Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
Vom Netzwerk:
und starrte auf das Foto auf der ersten Seite.
    Ford zog einen Umschlag aus der Tasche und legte ihn neben das Visum. Auf dem Umschlag prangten ein scharlachrotes Emblem mit dem Wort
Veritas
und eine Absenderadresse in Cambridge, Massachusetts.
    »Lesen Sie den Brief.«
    Prum legte das Visum hin und griff nach dem Umschlag. Er schlitzte das schwere, cremefarbene Papier auf und las mit zusammengekniffenen Augen im trüben Licht. Das Papier zitterte leicht.
    »Dieser Brief bestätigt die Aufnahme Ihres Sohnes an der Harvard-Universität, unterzeichnet vom Dekan.«
    Darauf folgte ein ausgedehntes Schweigen. Prum legte langsam und mit undurchdringlichem Blick den Brief nieder. »Ich verstehe, das ist der Zucker. Und die Peitsche?«
    »Dazu komme ich gleich.«
    »Ich kann mich nicht auf Ihre Versprechungen verlassen. Das sind nur ein paar bedeutungslose Stücke Papier. Jeder hätte sie fälschen können.«
    »Das stimmt. Sie müssen meine Glaubwürdigkeit selbst beurteilen. Hier, auf der Stelle. Die Gelegenheit gibt es nur einmal, sie kommt nie wieder.«
    »Warum wollen Sie den genauen Fundort wissen?«
    »Damit kommen wir zur Peitsche. Was glauben Sie, wo diese Honeys landen, Mr. Prum? An Damenhälsen.«
    »Und?«
    »Einer der größten Steine ist am Hals einer der höchsten Damen gelandet, der Frau eines sehr wichtigen amerikanischen Senators. Ganz Georgetown hat sie um ihre Schönheit beneidet, bis ihr die Haare ausgingen und sie nässende Geschwüre an den Brüsten bekam – radioaktive Vergiftung. Wir haben diese Steine zu
Ihnen
zurückverfolgt.«
    Kurzes Schweigen, dann stieß Prum den Atem aus.
»Mhn sruel kluen tee!«
    Ford verstand die vulgäre Redewendung auf Khmer. »Sie sitzen ziemlich in der Scheiße, wie wir Amerikaner sagen.«
    Prum fuhr sich mit einem Taschentuch übers Gesicht. »Ich wusste nichts davon. Ich wäre nicht im Traum darauf gekommen. Ich bin Geschäftsmann.«
    »Sie wissen, dass die Steine radioaktiv sind.«
    Schweigen.
    »Die Peitsche sieht folgendermaßen aus: Der Senator erfährt, dass Sie derjenige sind, der seiner Frau das angetan hat. Was glauben Sie, was dann mit Ihnen passieren wird?«
    »Wenn ich Ihnen von der Mine erzähle, werden sie mich umbringen.«
    »Wenn Sie es nicht tun, bringt die CIA Sie um.«
    »Bitte, tun Sie mir das nicht an.«
    »Die Besitzer der Mine werden nicht erfahren, dass Sie es uns gesagt haben. Deshalb sind wir ja bei Nacht und durch die Hintertür gekommen.«
    Prum schüttelte heftig den Kopf. Die Waffe, fast vergessen, hing in seiner schlaffen Hand. »Ich brauche Bedenkzeit.«
    »Tut mir leid. Sie müssen sich sofort entscheiden, Mr. Prum.«
    Er wischte sich erneut das Gesicht. »Diese Mine ist mein Lebensunterhalt.«
    »Sie haben doch schon viel davon gehabt.«
    »Zusätzlich zu Harvard für meinen Sohn will ich Bargeld.«
    »Übertreiben Sie es nicht.«
    »Hunderttausend Dollar.«
    Ford wechselte einen Blick mit Khon. Die Leidenschaft, mit der Kambodschaner feilschten, erstaunte ihn immer wieder. Er stand auf und nahm mit einem Wisch Visum und Brief vom Tisch. »Die CIA wird sich um Sie kümmern.« Er wandte sich zum Gehen.
    »Warten Sie! Fünfzigtausend.«
    Ford hielt auf seinem Weg zur Tür nicht einmal inne.
    »Zehntausend.«
    Ford war schon beinahe zur Tür hinaus.
    »Fünftausend.«
    Ford blieb stehen und drehte sich um. »Sie bekommen das Geld,
falls
und
nachdem
die Mine erfolgreich lokalisiert wurde.« Er kam wieder herein. »Jetzt geben Sie mir meine Pistole zurück.«
    Prum händigte sie ihm aus. Er erhob sich zittrig, ging zu einer Holztruhe in der Ecke, schloss sie auf und entnahm ihr eine Karte. Er entrollte sie auf dem Tisch und stellte die Petroleumlampe darauf. »Das«, sagte er, »ist eine Karte von Kambodscha. Wir sind hier, und die Mine ist …
hier
.« Ein dünner Zeigefinger tippte dumpf auf ein wildes, waldreiches Gebiet im äußersten Nordwesten des Landes. Der Kambodschaner sah Ford mit seinen feuchtglänzenden Augen an. »Aber eines sage ich Ihnen, zu Ihrem eigenen Besten: Wenn Sie da hingehen, kehren Sie niemals lebendig zurück.«

16
    M ark Corso spürte, dass jemand in die Tür seines winzigen Arbeitsraums trat, und als er sich aufrichtete, schob er unauffällig mit dem Ellbogen andere Unterlagen über die Gammastrahlengrafiken, an denen er gerade gearbeitet hatte. »Hallo, Dr. Derkweiler«, sagte er und zwang sein Gesicht zu einem respektvollen Ausdruck.
    Derkweiler trat ein. »Ich wollte nur mal nach der Bildbearbeitung dieser

Weitere Kostenlose Bücher