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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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durchzogen – Grau und Schwarz, Gelb und Schwefel, ein wenig Rot.
    Die endlose, brodelnde grüne Feuerwalze schien aus dieser Entfernung langsam über den Himmel zu rollen, im selben Tempo wie er lebte. Quälende Minuten lang, so kam es ihm vor, kroch Orden über die steinernen Stufen.
    Und derweil fragte er sich, wieso Raj Ahten hierhergekommen war. Bestimmt nicht, um einen Blick auf Longmot zu werfen. Die Aussicht hier hatte nichts zu bieten.
    Nein, etwas anderes mußte den Wolflord alarmiert haben.
    König Orden ließ also den Blick nach Osten wandern und sah Staub, der von den Ebenen aufstieg, als stünden sie in Flammen, und das Licht, das auf den Schilden blinkte. Eine Armee kam von Burg Groverman heranmarschiert.
    Trotz der gewaltigen Staubwolke konnte es keine große Armee sein, das wußte Orden. Dreißigtausend gewöhnliche Soldaten kamen ihm über das staubige Heideland zu Hilfe geeilt, mehr nicht. Raj Ahtens Unbesiegbaren würden sie nicht gewachsen sein.
    Aber Orden wußte, daß sein Sohn an der Spitze dieser Armee stand.
    Gaborn würde sicher nicht so töricht sein, den Wolflord anzugreifen. Nein, es mußte sich um eine Kriegslist handeln.
    Orden schmunzelte. Gegen einen Mann von Raj Ahtens Geisteskraft konnten falsche Berichte eine mächtige Waffe sein. Sein Sohn kämpfte, so gut er eben konnte.
    In fast jedem Wettstreit fiel der Sieg an den, der sich nicht geschlagen gab. Der Prinz ließ sich nicht einschüchtern.
    Das war eine gute List, redete sich Orden ein. Raj Ahten glaubt, Groverman sei schon seit Tagen eingenommen. Jetzt sieht er eine Armee, die kommt, ihn zu vernichten. Der König hoffte nur, daß die List ihre Wirkung tat.
    Und dann beschlich ihn eine noch düsterere Befürchtung.
    Gaborn würde gewiß nicht angreifen. Oder doch? Oder etwa doch?
    Ja, das würde er, erkannte Orden. Weil er glaubte, dadurch seinen Vater retten zu können. Habe ich ihm nicht selbst gesagt, er solle angreifen? dachte Orden. Habe ich ihm nicht gesagt, er solle mit seinen Rittern den Hang hinunterstürmen?
    Orden bekam es mit der Angst zu tun. Dieser Junge riskierte sein Leben, um feindliche Übereigner zu retten. Der Junge war zu einem Eidgebundenen Lord geworden.
    Orden hatte keine Zweifel mehr. Und wenn er bei dem Angriff draufginge, Gaborn würde angreifen!
    In diesem Augenblick schlug das große Wurfgeschoß in der Burg ein und jagte Feuersäulen in den Himmel. Orden konnte den fürchterlichen Schaden sehen, den es angerichtet hatte – Männer flogen wie brennende Vögel über die Mauern, er sah Riesen und Kampfhunde, Unbesiegbare und Bogenschützen, die allesamt auf die Burgtore zustürmten.
    Und doch spürte er nicht die leise Regung, die den Tod eines Übereigners anzeigte. Von den Übereignern aus seinem Schlangenring verbrannte in diesem Feuer keiner. Die Burg dagegen würde sicher fallen.
    Tief in seinem Innern verspürte er einen überwältigenden Drang. Schlag zu. Schlag zu, so gut du kannst!
    Orden wurde bewußt, daß er vielleicht selbst den Schlüssel in Händen hielt, der dafür sorgte, dieses gewaltige Fiasko einer Schlacht einem höheren Ziel zu opfern. Die Männer auf der Burg waren über einen Schlangenring miteinander verbunden, und wenn die Burg überrannt wurde, waren dessen Mitglieder alle gezwungen, zu kämpfen, da keiner Gaben des Stoffwechsels von einem anderen bezog.
    Irgendwann würde einer von ihnen sterben, und es würde sich eine Schlange bilden. Doch wer wäre dann ihr Kopf?
    Bestimmt nicht dieser Idiot Dreis, hoffte Orden.
    Nein. Es mußte Shostag sein. Auf seine derbe Art vortrefflich und angsteinflößend. Ein erbarmungsloser Krieger.
    Orden kroch zum Rand des Observatoriums und sah hinunter.
    Die Augen des Tor Loman standen über dem Rand eines Felsvorsprungs, und am westlichen Rand bohrten sich gewaltige Felsnasen aus der Erde. Dort, dachte Orden. Dort werde ich aufschlagen.
    Er stürzte sich vom Turm. Es wurde Zeit, daß der Schlangenring zerbrach. Soll Shostag sich jetzt sein Land und seinen Titel verdienen. Soll Gaborn überleben, damit er das Erbe seines Geburtsrechts antreten kann.
    Und laßt mich in die Arme jener Frau zurückkehren, die ich liebe.
    Wegen der vielen Gaben des Stoffwechsels kam es Orden so vor, als fiele er ganz langsam, fast so, als schwebte er in seinen Tod.

KAPITEL 30
    Das Flattern
    Wie ein Pilz schoß eine Feuersäule am weit entfernten Himmel in die Höhe, und das Geräusch von Donner rollte über die Ebene.
    Gaborn jedoch spürte etwas noch weit

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