Der Kreis aus Stein
zusammengesunken im Sattel. Ohne Geisteskraft blickte Lord Sylvarresta vom Rindvieh fasziniert und stumpf um sich.
»Prinzessin Iome?« fragte Groverman, als sei er nicht recht sicher.
»Ja.«
Der Herzog trat einen Schritt vor, ergriff ihre Hand und schnupperte unverblümt daran.
Groverman war ein eigenartiger Mann. Manche hätten ihn als Wolflord bezeichnet, denn er hatte Gaben von Hunden übernommen. Doch im Gegensatz zu Männern, die solche Gaben nur übernahmen, um ihre unersättliche Gier nach Macht zu stillen, hatte Groverman einst mit Iomes Vater bis lange in die Nacht gestritten und dabei die Meinung vertreten, es sei moralischer. Gaben von Tieren zu übernehmen als von Menschen. »Was ist gütiger: fünfzig Gaben des Geruchssinns von Menschen zu übernehmen oder eine Gabe des Geruchssinns von einem Spürhund?«
Herzog Groverman besaß also mehrere Gaben von Hunden, doch war er ein gütiger Führer, von seinem Volk wohlgelitten.
Er hatte ein schmales Gesicht und dunkle, engstehende Augen. König Sylvarresta wirkte er überhaupt nicht ähnlich.
Niemand, der sie zusammen sah, hätte zu behaupten gewagt, der Herzog stamme von derselben Familie ab.
Mit Iomes Geruch zufrieden, küßte der Herzog ihren Ring.
»Willkommen, willkommen in meinem Heim.« Mit einem Wink bat Groverman Iome abzusteigen.
»Wir haben wichtige Dinge zu besprechen«, sagte Gaborn, als wolle er damit gleich hier draußen beginnen. Er hatte es so eilig, zu seinem Vater zurückzukehren, daß er nicht einmal absitzen wollte.
»Sicherlich«, sagte Groverman, der Iome noch immer auf seine Burg zuwinkte.
»Wir sind in Eile«, sagte Iome. Fast hätte sie Groverman angebrüllt, sie hätten keine Zeit für Förmlichkeiten und er müsse seine Krieger zusammenrufen und sie in die Schlacht schicken.
Iome vermutete, daß Groverman sich ihrem Willen widersetzen und versuchen würde, ihr diesen Plan auszureden oder sie mit einem weniger umfangreichen Hilfsangebot zu vertrösten. Sie hatte keine Lust, sich seine Nörgeleien und Ausweichmanöver anzuhören.
»Wir müssen sofort miteinander sprechen«, sagte Gaborn.
Der Herzog hatte Gaborns scharfen Unterton herausgehört, schaute auf und sah ihn gekränkt an. »Meine Dame, spricht Prinz Gaborn für Euch und den König?«
»Ja, das tut er«, antwortete Iome. »Er ist mein Freund und Euer Verbündeter.«
»Was verlangt Ihr von mir?« fragte Groverman. »Ihr braucht es nur zu sagen.« Sein Ton war so ergeben, sein Verhalten so gütig, daß Iome fast glaubte, er täusche es nur vor. Doch als sie in die Augen des Herzogs blickte, sah sie dort tatsächlich nur Ergebenheit.
Iome kam sofort auf den springenden Punkt zu sprechen.
»Longmot wird bald angegriffen werden. König Orden befindet sich dort, zusammen mit Dreis und anderen. Wie könnt Ihr es wagen, ihm die Unterstützung zu verweigern?«
Groverman breitete die Hände aus, als sei er verblüfft. »Ihm die Unterstützung zu verweigern? Unterstützung verweigern?
Wieviel mehr kann ich noch tun? Ich habe ihm die besten Ritter geschickt, die ich hatte, habe sie losreiten lassen, sobald sie dazu in der Lage waren – über zweitausend Mann. Ich habe Cowforth, Emmit, Donyeis und Jonnick benachrichtigt – sie werden sie hier vor Mittag treffen. Wie ich in meinem Brief schrieb, kann ich bis zum Einbruch der Nacht weitere fünftausend Mann zusagen!«
»Aber…«, sagte Iome. »Orden erzählte uns, Ihr hättet ihm die Unterstützung verweigert.«
»Bei meiner Ehre, da irrt er sich! Ich habe nichts dergleichen getan!« ereiferte sich Groverman. »Wenn Frauen Knappen wären und Rinder Ritter hoch zu Roß, dann würde ich innerhalb einer Stunde mit einer Armee von einer Viertelmillion losmarschieren. Aber ich habe ihm niemals die Unterstützung verweigert!«
Sie überlegte. Auf den Mauern von Longmot hatten viel zu viele Ritter gestanden. Sie hatte gedacht, sie wären von Dreis gekommen oder Orden habe sie unterwegs gesammelt.
Gaborn berührte Iome am Ellenbogen. »Mein Vater hat uns schlicht getäuscht. Jetzt erkenne ich es. Ich hätte meinem Gefühl trauen sollen. Mein Vater sagte immer: ›Selbst die Pläne des weisesten Mannes sind nur so gut wie sein Wissen.‹
Er hat uns zum Narren gehalten, genauso wie er danach trachtet, Raj Ahten zum Narren zu halten. Er wußte, daß wir Longmot nicht verlassen würden, solange wir darauf vertrauen, daß Verstärkung kommt. Zu unserer eigenen Sicherheit hat er sich diese List ausgedacht, wie er uns außer
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