Der Krater
erzähl mir keinen Scheiß. Wenn ich Glück hab, kriege ich zehn dafür – und du bekommst die Hälfte, wie abgemacht. Wenn jemand dafür
bezahlt
hat. Okay?«
»Das ist nicht okay, du Sack.«
Doyle verstummte. Randy griff nach der Bierdose, leerte sie, zerdrückte sie in der Hand und warf sie wie eine Frisbeescheibe nach Doyle. Sie prallte von seiner Schulter ab. »Hörst du nicht zu?«
Der Muskel an seinem Hals hüpfte wie ein Känguru.
»Hör mal, Randy«, sagte Doyle, »wir hatten eine Abmachung. Ich arbeite daran, einen Käufer zu finden. Bis Montag habe ich schon was für dich.«
Worth sah, dass Doyle schwitzte. Er hatte Angst.
»Zehntausend, sagst du? Schön. Ich will meine Hälfte. Jetzt. Als Anzahlung.«
Doyle breitete die Hände aus. »Ich habe keine fünftausend, Herrgott noch mal.«
Worth stand vom Sofa auf, und seine Brust schwoll vor Selbstvertrauen wegen der Wirkung, die er auf Doyle hatte. An seinem Hals zuckte es jetzt heftig, was Doyle eine Scheißangst einjagte. Er konnte sehen, wie Doyle sich hektisch nach einer Waffe umsah. »Denk nicht mal dran«, sagte Worth, rückte vor und ließ Doyle nicht aus dem Sessel aufstehen.
»Gib mir Zeit bis Montag.«
»Ich will meine fünftausend. Sofort.« Er trat noch dichter an Doyle heran und schob ihm praktisch seinen Schwanz ins Gesicht.
»Ich habe sie nicht.« Doyle drückte sich an die Sessellehne.
Worth schlug ihm auf den Kopf, einmal, ein zweites Mal.
»Scheiße! Randy, was zum Teufel soll denn das?« Er versuchte aufzustehen, doch Worth stieß ihn zurück. Er stand breitbeinig direkt vor ihm, saß fast auf ihm, hielt ihn in dem Sessel gefangen. Verdammt, allmählich fühlte er sich wie Tony Soprano.
Er griff hinter sich, zog den 44er aus dem Gürtel und bohrte den Lauf in Doyles Ohr. »Hol mir mein verdammtes Geld.«
»Randy, bist du irre? Du bist auf Meth, total durchgedreht …«
Worth schlug ihn wieder, diesmal ins Gesicht, von links und rechts.
»Hör auf!« Doyle versuchte, ihn abzuwehren, hob die mageren Arme vors Gesicht, duckte sich, wich ihm aus. »Bitte!«
»Wo ist deine Brieftasche? Gib mir deine Brieftasche.« Er verpasste ihm noch eine Ohrfeige.
Mit einer zitternden Hand, die andere immer noch schützend erhoben, griff Doyle in die Tasche seines Overalls und holte seine Brieftasche heraus. Die kleine Schwuchtel weinte doch tatsächlich. Worth nahm die Brieftasche, klappte sie auf und fischte den Inhalt des Geldscheinfachs heraus. Ein ganzes Bündel Fünfziger. Er ließ die Brieftasche zu Boden fallen und zählte die Scheine. »Na, sieh mal einer an. Achthundert Dollar.«
Er tat so, als wolle er sich auf Doyle stürzen, und der Mann krümmte sich und riss die Arme hoch. Worth lachte. »Schwanzlutscher.« Er faltete die Scheine zusammen und stopfte sie in seine hintere Hosentasche.
Dann drückte er Doyle den Lauf seines Revolvers an die Stirn und versetzte ihm damit einen leichten Schubs. »Hör zu, Arschgesicht. Am Montag komme ich wieder. Ich will, dass mich hier viertausendzweihundert Dollar erwarten, in einem Umschlag mit einer hübschen Entschuldigungskarte.«
»Wir hatten eine Abmachung«, wimmerte Doyle. Sein Gesicht war nass wie das einer kleinen Rotznase.
»Jetzt haben wir eine neue Abmachung.«
15
F ord wartete, bis Khon aus der Bar kam, und ging dann neben ihm her die schlammige Straße entlang.
»Prum ist ein Mann mit festen Gewohnheiten«, erklärte Khon. »Er wird die Bar pünktlich um eins verlassen, in seinen neuen Mercedes steigen und die dreihundert Meter bis zu seinem Haus fahren, wo er gegen ein Uhr fünf ankommen wird.«
»Ist er ein harter Bursche?«
»Mental, ja.«
»Wird er betrunken sein?«
»Nein. Er trinkt jeden Abend zwei Bier, nicht mehr und nicht weniger.«
Sie näherten sich Prum Forgangs Haus, einem neuen, weißgestrichenen Gebäude aus Betonschalstein, das offenbar neben seinem ursprünglichen Haus erbaut worden war – ein
dnmak
auf Pfählen, unter dem ein Wasserbüffel schlief. Reisfelder umgaben das Haus auf drei Seiten, und im Vorgarten standen reichlich Kokospalmen.
»Wir gehen von hinten rein«, sagte Ford. Sie verließen die Straße und folgten einem Pfad, der auf einem Deich zwischen Reisfeldern entlangführte. Die Nacht war warm und klar, der Vollmond ging eben blutrot im Osten auf. Ford sog tief den Duft Kambodschas ein: Schlamm, Vegetation, Feuchtigkeit.
»Herrliche Nacht für einen Spaziergang«, bemerkte Khon, atmete tief durch und reckte die Arme.
Sie hielten sich
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