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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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seltsame Weise einsam.
    »Tja, da geht er hin, Mr. CIA -Agent«, sagte Jackie. »Du hast noch nicht mit ihm geschlafen?«
    »Jackie, lass das. Er ist doppelt so alt wie ich. Du hast nur Sex im Kopf.«
    »Wer nicht?«
    Sie legten ab, und Jackie zündete einen Joint an, sobald sie aus dem Hafen heraus waren. Abbey fuhr langsam und genoss den Abend. Vor ihnen ragte der massige Umriss von Monroe Island auf, mit Bäumen bedeckt. Die leichte Dünung brach sich an Cutters Nubble, einem Riff hinter der Südseite der Insel, und das Brausen war so gleichmäßig wie ein überlautes Uhrwerk. Abbey machte einen großen Bogen um das Riff, und als sie um die Insel kamen, ging der buttergelbe Vollmond über dem Meer auf. Ein Grüppchen Lummen auf dem Heimweg flog schnell und tief übers Wasser dahin wie Kugeln, während weit über ihnen ein Fischadler zu seinem Nest zurückkehrte, einen noch zappelnden Fisch in den Klauen.
    »Mann, sieh dir das an«, sagte Jackie, die den Vollmond im Osten bestaunte. »Sieht aus, als könnte man ihn beinahe berühren.«
    Abbey gab langsam Gas, drehte am Steuer und nahm Kurs auf die Muscle Ridge Islands, eine Reihe schwarzer Buckel am Horizont, vier Meilen weit entfernt. Alles wirkte so friedlich, so perfekt, so zeitlos … Es erschien ihr unwirklich, dass irgendwo da oben auf einem fernen kleinen Mond eine Waffe stehen könnte, die gerade jetzt auf die Erde zielte. Und dass dies alles im Bruchteil einer Sekunde vernichtet werden könnte.

67
    B urr warf die Zigarette ins Kielwasser und sah sich noch einmal mit dem Fernglas um. Die Sonne war untergegangen, und die meisten Fischerboote waren verschwunden, aber hier und da war noch eines zu sehen, das mit Reusen beladen irgendeinen Hafen ansteuerte. Hin und wieder entdeckte er eine einsame Motoryacht oder ein Segelboot – aber keine
Marea II
. Ihm war nicht bewusst gewesen, wie riesig dieses Küstengebiet war und wie viele verdammte Inseln es hier gab. Und es war durchaus wahrscheinlich, dass sie untergetaucht waren oder das, was auch immer sie vorhatten, gut geschützt vor neugierigen Blicken taten. Zum ersten Mal befürchtete er, dass er den Auftrag möglicherweise nicht würde erfüllen können.
    Er zündete sich eine weitere Zigarette an, schon die achte. Normalerweise beherrschte er sich und rauchte nicht mehr als sieben am Tag, aber heute war ein schlechter Tag.
    Er schlenderte in die offene Pilotenkabine und starrte auf den Kartenplotter.
    »Wo sind wir jetzt?«
    »Wir verlassen gerade das nördliche Ende der Muscongus Bay.«
    »Wohin fahren wir?«
    »Die Penobscot Bay liegt am anderen Ende des Kanals.«
    Burr brummte und sog Rauch ein. »Es ist schon fast dunkel. Ich meine, wir sollten uns einen Platz suchen, wo wir über Nacht beilegen können.«
    »Wir brauchen nicht beizulegen. Wir suchen weiter. Wir haben Radar und GPS . Wir können die ganze Nacht lang zwischen den Inseln herumfahren und nach Booten in versteckten Buchten suchen.«
    Burr brummte erneut. »Wie wollen Sie die denn im Dunkeln sehen?«
    »Heute ist Vollmond. Auf dem Wasser ist es bei Vollmond fast taghell.«
    Er blickte auf. »Was ist mit diesem Unwetter?«
    »Um das kümmern wir uns, wenn es da ist. Wir haben ein gutes, seetüchtiges Boot.«
    »Von mir aus.« Er trat an die Reling und rauchte seine Zigarette zu Ende. Es wurde dunkel, und von dem aufziehenden Sturm war nichts zu bemerken. Er warf die Kippe über Bord. In der Ferne entdeckte er den vagen Umriss eines Hummerboots, das den Kanal am anderen Ende kreuzte – es kam hinter einer großen Insel hervor und fuhr hinaus aufs Meer, statt einen Hafen anzulaufen. Rasch hob er das Fernglas. Es war gerade noch hell genug, um den Namen zu erkennen, der auf dem Heck stand.
    Marea
II
.
    Mühsam beherrschte er seine Aufregung und musterte das Boot genauer. Er sah Umrisse in der Steuerkabine, offenbar zwei Personen. Ford und das Mädchen. Was für ein verdammtes Glück. Das Boot hielt auf eine Inselgruppe östlich des Kanals zu.
    Burr hatte sich schon zurechtgelegt, was er tun würde, wenn er seine Beute gefunden hatte. Er griff unter sein Jackett und zog die Desert Eagle aus dem Schulterholster. Den Schalldämpfer, der verdammt unhandlich war, brauchte er nicht, denn sie waren mindestens eine Meile von der Küste weg. Er trat hinter Straw, der eben sein Fernglas gehoben hatte und nach dem Boot sah. Er sog scharf den Atem ein.
    »Sehen Sie das Boot da?«, rief er. »Das ist die
Marea II!
Sie fahren zu den Muscle Ridge Islands

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