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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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gewohnten Ruheplätzen auf den Uferfelsen aufgeschreckt worden waren.
    »Machen Sie sich die Guccis nicht schmutzig«, sagte Abbey.
    Er folgte ihr zum höchsten Punkt der Insel, wobei er sich seinen Weg zwischen Felsbrocken und Gagelsträuchern suchen musste. Gleich darauf fand er sich am Rand eines kleinen Kraters. Die Regenfälle der vergangenen Tage hatten das geborstene Felsgestein am Grund des Kraters freigespült. Mitten im Fels, umringt von Rissen, konnte Ford ein makellos rundes Loch von etwa sieben Zentimetern Durchmesser erkennen.
    Er holte tief Luft. Was konnte solch ein Eintrittsloch schlagen, zwölftausend Kilometer Planet durchfliegen und auf der anderen Seite wieder austreten, mit einem Loch von drei Metern Durchmesser?
    »Wir haben einen Meteoriten gesucht«, sagte Abbey, »und das hier gefunden: ein Loch.« Sie lachte etwas kläglich.
    Ford holte einen kleinen Geigerzähler aus seiner Ausrüstung. Der registrierte nur die gewöhnliche Hintergrundstrahlung von etwa 0,05 Millirem pro Stunde.
    »Werde ich Kinder mit zwei Köpfen bekommen?«
    »Wohl kaum.«
    Er stieg in den Krater, kniete sich hin, schob die Finger in den Krater und tastete darin herum. Die Wände waren glatt wie aus Glas, genau wie die Wände des größeren Lochs in Kambodscha. Das außerirdische Objekt – was auch immer das gewesen sein mochte – hatte ein zylindrisches Loch im Fels hinterlassen, so perfekt, als hätte es jemand gebohrt. Risse umgaben es, doch es war kaum ein Anzeichen von großer Krafteinwirkung zu erkennen, nichts von der explosiven Gewalt, die bei einem Einschlag auftritt – der Rand des Lochs war erstaunlich sauber, der Boden darum herum kaum mitgenommen. Es war, als hätte irgendeine unbekannte Kraft die Energie des Einschlags absorbiert oder neutralisiert. Dasselbe musste auf der anderen Seite der Welt geschehen sein, in Kambodscha. Das Austrittsloch hätte gewaltig sein müssen, wie das einer Kugel, die einen Kürbis durchschlägt – die Druckwelle allein hätte Unmengen Material ausschleudern und einen aktiven Vulkan oder Magma-Eruptionen hinterlassen müssen. Aber nein. Die Löcher an beiden Enden hatten sich irgendwie sauber versiegelt. Kein Magma, keine Eruption, nur gewöhnliche Hintergrundstrahlung. Das war unerklärlich. Alles, was groß und schnell genug war, ein Loch in Fels zu schlagen und sich sogar durch die gesamte Erde zu bohren, hätte die Insel zu Staub zerblasen müssen.
    Ford spähte mit der Taschenlampe in das Loch hinab; es führte gerade wie ein Rohr in die Tiefe, so weit der Lichtstrahl reichte. Er schauderte. Irgendetwas an dieser Sache jagte ihm Angst ein; er wusste nicht recht, was. Er vermaß das Loch, notierte den Eintrittswinkel und machte ein paar Fotos. Dann holte er seinen Geologenhammer aus der Tasche und schlug ein paar Fragmente vom Rand des Lochs ab, an denen auch die glasartige innere Wand zu erkennen war, und verschloss sie sicher in Plastikbeuteln. Außerdem nahm er Proben von Erde und Pflanzen darum herum.
    »Wie zum Teufel«, sagte Abbey, »könnte ein Meteorit, der groß genug ist, um die ganze Küste von Maine zu erleuchten, ein so winziges Loch hinterlassen?«
    »Eine verdammt gute Frage.« Ford erhob sich und klopfte sich den Staub von den Knien.
    »Was glauben Sie, wie tief ist er eingedrungen, ehe er stecken geblieben ist?«
    Ford räusperte sich und sah ihr ins Gesicht. »Er ist nicht stecken geblieben.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Er ist durch die gesamte Erde hindurchgeflogen.«
    Sie starrte ihn an. »Sie machen Witze, oder?«
    »Das ist kein Witz. Er ist im Nordwesten von Kambodscha wieder ausgetreten. Allerdings war er da viel größer – das Loch hatte keine sieben Zentimeter Durchmesser, sondern gut drei Meter.«
    »Heilige Scheiße.«
    »Er ist mit solcher Wucht aus dem Boden ausgetreten, dass er zweieinhalb Quadratkilometer Dschungel platt gedrückt hat.«
    »Haben Sie irgendeine Idee, was das gewesen sein könnte?«
    Ford begann seine Ausrüstung und die Proben einzupacken. »Keinen Schimmer.«
    »Hört sich für mich nach einem kleinen schwarzen Loch an. Durchdringt die gesamte Erde, wird dabei größer und hinterlässt Spuren radioaktiver Strahlung.«
    »Das ist eine interessante Hypothese.«
    »Haben Sie schon herausgefunden, woher das Ding kam?«
    Ford hob seine schwere Tasche an. »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Ford seufzte. »Wie sollte das denn gehen?«
    »Sie haben ein Foto davon, wie es hierhin gekommen ist, Sie haben den Eintrittspunkt und

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