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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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raus.« Er drehte sich zur Seite. »Sehr gut. Wir haben es geschafft. Ihr Plan hat funktioniert. Jetzt rufen wir Verstärkung und holen uns diesen Dreckskerl.« Er streckte die Hand nach dem Funkgerät aus.
    Burr drückte ihm sacht die Mündung seiner Pistole an den Hinterkopf. »Tun Sie genau, was ich sage, Straw, sonst bringe ich Sie um.«

68
    A ls die
Marea II
zwischen die Inseln glitt, verlangsamte Abbey die Fahrt auf vier Knoten. Little Green lag fast in der Mitte der Inselgruppe, und es gab nur zwei Wege, sie anzusteuern, einen von Nordwesten und einen von Osten. Beide Routen waren eng und schwierig, mit Untiefen und Riffen zu beiden Seiten, und man musste sehr vorsichtig fahren. Es war dunkel geworden, und die ersten Sterne erschienen am Nachthimmel.
    Die Inseln glitten dunkel und still vorüber. Den Blick fest an den Kartenplotter geheftet, manövrierte Abbey das Boot durch die gewundenen Kanäle, bis Little Green in Sicht kam, eine lange Insel mit Fichtenwald und einer halbmondförmigen Bucht in der Mitte. Von der Bucht gelangte man über eine große Wiese zu der alten Fischerhütte.
    Vorsichtig steuerte sie das Boot in die Bucht, und Jackie ankerte.
    Der Anker platschte ins Wasser, die Kette glitt scheppernd aus dem Kasten, dann folgte das lange Tau. Sobald der Anker fest war, schaltete Abbey den Motor aus.
    In der plötzlichen Stille bemerkte sie das ferne Motorengeräusch eines anderen Bootes, irgendwo zwischen den Inseln westlich von ihnen.
    Sie stiegen ins Beiboot und ruderten ans Ufer. Als sie die Hütte erreicht hatten, machte Jackie Licht, während Abbey im kleinen Küchenherd Feuer anfachte.
    »Hamburger?«, fragte Jackie, die in der Kühlbox herumkramte.
    »Hört sich gut an.«
    Abbey feuerte den Herd an und stellte die Klappen ein. Der Zunder flammte knisternd auf. Sie ging zur Tür und sog die Nachtluft ein, die schwer war und still. Es roch nach feuchtem Gras, Holzrauch vom Herd und Meer. Mit leisem Zischeln klatschten sanfte Wellen an den Strand – und in der Ferne tuckerte beharrlich ein Motor. Das Boot schien sich hinter der Nachbarinsel zu befinden und bewegte sich sehr langsam.
    Abbey drehte sich in der Tür um und sagte ganz ruhig, um Jackie nicht zu erschrecken: »Ich glaube, ich gehe ein Stück spazieren.«
    »Bleib nicht lange weg, die Hamburger sind bald fertig.«
    Statt am Ufer entlangzuschlendern, schlüpfte Abbey in die vom Mond gefleckte Dunkelheit des Waldes und eilte zur Westseite der Insel, von woher das Motorengeräusch kam. An der Landspitze hielt sie im Schatten des Waldrands inne und schaute über das Wasser. Die Luft war feucht. Die Flut hatte eingesetzt, die Strömung kräuselte und gurgelte an der Insel vorbei. Dicke Schäfchenwolken zogen von Nordosten heran, hatten aber den Mond noch nicht erreicht, der beinahe blendend vom Nachthimmel schien.
    Das Boot, das sie hörte, musste hinter einer benachbarten Insel sein. Vermutlich war es nur eine Yacht, die nach einem Ankerplatz suchte – viele Leute machten im Sommer gern Ausflüge die Küste entlang. Sie schalt sich für ihre Paranoia.
    Der dunkle Umriss eines Bootes glitt in etwa vierhundert Metern Entfernung durch die Lücke zwischen zwei Inseln. Ihr wurde eiskalt: Das Boot fuhr ohne Licht. Es verschwand hinter der nächsten Insel, und gleich darauf erstarb das Motorengeräusch.
    Abbey lauschte aufmerksam, doch der Wind frischte auf, und das Seufzen der Bäume übertönte fernere Geräusche. Sie wartete geduckt in der Dunkelheit und versuchte, sich zu beruhigen. Sie war nur nervös, weil Ford nicht mehr da war. Der Mörder konnte ihnen unmöglich nach Maine gefolgt sein, geschweige denn bis nach Little Green Island. Das war vermutlich nur irgendein Freizeitkapitän, der einen Martini zu viel getrunken und vergessen hatte, die Scheinwerfer einzuschalten. Vielleicht waren es auch Drogenschmuggler. Marihuana-Schmuggler nutzten diesen wilden Küstenstrich gern, um ganze Bootsladungen Gras aus Kanada ins Land zu schaffen.
    Sie wartete und hielt Ausschau.
    Und dann sah sie den dunklen Umriss eines Ruderboots aus dem Schatten ins Mondlicht gleiten. Es bewegte sich gleichmäßig über den schmalen Kanal, der Little Green Island von der Nachbarinsel trennte. Sie starrte hinüber, und als es näher kam, entpuppte es sich als Beiboot, vorsichtig gerudert von einem großen Mann. Es hielt direkt auf ihr Ende der Insel zu, und zwar so, dass man es von der Fischerhütte aus nicht sehen konnte. Die Strömung der Flut half dem Boot

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