganz, ganz still bist. Jenseits dieser Tür«, fuhr er fort, »gleich auf der anderen Straßenseite, da können wir die Motorhaube aufklappen, einen Blick reinwerfen und sehen, warum die alte Dame sich so festgefressen hat.« Er tippte auf Billys Bauch. »Wir sind alle Wiederaufbereiter, wir müssen alle unseren Teil beitragen, nicht wahr, wegen der globalen Erwärmung und der Eisbären und so. Wir können ihr ein neues Leben als Kühlschrank verschaffen.«
    »Warten Sie«, flüsterte Billy, denn mehr als flüstern konnte er nicht. »Hören Sie, ich kann ...«
    »Was kannst du, Süßer?«, fragte Goss. »Ich könnte nicht damit leben, würde ich zulassen, dass du dem Fortschritt im Wege stehst. Hinter der nächsten Ecke wartet eine unschlagbar heiße Innovation, und wir alle müssen uns darauf vorbereiten. So gut ist es uns noch nie ergangen.«
    Goss öffnete die Tür nach draußen in die Kälte und in das Licht der Straßenbeleuchtung. Subby ging hinaus. Goss schickte Billy hinterher, auf Händen und Knien, und kam selbst nach. Billy hob die Hände, fühlte etwas wie einen Rausch. Er hörte Glas splittern.
    Billy krabbelte davon. Goss folgte ihm nicht. Subby verharrte reglos. Die Luft stand. Billy begriff nicht. Außer ihm bewegte sich gar nichts, etwa eine oder zwei Sekunden lang, und er konnte nichts hören außer seinem eigenen Herzschlag. Dann rauschte wieder die Luft an seinen Ohren, und erst dann, viel zu spät, schlug das Glas aus welchem eingeschlagenen Fenster auch immer auf dem Boden auf, und Goss regte sich wieder und schüttelte, ergriffen von einer vorübergehenden Verwirrung, den Kopf, während er die Stelle fixierte, an der Billy nicht mehr war.
    Etwas traf Subby. »Hmpf«, schnaubte der und taumelte meterweit fort. Eine Männergestalt im Dunkel hielt eine Keule in der Form eines Rohres. Goss kreischte. Der Angreifer rammte ihm das Metall in den Leib. Es klirrte, als wäre Goss auch aus Metall. Er stolperte nicht einmal. Stattdessen rannte er zu Subby, der auf dem Rücken lag und blinzelte.
    Der Mann mit dem Rohr packte Billy. Er war groß, klotzig, aber flink. Sein Haar war kurz geschoren, die Kleidung schwarz und ungepflegt. Ein vager Lichtstrahl von der Straßenbeleuchtung fiel auf sein Gesicht.
    »Dane?«, keuchte

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