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Der kranke Gesunde

Der kranke Gesunde

Titel: Der kranke Gesunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas von Pein , Hans Lieb
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meiner Muskeln oder Gefäße abgeleitet und bildlich oder akustisch dargestellt. So kann jemand seine Sensibilität für den Spannungszustand meiner Muskeln oder meiner Gefäße sowie seine Möglichkeiten, diese zu entspannen, verbessern. Auf diese Weise lernt er, mich langfristig im Sinne einer Schmerzlinderung zu beeinflussen.
Was erwarte ich von Doris?
    Es dürfte in diesem Kapitel klar geworden sein, dass ich sehr empfindlich bin und vor allem Überanstrengung hasse. Meine Schmerzen sind nun aber nicht dazu da, meinen Träger zu quälen oder mich gar an ihm zu »rächen«, sondern sie verfolgen einen guten Zweck. Leider werde ich darin aber oft nicht verstanden und als »Störenfried« bekämpft – z. B. mit einer schnell eingeworfenen Tablette.
    Folgende Situationen sind mir besonders unerträglich:
Wenn sich jemand einfach nicht entscheiden kann und zwei Seiten (oder Personen) gleichzeitig gerecht werden will, sich deshalb auf keine voll konzentriert und sich über das Hin und Her »den Kopf zerbricht«.
Wenn jemand für alles den »Kopf hinhält« und alle »Nackenschläge« aushält, ohne sich zu wehren.
Wenn jemand »schafft und schafft« oder »denkt und denkt«, ohne auch einmal mit dem Erreichten zufrieden zu sein und sich zu entspannen.
Wenn jemand ständig an andere und zu wenig an sich selbst denkt.
Wenn jemand vor Zorn fast platzt, aber nach außen nur »mit dem Kopf nickt«.
    Es gibt auch noch viele andere ähnliche Situationen. Wichtig wäre mir, dass mein Träger wenn ich mich immer wieder melde einmal innehält und sich überlegt, was los ist. Er sollte sich dann aber nicht mit mir, sondern damit beschäftigen, ob er nicht einmal anders als gewohnt handeln könnte. Wenn ihn seine Kinder »nerven«, sie einmal klar in ihr Zimmer zu verweisen, statt zu argumentieren. Wenn er vor einem Berg Wäsche steht, diesen einfach mal liegen zu lassen und stattdessen zu lesen, zu baden, zu schlafen oder …!
Ich will beweglich bleiben und vielseitig eingesetzt werden
    Manchmal könnte Doris in meiner Schmerzreaktion auch eine Vernachlässigung ihrer körperlichen Bedürfnisse erkennen! Mein Hals will nicht steif gehalten, sondern bewegt werden! Wer zu viel sitzt, überansprucht einen Teil meiner Muskeln und vernachlässigt andere, die dann zunehmend schwächer werden. Ich möchte also regelmäßig in alle Richtungen bewegt werden und mich ausdrücken können. Dazu hilft mir Gymnastik oder der Besuch einesThermalbads. Viele Sportarten erhöhen meine Beweglichkeit und kräftigen meine Muskeln, die dann, trainiert, weniger schmerzen. Am Anfang einer solchen neuen, ungewohnten Tätigkeit kann es durchaus passieren, dass ich mit verstärkten Schmerzen reagiere, weil meine Muskeln noch untrainiert sind. Deshalb ist es wichtig, damit vorsichtig zu beginnen, regelmäßig zu üben und über eine lange Zeit durchzuhalten, bis wirklich deutliche Verbesserungen auftreten.
Ich brauche aber auch immer wieder Ruhe und Entspannung
    Neben Aktivität brauche ich aber auch Ruhe und Entspannung. Jeder wird dazu Möglichkeiten finden, die er bisher vernachlässigt hat. Es gibt aber auch spezielle Übungen dazu, z. B. aus dem Autogenen Training oder der funktionellen Entspannung. Solche Kurse werden oft in der örtlichen Volkshochschule angeboten. Ich will nochmals betonen, dass mir diese Entspannungstechniken, vor allem bei Migräne, weniger helfen, wenn der Schmerz bereits eingetreten ist. Entscheidend ist, dass die Entspannung zuvor regelmäßig geübt wird, damit es gar nicht zu einer übermäßigen Anspannung kommt.
    Doris: »Lieber Kopf, jetzt habe ich dir ja lange zugehört und ich muss sagen, ich finde es ganz schön anstrengend. Fast tust du mir weh!« (Kopf: »Hört, hört!«). »Das war interessant, aber ich will doch nicht verhehlen, dass mir vieles, was du gesagt hast, kindisch vorkommt! Wenn du mit deinem Schmerz da bist, bist du nun mal eine unerträgliche Last, unter der ich keinen anderen Gedanken habe als: Geh weg! Wenn ich jetzt höre, wie viele ›gute Absichten‹ du angeblich mit deinem Schmerz verfolgst, kann ich erst mal nur lachen. Besser hat mir da schon gefallen, was du über deinen Aufbau und deine Funktionen gesagt hast. Meinetwegen kann ich ja in Zukunft mal darauf achten, dich beweglicher zu halten und für mehr Entspannung sorgen.«

Wir sollten nicht mehr gegeneinander kämpfen!
    Kopf: »Ich weiß, dass wir leicht miteinander in Streit geraten, Doris! Dann kämpfen wir verbissen miteinander und

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