Der kranke Gesunde
diese Reaktionskette bei manchen Menschen zeige und bei anderen nicht, liegt an meiner erblich bedingten Bereitschaft hierzu! Für die Therapie heißt das, dass man »die« Ursache der Migräne nicht beseitigen, wohl aber durch eine bessere Verteilung von Anspannung und Entspannung im täglichen Leben Intensität und Verlauf von Migräneattacken beeinflussen kann.
Bei einigen Menschen können auch bestimmte Nahrungsmittel Migräne auslösen
Manchmal reagiere ich auch auf bestimmte Nahrungsmittel mit Migräne, wenn diese gefäßverengend oder erweiternd wirken, am häufigsten beim Essen von Käse, Schokolade, Zitrusfrüchten und Rotwein, aber auch bei Frankfurter Würstchen, Sojasoße und stark gesalzenen Speisen, gelegentlich sogar bei Fisch, Fleisch und Eiern. Veränderung von Ernährungsgewohnheiten helfen also bereits oft, die beschriebene Kette zu unterbrechen. Achten Sie als Betroffene doch einmal darauf, inwieweit die oben erwähnten Speisen meine Migräneattacke auslösen.
Toxischer (durch Gifte bedingter) Kopfschmerz
Wenn ich nach einer durchzechten Nacht, in der Sie vielleicht zusätzlich auch noch geraucht haben, »brumme«, wird sich niemand wundern. Ich reagiere sehr empfindlich auf alle Gifte, vor allem mit einem Druckgefühl in der Stirnregion. Die Gifte können sich in der Atemluft befinden, wie z. B. Kohlenmonoxid bei einem schlecht brennenden Ofen, oder von Farbstoffen ausgehen. Sauerstoffmangel reizt meine Schmerzfühler ebenso wie Nikotin, besonders wenn Sie nicht daran gewöhnt sind. Bei starken Rauchern werden sie eher provoziert, wenn sie auf ihre gewohnte Zigarette verzichten.
Tipp
Schmerzmittelentzug
Erst wenn es gelingt, wirklich standfest zu bleiben und mich mit dem ganzen Körper mehrere Wochen völlig von Schmerzmitteln zu verschonen, können wir uns umstellen und dann aufhören, diesen so genannten »toxischen Kopfschmerz « zu erzeugen. Dabei können manche Medikamente wie Antidepressiva diesen Entzug erleichtern. Manchmal ist er so belastend, dass er von den Patienten nur in einer Klinik durchgeführt werden kann.
Regelmäßiger Schmerzmittelgebrauch führt selbst zu Kopfschmerzen
Am häufigsten aber werden meine Schmerzsensoren durch die Schmerzmittel selbst erregt. Dies erscheint widersprüchlich, da man sie ja einnimmt, um die Beschwerden zu beheben. Bei regelmäßiger Einnahme kommt es aber zu speziellen Vergiftungserscheinungen, die meine Sensoren besonders empfindlich reizen. Wenn an mehr als zehn Tagen im Monat entweder die üblichen Schmerzmittel wie Aspirin und Paracetamol oder die sogenannten Triptane (Migränemittel) eingenommenwerden, entwickle ich den sogenannten Kopfschmerzmittel-Kopfschmerz. Wer nach längerem Ge- oder Missbrauch von Schmerzmitteln auf diese verzichtet, löst in mir zuerst einen deutlich verstärkten, fast unerträglichen Schmerz aus. Dies ist dann Ausdruck eines Entzuges, weil sich der Körper an die Mittel gewöhnt hat. Viele greifen daher gleich wieder zu einer Tablette und geraten so in einen Teufelskreis.
Kombinationskopfschmerz
Bei vielen Patienten lässt sich überhaupt nicht mehr unterscheiden, worauf eigentlich meine Schmerzsensoren reagieren, ob auf gedehnte Gefäße, auf Muskelverspannungen oder auf Gifte. Gerade bei Migränepatienten entwickle ich durch deren regelmäßige Schmerzmitteleinnahme zusätzliche »toxische« Kopfschmerzen. Außerdem ist festgestellt worden, dass sie ihre Muskulatur genauso verspannen wie Patienten mit Spannungskopfschmerzen.
Betroffene werden mit der Zeit auch zunehmend sensibler für die Wahrnehmung meiner Störungen: Wie im Kapitel über den Schmerz erwähnt, müssen auch meine Schmerzimpulse, trotz ihrer räumlichen Nähe zum Gehirn, erst das Schmerztor passieren, bevor sie von diesem registriert werden. Und viele Patienten haben Gewohnheiten entwickelt, die das Tor öffnen: Je mehr sich z. B. jemand bewusst und ängstlich auf meine Schmerzen konzentriert, desto weiter ist das Tor für meine Schmerzimpulse geöffnet. Den beschriebenen Schmerzformen ist gemein, dass ihnen keine ernsthafte Veränderung meiner Organe, d. h. Muskeln, Gefäße, Schleimhäute usw., zugrunde liegt. Bei der Migräne gibt es zwar eindeutige körperliche Grundlagen, jedoch ohne dauerhafte Organveränderungen. Stattdessen reagieren eher Teile von mir überschießend. Nur sehr selten ist mein Schmerz ein Signal für schwere Schädigungen meiner Organe und dann zeige ich meist zusätzliche Symptome.
Mit welchen Medikamenten werde ich
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