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Der Krake

Der Krake

Titel: Der Krake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Beschwerde einreichen.« Marge zitterte. Ballte immer wieder die Hände zu Fäusten.
    »Natürlich. Das ist Ihr gutes Recht. Sie müssen verstehen, das ist nur Collingswoods Galgenhumor. Sie ist eine hervorragende Polizistin, und das ist ihre Art, mit den traumatischen Ereignissen umzugehen, denen wir Tag für Tag ausgesetzt sind. Nicht, dass das eine Entschuldigung wäre, das gestehe ich ein. Also tun Sie, was Sie für richtig halten, vielleicht tut ihr das ganz gut.« Auf dem Weg nach draußen, die Hand am Türrahmen, hielt er noch einmal inne. »Ich werde ihr sagen, dass ich wirklich enttäuscht von ihr bin.«
    »Warten Sie. Sie können doch jetzt nicht einfach gehen. Wie kann ich Sie kontaktieren, wenn ich Sie ...?«
    »Ihr örtliches Revier hat Ihnen doch eine Kontaktbeamtin genannt, richtig?«, sagte Baron. »Machen Sie das über sie. Sie wird alle Informationen an meine Dienststelle weiterleiten.«
    »Was zum Teufel ...? Sie können doch nicht einfach so plötzlich ...« Aber die Tür fiel bereits zu, und wenn sie auch brüllend zu erfahren verlangte, was eigentlich los sei, folgte Marge den Beamten doch nicht hinaus. Sie lehnte sich an die Tür, bis das übermächtige Gefühl, weinen zu müssen, wieder vergangen war. Dann sagte sie laut zu sich selbst: »Was zum Henker war das?«
    Was war das? Eine Ermessensentscheidung, und eine schlechte dazu. Eine Entscheidung, basierend auf einer Intuition von der Sorte, von der man bisweilen hörte: eine Intuition, die schlicht in die Irre führte.
    »Nichts.« Collingswood zündete sich eine Zigarette an. Der leichte Winterwind riss den Rauch mit sich. »Die weiß einen Scheiß.«
    »Da sind wir uns einig«, sagte Baron.
    »Und nichts von all dem Scheiß hat etwas mit ihr zu tun. Diese Geschichte wird uns nicht einen Schritt weiterbringen.«
    »Da auch«, sagte Baron.
    »Niemand hat in der Nähe dieser Wohnung Magie angewendet«, erklärte Collingswood. »Nicht wie bei Billys verfluchter Behausung.« Dort war zweifellos jemand gewesen, oder mehrere Jemands, eine Seele oder mehrere, aufgeladen mit Zauberkraft dieser oder jener Art. Bei Billy hatte ihr armer, ätherischer animalischer Kumpel sich im Kreis gedreht und gewinselt und so laut gequiekt, dass sogar Baron ihn hatte hören können.
    »Sie wissen ja, dass im Moment nicht viel los ist«, sagte Collingswood. »Denen geht der Arsch auf Grundeis wegen der UMA. Darum fallen alle noch vorhandenen Spuren umso mehr auf. »Sie haben ja das Schweinchen gesehen.« Sie schüttelte die Leine. »Na ja, Sie haben es natürlich nicht gesehen, aber Sie wissen, was ich meine. Da war verdammt noch mal gar nichts. Also, wo stehen wir? Ist dieser Leon irgendwie in irgendwas verwickelt?«
    »Ungewiss«, erwiderte Baron. »Nach allem, was wir bisher haben, ist er ein absolutes Nichts. Nur ein ganz gewöhnlicher Bettnässer.« Er machte einen Brrrr-Laut mit den Lippen. »Wenn er etwas mit dem Kraken zu tun hat, dann muss er sich schon Gott weiß wie lange sehr gut getarnt haben. Ich glaube, den hat es zufällig erwischt.« Collingswood lauschte auf verständliche Gedanken und tastete nach ihrem flüchtigen Vertrauten, der schnüffelnd nach den schwachen Para-Geruchsspuren suchte, die nachwiesen, dass es in der Straße irgendeine Art von Magie gab.
    »Tja, arme kleine Sau«, sagte sie.
    »Kann man sagen. Ich glaube nicht, dass wir den wiedersehen. Oder Billy.«
    »Es sei denn, Billy ist unser Bösewicht.« Sie grübelten. »Haben Sie gehört, worüber sich Vardy heute Morgen lang und breit ausgelassen hat?«
    »Wo ist der Mann?«, fragte Baron. »Was hat er vor?«
    Collingswood zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Er hat etwas darüber gesagt, dass er Adlers religiösem Leben nachspüren will.«
    »Hatte der eins?«
    »Keine Ahnung, Meister. Ich bin nicht die, die ihm nachspürt. Aber haben Sie gehört, was er heute Morgen gesagt hat? Über die Krakenisten?«
    Es gab bereits Gerüchte über sämtliche Aspekte des Diebstahls, des Mordes, der Mysterien. Und nichts konnte Gerüchte aufhalten. Sie waren schneller als Pferde, und es gehörte zu Barons und Collingswoods Job, ein Ohr darauf zu haben. Vardys theologische Spitzel hatten ihm und er hatte seinen Kollegen erzählt, dass es Gerede über die Verstoßung eines prominenten Gläubigen der teuthischen Kirche gäbe.
    Und dann war da noch das zunehmende Weltuntergangsgeraune.
    Reliquien waren so begehrt, dass nun die Verkäufer die Preise dafür bestimmen konnten. Wer mochte jetzt noch

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