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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Geheimnis seiner magischen Pulver weitergeben oder seine Schlachttaktiken verraten konnten. Es wäre ein leichtes, dem Kerl die Därme aus dem Leib zu reißen.
    Doch vielleicht ließe sich der Kommandant für einen höheren Zweck einspannen. Indem er berichtete, wie Raj Ahten die Mauern Longmots zerstört hatte, konnte dieser einsame Überlebende überall in den Königreichen des Nordens Angst und Schrecken verbreiten.
    All die Burgen des Nordens, all die stolzen Festungen, die über Tausende von Jahren dem Zeitenlauf getrotzt hatten, während die Menschen gegen die Toth und die Nomen und gegen sich selbst gekämpft hatten – sie alle waren jetzt nutzlos.
    Todesfallen.
    Die Männer aus dem Norden sollten das erfahren. Sie sollten bereit sein, sich zu ergeben.
    »Ich bin Euch äußerst dankbar«, sagte Raj Ahten zum Kommandanten. »Ihr habt Euch das Leben gerettet. Ich möchte, daß Ihr den anderen Menschen erzählt, was hier geschehen ist. Wenn Euch jemand fragt, wie Ihr diese Schlacht überstanden habt, dann sagt ihm: Raj Ahten hat mich leben lassen, damit ich seine Macht bezeugen kann.«
    Der Kommandant nickte kaum merklich. Seine Beine zitterten. Raj Ahten glaubte nicht, daß er in der Lage wäre, sich noch länger auf den Beinen zu halten. Der Wolflord legte ihm eine Hand auf die Schulter und fragte beiläufig: »Habt Ihr Familie, Kinder?«
    Der Mann nickte, brach in Tränen aus und drehte sich zur Seite.
    »Wie lautet Euer Name?«
    »Cedrick Tempest«, jammerte der junge Mann.
    Raj Ahten lächelte. »Wie viele Kinder habt Ihr, Cedrick?«
    »Drei… Mädchen und einen Jungen.«
    Raj Ahten nickte anerkennend. »Ihr haltet Euch für einen Feigling, Cedrick Tempest. Ihr haltet Euch für einen Verräter.
    Aber Eure Kinder habt Ihr heute nicht verraten, nicht wahr?
    ›Kinder sind wie Edelsteine, und wer viele hat, ist wirklich reich.‹ Wollt Ihr ihretwegen überleben?«
    Cedrick nickte heftig.
    »Es gibt viele Arten von Helden, viele Formen der Treue«, sagte Raj Ahten. »Ihr braucht Euren Entschluß nicht zu bedauern.«
    Er machte kehrt und ging zu seinem Zelt, blieb stehen, um das angetrocknete Blut auf seinem Krummsäbel am Gewand eines Toten abzuwischen. Derweil überlegte er sich, was er als nächstes tun sollte. Seine Zwingeisen waren fort – vielleicht nach Mystarria oder in irgendeinen anderen von einhundert Bergfrieden. Seine Verstärkung ließ auf sich warten. Eine Armee marschierte auf ihn zu.
    Aber er war im Besitz einer neuen Waffe, die es ihm ermöglichte, gegen alle Hoffnungen und Erwartungen die Stellung zu behaupten.
    Die Soldaten ganz in seiner Nähe hatten durch Raj Ahtens Schrei den größten Schaden davongetragen, ebenso wie die Männer, die nur wenige Gaben des Stoffwechsels besaßen. Raj Ahten wagte nicht, seine Waffe zu dicht bei seinen eigenen Leuten einzusetzen. Was bedeutete, daß er Gaborn mit der Macht seiner Stimmgewalt allein gegenübertreten mußte.
    Ein paar erste, kleine Schneeflocken rieselten aus dem bleiernen Himmel und wirbelten um seine Füße. Er hatte gar nicht gemerkt, wie kalt es geworden war.
    Er besah sich die Schäden an Burg Longmot von außen. Risse hatten das Mauerwerk auseinandergebrochen, an zahlreichen Stellen das Gestein gespalten. Über ihm ragten mächtige Mauern aus schwarzem Stein von fast einhundert Fuß in die Höhe. Die Steine des Fundaments waren dreißig Fuß stark, vierzehn Fuß breit und zwölf Fuß hoch. Jeder Stein wog Tausende von Tonnen. Diese Festung hatte Jahrhunderte lang gestanden, unbezwingbar. Auf ihren Toren hatte er die Schutzzeichen der Erdbindung gesehen.
    Selbst die mächtigsten Zauber seiner Flammenweber hatten die Mauern kaum durchdringen können. Seine Katapulte hatten ihnen nichts anhaben können. Seine Stimme aber hatte einige der gewaltigen Steine des Fundaments geborsten.
    Das versetzte selbst Raj Ahten in Erstaunen. Noch war nicht klar, was aus ihm werden würde. Er hatte Burg Sylvarresta mit der Kraft seiner Anmut besiegt. Jetzt stellte er fest, daß seine Stimme sich zu einer mächtigen, verwirrenden Waffe entwickelte.
    In seinen Reichen im Süden starben Übereigner von einem Augenblick zum nächsten, gleichzeitig wurden ständig neue angeworben. Die Zusammensetzung seiner Eigenschaften befand sich in stetem Fluß. Eins aber wußte er sicher. Es kamen mehr Gaben hinzu als verlorengingen. Sein Wachstum wurde gefördert. Er wurde zur Summe aller Menschen.
    Vielleicht war dies der richtige Augenblick, diesem jungen Narren

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