Der kranke Gesunde
Aktion beschleunigt und eine, die sie hemmt. Beim Auto sind dies Gaspedal und Bremse. Die Balance zwischen Gegensätzen – Tag und Nacht, laut und leise, Geben und Nehmen usw. – gehört zu den grundlegenden Ordnungsprinzipien unserer Welt, also auch der Organe: Ruhe geht dem Sturm voraus, Flut folgt der Ebbe, im Winter ruht die Natur, um im Frühling erneut zu erwachen und zu blühen.
Sympathikus und Parasympathikus sind natürliche Gegenspieler
Dieses Prinzip schlägt sich im Nervensystem in zwei Arten von Nervensträngen nieder. Die eine aktiviert das einzelne Organ, die andere hemmt es. Etwas vereinfacht kann man sagen, dass das sympathische Nervensystem oberhalb des Zwerchfells aktivierend wirkt, also insbesondere auf Lunge, Herz und Kreislauf und unterhalb des Zwerchfells hemmend, also insbesondere auf die Magen- und Darmfunktion. Umgekehrt verhält es sich mit dem parasympathischen Nervensystem. Wenn wir geistig oder körperlich aktiv sind, entspricht dies einer Überaktivität im sympathischen Nervensystem. Wenn wir in Ruhe sind, überwiegt die Aktivität des Parasympathikus. Beide pendeln sich auf Dauer wie eine Waage gegeneinander aus. Werden sie nicht gestört, folgen sie dabei einem ganz natürlichen Rhythmus: Tags dominiert eher der Sympathikus, nachts der Parasympathikus.
Tipp
Ruhe und Aktivität müssen sich abwechseln
Gesundes seelisches und körperliches Leben setzt eine Ausgewogenheit von Aktivität und Ruhe, von Spannung und Schonung sowie deren Anpassung an natürliche Rhythmen voraus. Wie immer sind Extreme letztlich schädlich.
Die inneren Organe werden vom vegetativen Nervensystem gesteuert, wobei Parasympatikus und Sympatikus als Gegenspieler wirken.
Wie man das vegetative Nervensystem beeinflussen kann
Andererseits können wir über diese Nervenbahnen auch gezielt Einfluss auf einzelne Organe nehmen. Durch Arbeit (geistige oder körperliche) bzw. Ruhe und Entspannung aktivieren oder hemmen wir einzelne Körperorgane. Anders als bei der gezielten Bewegung einer Hand üben wir solche Einflüsse aber (z. B. auf die Herztätigkeit) eher zeitlich verzögert und in ihrer Wirkung breiter gefächert aus.
Info
Wie funktioniert die Nervenerregung?
Nervenbahnen. Wir können uns die Nerven vereinfacht als Bahnen vorstellen, die Strom leiten. Manche Nervenbahnen sind sehr kurz (z. B. innerhalb des Gehirns), andere sehr lang, z. B. vom motorischen Zentrum im Hirn bis zur Fußspitze; dennoch muss die Übertragung von Impulsen auf diesem Weg zwei- bis dreimal umgeschaltet werden.
Nervenzelle. Jede Nervenzelle kann selbst Informationen aufnehmen, verarbeiten und weitergeben. Die Erregungsübertragung findet in den Spalten (Synapsen ) zwischen den aufeinandertreffenden Endigungen solcher Nervenbahnen statt. Dort werden Botenstoffe (»Transmittersubstanzen« = Übermittler) in den Spalt zwischen den beiden Nerven ausgeschüttet. Wie Schlüssel finden sie beim anderen Nerv ihre Schlösser (Rezeptoren) und bewirken dort eine entsprechende Erregung.
Transmitter. Es gibt eine Vielzahl verschiedenster Transmittersubstanzen ; alle haben ihre ganz bestimmte Wirkung. Den meisten ist sicher das Adrenalin bekannt, die Transmittersubstanz des sympathischen Nervensystems. Dieses kann bei allgemeiner Erregung auch über das sogenannte Nebennierenmark in das gesamte Blut ausgeschüttet werden und so eine sofortige Erregung aller sympathischen Rezeptoren auslösen. Manche Transmittersubstanzen wirken auf die Nerven aktivierend, andere dämpfend.
Medikamente. Viele Medikamente greifen an dieser Stelle ein. Sie können die Weiterleitung von solchen Informationen »dämpfen« und zur »Beruhigung« beitragen, indem sie die Wirkung einzelner Transmittersubstanzen fördern oder hemmen. Wenn aber ständig entsprechende Medikamente genommen werden, verlieren sie mit der Zeit ihre Wirkung, da sich der Körper an sie gewöhnt und entsprechend mehr Transmittersubstanzen bildet, um seine Erregung weiterzugeben. Werden die Medikamente abgesetzt, nimmt die Erregung zunächst zu, bis sie sich wieder auf einem neuen Gleichgewicht eingependelt hat.
Jedes Organ braucht für seine Aufgaben Phasen der Aktivität und Phasen der Ruhe. Organe, die durch den Parasympathikus angeregt werden, sind umso aktiver, je mehr der Mensch als Ganzes zur Ruhe kommt: z. B. Blase, Uterus, Magen und Darm. Damit diese Organe ihre Funktion erfüllen können, brauchen wir selbst also Phasen der Entspannung. Muskeln, Herz und Blutdruck dagegen sind bei
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