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Der Kranich (German Edition)

Der Kranich (German Edition)

Titel: Der Kranich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Reizel
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Konzentration aufbieten, um eine halbwegs verständliche Entgegnung zu artikulieren. Dumpf ins Leere starrend blieb er zurück, mit der unausgesprochenen Frage, wie er dem gegebenen Versprechen jemals würde gerecht werden können.
    Zwei Stunden später, auf einer Parkbank im Schlossgarten, ermöglichte die kalte Januarabendluft allmählich wieder klarere Gedanken. Den nächsten Schritt seines Vorhabens, das konkrete Beschaffen des fraglichen Objektes, hatte er bislang bewusst zurückgestellt. Vordergründig, weil er hatte abwarten wollen, ob es tatsächlich eine Resonanz auf seine virtuelle Botschaft geben würde, auf einer tieferen Ebene jedoch, weil er noch keinen Schimmer hatte, wie er diesen Teil des Coups bewerkstelligen sollte, und – auch wenn er sich das nicht eingestand – weil er schlicht Angst hatte. Nun waren die Würfel gefallen. Der Anrufer hatte keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass er es ernst meinte, und er hatte es offensichtlich eilig, denn er hatte auf einem sofortigen persönlichen Treffen bestanden.
    Unruhig blickte Thomas Lamprecht um sich. Der ganz normale Feierabendumtrieb summte von der Königstraße herüber. Er sah auf die Uhr, stand auf, klemmte die aktuelle Ausgabe der Stuttgarter Zeitung unter den Arm und schlenderte langsam zum Staatstheater hinüber. Er hatte den Anlagensee halb umrundet, als er plötzlich von hinten angesprochen wurde.
    „Darth Vader?“
    Die Stimme war genauso heiser und unwirklich, wie sie schon am Telefon geklungen hatte. Er blieb stehen, ohne sich umzusehen und nickte. Der andere schien jedoch keinerlei Berührungsängste zu haben, stellte sich ihm gegenüber und schüttelte ihm verbindlich die Hand.
    „Sehr erfreut.“
    Bei seinem Anblick war sich Thomas Lamprecht einen Moment lang nicht sicher, ob er erleichtert oder enttäuscht war. Was auch immer er erwartet hatte – dieser kränklich wirkende Brillenträger erfüllte es in keinem Fall! Er hätte ein Verkäufer für Büroklammern sein können oder aber auch ein Bankangestellter untersten Ranges. Wie dem auch sei – er verlor keine Zeit und kam sofort zur Sache.
    „Damit wir uns gleich richtig verstehen: Ist es korrekt, dass Sie sich im Besitz eines neuartigen Algorithmus befinden und daran interessiert sind, diesen in einer formlosen Art und Weise zu veräußern?“
    Thomas Lamprecht rätselte darüber, was ein Algorithmus wohl sein könnte, doch das war angesichts der Umstände von sekundärer Bedeutung. Wichtig war, dass er keinen Zweifel daran aufkommen ließ, der fragliche Gegenstand befinde sich tatsächlich in seinem Besitz, daher nickte er eifrig. Sein Gegenüber schien erfreut.
    „Interessant. Meine Auftraggeber würden das Objekt gerne prüfen. Darf ich annehmen, dass es sich auf einem entsprechenden Datenträger befindet?“
    „Wer sind denn Ihre Auftraggeber?“
    Ein nachsichtiges Lächeln zeigte sich auf dem Bleichgesicht. „Aus verständlichen Gründen ziehen diese es vor, anonym zu bleiben. Um die Kommunikation zu erleichtern, dürfen Sie sie gerne als ‚Die Organisation‘ bezeichnen. Ich gehe davon aus, dass Sie den Datenträger nicht bei sich haben?“
    „Er befindet sich an einem sicheren Ort.“
    „Und ist er bereits anderweitig am Markt platziert?“
    Das sollte wohl heißen, ob noch ein Parallelgeschäft am Laufen war, Lamprecht verneinte.
    „Ich möchte von vorneherein klarstellen, dass jedes Angebot unsererseits von absoluter Ausschließlichkeit abhängig ist.“
    Lamprecht nickte zustimmend.
    „Gut. Dann nennen Sie mir bitte Ihre Preisvorstellung. Ich werde Rücksprache mit meinen Auftraggebern halten und mich zwecks Übergabe dann wieder mit Ihnen in Verbindung setzen.“
    Thomas Lamprecht schluckte und nahm all seinen Mut zusammen. Zu seiner großen Überraschung nahm der andere den siebenstelligen Betrag, ohne mit der Wimper zu zucken, zur Kenntnis, verabschiedete sich höflich und verschwand in Richtung Charlottenplatz.
    Er selbst blieb zurück, beobachtete das Spiel der Enten auf dem kleinen Teich, der kein Eis mehr führte, und fragte sich, in welchen verdammten Film er da reingeraten war.

13
    Luke Skywalker! Luke Skywalker!
    Der Name dröhnte in Gustav Elverts Ohren, der Klang der Stimme kam von nah und fern zugleich.
    „Er hat den Termin abgesagt?“
    Das war Karin Kutscher, sie befand sich in ihrem kleinen Büro wie immer, lächelte entspannt wie immer und stellte klare, präzise Fragen wie … Nein! Nichts war wie immer! Elvert fragte sich, ob er

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