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Der kranke Gesunde

Der kranke Gesunde

Titel: Der kranke Gesunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas von Pein , Hans Lieb
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bemühen sich viele, »das Gesicht zu wahren«, auch wenn das anstrengend ist. Manche lächeln, auch wenn sie verärgert sind, um damit ihre Botschaft abzumildern. Unser Ausdruck kann unserem inneren Erleben entsprechen (kongruent sein) oder widersprechen (inkongruent sein). Je nach Situation wiederum kann das an- oder unangemessen sein. Gerade Kopfschmerzpatienten sollten manchmal lernen, ihrem Gefühlsempfinden auch den entsprechenden Ausdruck zu geben.

    Wenn man sich überlegt, welche Mengen von Funktionen ich zu erfüllen habe, wird auch verständlich, dass ich – trotz meiner herausragenden Bedeutung für den Organismus – relativ leicht störanfällig bin. Mindestens 70–80 % der Bevölkerung leiden einmal oder öfter im Jahr unter Schmerzen, die von mir ausgehen. Nur ein Fünftel davon geht deshalb zum Arzt. Dies ist ein Hinweis darauf, dass meine Schmerzen für viele verständlich sind und sie selbst Möglichkeiten gefunden haben, mit ihnen zurechtzukommen.
Was gehört zum Kopf?
    Getragen werde ich von der Halswirbelsäule und deren Muskulatur. Die Wirbelkörper der Halswirbelsäule sind relativ klein und sehr beweglich. Nirgendwo sonst kann sich die Wirbelsäule so weit drehen. Die Muskeln, die mich halten und bewegen, setzen vor allem an meinem hinteren Rand an und haben Verbindungen zur Halswirbelsäule, zum Rücken und zu den Schultern. Durch die Anspannung dieser Muskeln hebe ich mich hoch und halte mich aufrecht, durch Lockerlassen sinke ich nach vorne. Nicken beim Ja-Sagen mache ich also durch Anspannen und Lockerlassen dieser Muskeln. Ich muss ständig einzelne Muskelbereiche benutzen, um durch eine entsprechend orientierte Kopfhaltung möglichst viel mitzubekommen. Es ist schon eine erstaunliche Leistung, die diese Muskeln im Laufe des Lebens für mich erbringen!
    Weiterhin bin ich von einer großen Anzahl feinster Muskelzüge umhüllt. Ihr Aufbau prägt die charakteristischen Gesichtszüge eines jeden Menschen. Durch ihre Bewegungen entsteht das ausdrucksreiche und unverkennbar individuelle Spiel der Mimik. Zum größten Teil geschieht dies ohne bewusste Absicht, jeder Mensch kann aber auch meine Mimik absichtlich als Ausdrucksorgan benutzen.
    Da ich schließlich auch die wichtigsten Sinnesorgane wie Auge, Gleichgewichtsorgan, Gehör, Geruch und Geschmack unter meinem Dach beherberge und diese sowohl untereinander wie mit dem Gehirn eng zusammenarbeiten, beeinflussen sie mich im Störungsfalle ebenso wie ich sie! Bei Sympathikuserregung in Aufregung z. B. reagieren wir alle empfindlicher!
Welche Arten von Schmerzen erzeuge ich?
    Ärzte sind bemüht, Schmerzen bestimmten Krankheiten zuzuordnen. Das fällt ihnen in meinem Bereich oft schwer. Auf der einen Seite können Schmerzen auf eine organische Erkrankung in mir hinweisen, z. B. auf eine Entzündung meiner Hirnhaut, eine Hirnblutung, einen in mir pochenden Bluthochdruck, eine Augenerkrankung sowie gut- oder bösartige Tumore. Diese Erkrankungen sind aber insgesamt sehr selten der Anlass meiner Schmerzen und in diesen Fällen meistens auch an einer ganz besonderen Gruppe vonSymptomen zu erkennen. Ärzte werden, wenn sie mich untersuchen, daran denken und solche Erkrankungen mit entsprechenden Methoden feststellen oder ausschließen.
    In den weitaus meisten Fällen dagegen habe ich eine der folgenden drei Formen von Schmerzen bzw. eine Kombination davon: den Spannungskopfschmerz, die Migräne oder den toxischen Kopfschmerz.
Spannungskopfschmerz
    Diese Schmerzen entstehen, wenn ich meine Muskulatur, die mich hält und umgibt, übermäßig verspanne. Diese Anspannung kann ich über lange Zeit beibehalten, ohne dass sie als solche bemerkbar wird. Durch vielfältige Untersuchungen wurde gezeigt, dass ich z. B. bei der Lösung von schwierigen Aufgaben oder emotionalen Belastungen mit einer erhöhten Spannung dieser Muskelbereiche reagiere. Patienten mit Kopfschmerzen lassen mich in solchen Situationen besonders stark mit dieser Muskulatur, vor allem in Nacken und Stirn, reagieren. Nach Beendigung der Belastung kann ich die Muskulatur jedoch nur allmählich wieder lockern. Bei anhaltender Anspannung werden auch meine die Muskulatur versorgenden Gefäße zusammengedrückt, sodass mir mangels Durchblutung Sauerstoff fehlt und meine Stoffwechselschlacken nicht ausreichend abtransportiert werden. Genau das reizt die Schmerzsensoren in mir.
Meine Muskeln sind ständig verspannt
    Bei den meisten Patienten mit Spannungskopfschmerzen sind meine Muskeln

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