Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kranke Gesunde

Der kranke Gesunde

Titel: Der kranke Gesunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas von Pein , Hans Lieb
Vom Netzwerk:
an – sei es im Sinne eines »Aperitifs« oder (bei zu viel Alkohol) mit der Folge einer Überproduktion von Säure.
Wir haben ein eigenes Nervensystem!
    Wir haben im gesamten Verdauungssystem sogar ein eigenes Nervensystem (das wissen nur wenige!). Fachleute bezeichnen dieses manchmal als »zweites Gehirn«, denn mit ihm wird offensichtlich nicht nur unsere Arbeit (das Zusammenziehen der Wände und die Verdauung) geregelt, sondern es werden vielfältige Hormone (u. a. Serotonin und Dopamin ) gebildet, die sich auch auf die Stimmung der Menschen auswirken. Mit diesem zweiten Gehirn »nähren« wir das »erste« Gehirn auf vielfältige Weise. Es fließen viel mehr Informationen von uns zum Gehirn als umgekehrt. Die Aussage »eine Entscheidung aus dem Bauch treffen« ist deshalb auch körperlich wahr. Gelangen Gifte in den Körper, nehmen wir diese als erste wahr und schicken Alarmsignale zum Gehirn. Denn in Notsituationen soll sich das »erste« Gehirn bewusst entscheiden und uns unterstützen, etwa beim Erbrechen, beim Anspannen unserer Muskulatur (manchmal bis zum Krampf) oder bei der Entleerung.
    Bei manchen Menschen zeigt sich danach das Gehirn des Kopfes zusammen mit unserem zweiten Gehirn ängstlicher. Ist aber »Angst im System«, die schon bei nichtigen Anlässen zunimmt, erzeugen wir wiederum stärkere »Symptome«. Folglich beginnt sich dann das zentrale Gehirn wieder mehr für uns zu interessieren. Während zuvor unsere Arbeit kaum von dort »oben« wahrgenommen wurde, kommt nun jede unserer heftigeren Bewegungen, jedes Zusammenziehen, jede Anspannung gleich »ungefiltert« im Bewusstsein an.
Wir funktionieren meist am besten, wenn man uns in Ruhe lässt
    Die wichtigste direkte Verbindung zum Hirn sind die sympathischen und parasympathischen Nerven. Normalerweise wirkt der Parasympathikus auf uns anregend, der Sympathikus hemmend. Bei extremen Erregungszuständen wirken beide gemeinsam. Starke Reizungen der Gehirnteile, in denen die Gefühle »sitzen«, führen bei uns zu verstärkter »Aktivität«, darunter auch bei einigen so genannten »Immunzellen«, die Entzündungsstoffe wie z. B. Histamin ausschütten. Das regt dann unsere Nervenzellen an, die wiederum unsere Muskelzellen veranlassen, sich verstärkt zusammenzuziehen. Im Extremfall heißt es dann »vor Angst in die Hosen machen«. So haben wir eine enge Verbindung zu Gefühlen und Gedanken. Manche Wissenschaftler nehmen an, dass uns Stress, Ärger und Zorn zu Saftproduktion und Muskeltätigkeit anregen, während Angst, Trauer und Depression diese eher senken.
    Dass wir so sensibel auf bestimmte Gefühle reagieren, hat einen biologischen Sinn: In Raubtieren müssen wir uns bei Aggression auf Nahrungsverarbeitung vorbereiten! Bei Angst geht es eher darum, wegzulaufen – also braucht die Muskulatur das ganze Blut und wir »halten still«. Ständiges Unterdrücken der Entspannungsbedürfnisse des Körpers führt im Ausgleich zu überschießender Parasympathikusaktivität, besonders in der Nacht, wo es eigentlich nichts mehr zu verdauen gibt.
    Nora und andere, die unter uns leiden, sollen dies wissen: Wir müssen auf Informationen vom Hirn reagieren! Ob die Impulse, die vom Gefühlszentrum herkommen, Folge einer wirklichen oder »eingebildeten« Gefahr sind, macht für uns keinen Unterschied! So können wir z. B. auf Bilder in der rechten Hirnhälfte reagieren, deren sich die linke Hälfte und damit die betroffene Person gar nicht bewusst sind (sei es ein angenehmes Bild einer leckeren Speise oder ein Geruch, der uns an eine unangenehme Erfahrung erinnert). Dass wir so reagieren, zeigt nur, dass wir gesund sind.
Was läuft ab, wenn wir Störungen haben?
    Wir machen uns immer dann bemerkbar, wenn unser Zusammenspiel untereinander oder mit anderen Organen gestört ist oder wenn in einem unserer Organe krankhafte Veränderungen auftreten. Auf diese Weise sind wir mit dem bewusst planenden und denkenden Teil des Gehirns in Verbindung, der ja erst bestimmt, ob und wann er unsere Regungen als »Beschwerden« erlebt. Und das wiederum beeinflusst sein Verhalten uns gegenüber und ist daher entscheidend für unsere weitere Entwicklung. Wie melden wir uns, was ist unsere Sprache, was läuft dabei in uns ab?
    Jedes der nachfolgend genannten »Symptome« kann auch Ausdruck einer organischen Erkrankung sein. Wir konzentrieren uns im Folgenden auf solche Beschwerden, die nicht Folgen einer organischen Erkrankung sind, stellen diese aber im Anschluss ebenfalls kurz

Weitere Kostenlose Bücher