Der kranke Gesunde
können. Um den Beginn der Harnröhre herum befinden sich besonders kräftige Muskelstränge, die ein unkontrolliertes Herausfließen durch ihr Zusammenziehen verhindern. Die Harnleiter, die von den Nieren den Urin zu mir transportieren, haben ihren Eingang an meiner unteren Seite, nicht weit entfernt von meinem Ausgang zur Harnröhre.
Meine Beziehung zum Nervensystem
Solange ich leer bin, geht von mir keine Erregung aus. Je voller ich werde, desto mehr Signale sende ich an die Gehirnzentrale, damit diese registrieren kann, dass bald wieder eine Blasenentleerung notwendig ist. Diese Information wird vom Gehirn immer wieder wahrgenommen, kann aber auch unterdrückt werden, zunächst vor allem durch eine verstärkte Aktivierung des sympathischen Nervensystems. Dieses hat folgenden Einfluss auf mich:
Es führt zu einem verstärkten Zusammenziehen der Verschlussmuskulatur an meinem Ausgang.
Es lockert meine restliche Blasenmuskulatur, sodass der Druck in der Blase nachlässt. Ab einer gewissen Grenze kann ich aber auch durch eine noch so große Sympathikusaktivität nicht mehr weiter gefüllt werden, sodass eine Entleerung unbedingt notwendig wird. In einer solchen Situation werdeDruck und Drang – die Harnblase ich sehr unangenehm, und meine Entleerung kann nur noch durch ein angestrengtes Zusammenziehen, Zusammenkneifen des Beckenbodens verhindert werden, der ja über unsere motorischen Nerven bewusst gesteuert wird.
Zur Blasenentleerung wird das parasympathische Nervensystem aktiv, das die Muskulatur sich zusammenziehen lässt – mit Ausnahme der Muskulatur des Verschlussmuskels, die sich entspannt.
Die Regulation dieser Blasenentleerung erfolgt vor allem durch ein Zentrum, das sich im Ende des Rückenmarks befindet. Im Laufe unseres Lebens, meist im 2.–3. Lebensjahr, entwickelt sich das Gehirn in einer solchen Weise, dass es dieses Zentrum beeinflussen kann, indem es eine unkontrollierte spontane Harnentleerung verhindert. Im hohen Alter kann es jedoch durch Gehirnveränderungen wieder zum Verlust dieser Fähigkeit kommen, sodass ich mich dann wieder spontan und unkontrolliert entleere.
Tipp
Nicht pressen, sondern entspannen
Bei meiner Entleerung muss sich die Beckenbodenmuskulatur möglichst vollständig entspannen. Die Bauch- und Atemmuskulatur (Zwerchfell) sollte möglichst gar nicht oder wenn, dann nur zu Beginn des Wasserlassens kurz eingesetzt werden, da es schwierig ist bei Anspannung der Bauchmuskulatur den Beckenboden zu entspannen. Manche Menschen versuchen, zu sehr die Bauchmuskulatur einzusetzen und lassen dann im Beckenbodenbereich nicht locker, sodass der Harnstrahl nur langsam träufelt und ich mich nicht ganz entleere.
»Mach dir doch nicht in die Hose«
Ich bin mir bewusst, dass alle Menschen irgendwann mal, manche häufiger, manche weniger oft überraschend auf mich aufmerksam wurden, in Situationen, wo sie eigentlich nicht damit gerechnet haben. Zum Beispiel spüren viele Menschen vor einer Prüfung einen verstärkten Druck, der von mir ausgeht. Dies hängt auf der einen Seite damit zusammen, dass in einer solchen Stresssituation auch vermehrt Urin gebildet wird, auf der anderen Seite ist esja auch in anderen Kapiteln besprochen worden, dass gerade bei einer ängstlichen Stimmung oft das sympathische und das parasympathische Nervensystem gemeinsam aktiv werden, sodass der Blasendruck auf eine verstärkte Parasympathikusaktivität zurückzuführen ist. Gleichzeitig achtet aber auch jeder darauf, möglichst nicht während der Prüfung durch einen Harndrang gestört zu werden und ist deshalb vor der Prüfung besonders darauf bedacht, mich zu entleeren. Er beschäftigt sich deshalb auch vermehrt mit mir und bemerkt auch eine geringfügige Füllung. Sobald die Prüfung beginnt, die Aufmerksamkeit ganz auf die Bewältigung der Aufgabe ausgerichtet ist, gehen auch keinerlei Störungen von mir aus.
Ganz ähnliche Erlebnisse hatten Sie vielleicht auch schon, z. B., dass Sie dringend auf Toilette müssen und auf dem Weg dorthin begegnet Ihnen Ihr Chef und bittet Sie in sein Büro zu einer Unterredung. Erst lange nach diesem Gespräch erinnern Sie sich wieder, dass Sie eigentlich auf dem Weg zur Toilette waren, in der Aufregung hatten Sie es völlig »vergessen« und der vorher vorhandene Drang war wie weggeblasen.
Störungen meiner Funktion
Bei Mann und Frau gibt es unterschiedliche Störungsbilder. Zunächst soll es um mögliche Störungen bei der Frau gehen.
Störungen bei der
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