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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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war das Haar zu fein. Borenson schnupperte. Ein Bär, ganz sicher. Ein großes Männchen. Genauso moschusartig wie die Witterung der Wildschweine aus dem Dunnwald, aber nicht so verdreckt.
    Borenson schnupperte noch einmal, versuchte, die Witterung des Greifers aufzunehmen, roch aber nichts. Greifer besaßen die unheimliche Fähigkeit, den Geruch ihrer Umgebung anzunehmen.
    Borenson blickte den Pfad hinauf und verspürte den Wunsch, dem Greifer nachzusetzen – doch im nächsten Augenblick war ihm der schon wieder vergangen.
    Möglicherweise
    war
    Myrrima
    in
    Gefahr.
    Höchstwahrscheinlich würde Raj Ahten die Burg eine Weile belagern, den Tag mit Ausruhen verbringen und sich auf die Schlacht vorbereiten. Seine Armee müßte bald eintreffen.
    Borenson befürchtete, daß er die Burg nicht mehr vor der Belagerung erreichen und so Myrrima nicht helfen konnte.
    Dann mußte er in Betracht ziehen, wieviel Mühe es kosten würde, auf den Greifer Jagd zu machen. Das Weibchen würde sich oben in den Wäldern aufhalten, in der Nähe des Gipfels, und sich an dem Bären laben. Das Gelände hier war zu unübersichtlich, für einen Mann nicht leicht zu überwinden.
    Espenäste waren von den Bäumen heruntergeweht worden, nach einem langen Sommer wuchs das Unterholz dicht und hoch.
    Es einzuholen würde schwierig werden. Greifer konnten Bewegungen im Boden spüren. Die einzige Möglichkeit, sich ihnen zu nähern, bestand darin, sich ganz langsam anzuschleichen und die Schritte in unregelmäßigen Abständen zu setzen.
    Einen Augenblick lang spielte Borenson mit dem Gedanken, den Greifer zu verfolgen.
    Plötzlich verspürte er, als würde ihn eine Stimme aus weiter Ferne rufen, einen starken Drang. Schlag zu. Schlag sofort zu, wenn du kannst!
    Sein König brauchte ihn. Myrrima brauchte ihn.
    Er gab seinem Pferd die Sporen und jagte es über die Bergpfade, während der Schnee liegenzubleiben begann – der erste des Winters. Der Atem von Borensons Schlachtroß stieg in kleinen Wolkenwirbeln auf. Sein Herz klopfte.
    Morgen war der erste Tag des Hostenfestes, der erste Tag der Jagd, erinnerte sich Borenson und begann darüber nachzudenken, um ruhig zu bleiben. Es wäre eine gute Jagd geworden, bei diesem Schneefall. Die Wildschweine würden herunter in die Täler kommen und am Rand der Lichtungen Spuren hinterlassen. Er hätte mit Derrow und Ault gewettet, wer von ihren Lords als erster mit dem Speer ein Wildschwein erlegte.
    Er sehnte sich nach dem Gekläff der Hunde, nach dem tiefen Klang der Hörner. Nach den allabendlichen Feiern an den Lagerfeuern.
    Aber ich muß jetzt zuschlagen, überlegte er und gab seinem Pferd die Sporen, damit es noch schneller lief. Er wollte zuschlagen, wünschte sich, ein Ziel zu haben.
    Wieder quälte ihn der Gedanke, ob er auch alle Übereigner auf Burg Sylvarresta getötet hatte. Ich habe zugeschlagen, so wie ich es kann, sagte er sich. Er hatte alle umgebracht, die er zu Gesicht bekommen hatte, doch vielleicht hatte man einige aus dem Bergfried in die Stadt geschafft, damit auch weiterhin unsichtbare Kraftlinien Raj Ahten mit den Übereignern dort verbanden.
    Ein Kampf zwischen Runenlords konnte kompliziert sein.
    Die Zahl der Gaben spielte im Kampf eine große Rolle, ebenso das Geschick und die Ausbildung der Krieger.
    Wichtig war aber auch die Ausgewogenheit des Charakters.
    Raj Ahten besaß so viele Gaben, daß es fast sinnlos schien, seine Übereigner umzubringen. Andererseits konnte ein seiner Geisteskraft und Anmut beraubter Runenlord zu einem bloßen Tölpel werden, der im Kampf nichts taugte. Man brauchte einen Runenlord bloß seines Stoffwechsels zu berauben, und schon bewegte er sich trotz seiner tausend Gaben der Muskelkraft im Vergleich zu einem ausgewogenen Soldaten so langsam, daß er ebensogut ein Kleiderständer sein konnte. Er wurde zu einem ›Krieger von ungünstigen Proportionen‹.
    Mit dem Gemetzel auf Burg Sylvarresta hatte Borenson Raj Ahten zahlreiche Gaben der Anmut geraubt. Der Runenlord hatte sie gehortet, hatte sie von Hunderten Männern in der Burg übernommen. Demnach besaß er jetzt ein Übermaß an Muskelkraft. Damit wäre er kraftorientiert, und es würde ihm an Beweglichkeit fehlen. Vielleicht hatte König Orden, ein solches Ungleichgewicht vorausgesetzt, gegen den Wolflord eine Chance.
    Borenson hoffte also, daß er seine Arbeit gut gemacht hatte.
    Die Vorstellung, König Orden könnte durch sein Unvermögen diesen Kampf verlieren, war unerträglich.
    Genauso

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