Der kranke Gesunde
nutzt uns aber auch wenig, da es die Reserveleistungskraft des Herzens schwächt. So helfen uns bei organischen Erkrankungen in eingeschränktem Maße die gleichen Maßnahmen wie bei unseren funktionellen Störungen.
Angst und Angstbewältigung
Der körperliche Teil der Angst.
Verbindungen zwischen uns, dem Herz- und Kreislaufsystem und der Angst sind eng. Über die Bereitstellungsreaktion haben wir ja ausführlich gesprochen. Eine Möglichkeit, diese auszulösen, ist Angst. Manche Menschen mit funktionellen Herzstörungen nehmen die auslösende Angst gar nicht bewusst wahr, wohl aber unsere (überschießenden) Reaktionen darauf. Und wegen diesen haben sie dann bewusst Angst. Sie glauben, an Herzrasen, Schwindel, Luftnot oder Herzschmerzen sterben zu müssen, obwohl wir diese Zeichenja eigentlich zu ihrem Schutz erzeugen. Dieser auf uns bezogene Teil der Angst ist unnötig und vergeht, wenn man versteht, wie und warum wir so reagieren.
Viele beruhigt daher dieses ganze Wissen und sie brauchen keine weitere Hilfe. Für andere aber gilt, dass sie zusätzlicher Hilfe bei der Bewältigung der eigentlich auslösenden Ängste bedürfen. Dafür sind wir aber nicht mehr zuständig! Diese zu verstehen und zu verändern ist Sache der psychosomatischen Diagnostik und Therapie (siehe → S. 135 ).
Tipp
Bewegen Sie sich und atmen tief aus
Gerade während und wegen (nicht »trotz«) eines akuten »Angstanfalls « brauchen wir körperliche Belastung zur Energieabfuhr. Sehr hilfreich ist dies kombiniert mit richtiger Atmung im Anschluss daran: Wie kein anderes Organ können uns Geschwindigkeit und Tiefe der Atmung direkt beeinflussen (auch in einer Paniksituation, in der Sport einmal nicht möglich ist): Bauchatmung, kombiniert mit tiefer Ein- und Ausatmung, beruhigt Körper und Geist aus Gründen, die im vorangegangenen Kapitel näher beschrieben wurden.
Welche Medikamente beeinflussen uns?
Beruhigungsmittel. Aus Ratlosigkeit werden bei unseren funktionellen Störungen immer wieder Beruhigungsmittel gegeben. Sie dämpfen die Angst und das ganze vegetative System, also auch unsere Reaktionen. Diese momentane Erleichterung verhindert alle anderen, vielleicht schwerer erzielbaren Lösungen und macht abhängig von fremder Hilfe. Wir gewöhnen uns daran, sodass wir bei jedem Absetzversuch wieder verstärkt reagieren. Außerdem fühlen Betroffene sich darin bestärkt, dass sie krank seien, da eine Tablette hilft. Die Angst bleibt also unter der Einnahme von Beruhigungsmitteln erhalten, nur ist sie etwas gedämpft und deshalb besser erträglich.
Betablocker. Darüber hinaus werden je nachdem, welches unserer oben beschriebenen Symptome im Vordergrund des Geschehens steht, speziell darauf wirkende Mittel verschrieben. Davon seien vor allem die Betablockererwähnt. Sie blockieren (daher der Name) einen Teil der Erregungsübertragung vom Sympathikus auf unsere Organe und bewirken so eine niedrigere Pulsrate und eine Senkung unseres erhöhten Blutdrucks. Bei Hypertonus, Herzkranzgefäßverengung und nach einem Herzinfarkt können uns diese Mittel sehr entlasten.
Was erwarten wir von Martin?
Herz: »Wir reagieren auf die Reize des vegetativen Nervensystems, die aus deinem Gehirn kommen und diese sind sehr vielfältig. Oft werden wir ganz schön aufgepeitscht. Wir stellen uns so immer wieder auf Leistung ein, die du dann doch nicht abrufst. Wenn wir so im »Leerlauf« angetrieben werden, ist es kein Wunder, dass wir dir auffallen. Auch während deiner Hektik des Tages werden wir ganz schön gebraucht, aber da nimmst du uns ja kaum wahr. Wir haben mit der Zeit gelernt, sehr genau auf die Botschaften deines Gehirns zu reagieren.
Auch abends oder nachts, wenn du über dein Leben grübelst, reagieren wir – schwupp – darauf! Dann aber scheinst du dich nur noch mit uns zu beschäftigen. Vielleicht fällt dir das auch leichter als das andere Thema. Dann denkst du, wir seien nicht in Ordnung und rennst zum Arzt. Wenn er dich beruhigt, dürfen wir uns wieder entspannen. So machst du aber uns zum Sündenbock!
Wir möchten überhaupt nicht soviel Aufmerksamkeit von dir. Wir arbeiten sehr zuverlässig. Was würden wohl deine Mitarbeiter in der Firma tun, wenn du sie auch so misstrauisch beäugen würdest?
Wir arbeiten gerne auch einmal hart!
Am liebsten wäre es uns, wenn wir ein- oder zweimal am Tag unsere volle körperliche Leistungsfähigkeit über längere Zeit entfalten könnten in dem Gefühl, dabei auch wirklich gebraucht zu
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