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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Nachdruck, daß Orden irgendein Zeichen erwartete – daß der Boden schwankte und zitterte oder Raj Ahten verschluckte oder daß Steine aus dem Himmel fielen.
    Doch das grasbewachsene Hügelland sah aus wie zuvor, die Sonne schien noch immer hell.
    Die Erde tötet nicht, das wußte Orden. Sie zerstört nicht.
    Und Orden sah, daß Binnesman keinen Wylde hatte, der ihm den Rücken stärkte, daß er nicht die Macht besaß, irgendeinen überraschenden Fluch zu bewirken.
    Vielleicht machten sich die Auswirkungen des Fluchs des Zauberers aber auch erst mit der Zeit bemerkbar. Solche Flüche wurden nicht leichtfertig gesprochen, und in alten Weibergeschichten hieß es warnend, sie seien die wirkungsvollste Form von Magie. Fast hatte Orden Mitleid mit Raj Ahten.
    Doch zunächst geschah gar nichts. Orden rief warnend: »Binnesman, zieht Euch aus dieser Schlacht zurück. Ihr könnt nichts mehr tun.«
    Binnesman drehte sich nach oben um und sah Orden an, und es lag so viel Zorn in diesem Blick, daß der König einen Schritt nach hinten wich.
    Als erkenne er plötzlich selbst die Gefahr, wendete Binnesman sein Pferd nach Westen, Richtung Dunnwald, und ergriff die Flucht.

KAPITEL 22
    Ein verstimmter Kavalier
    Burg Groverman lag in einer flachen, sandigen Senke, die zu Mangons Heide gehörte, genau dort, wo der Fluß eine weite Biegung machte. Es war weder die am besten befestigte Burg in Heredon noch die größte, doch als Iome an jenem Morgen über die Ebene ritt, schien sie mit ihren ausgedehnten Feldern, den palastartigen Türmen und den weiten Toren die schönste zu sein. Die Morgensonne lag golden am gelben Sandstein, so daß die Festung glänzte wie etwas Flüssiges.
    Iome, ihr Vater, Gaborn und die drei Days flogen über das Heidekraut dahin und galoppierten an Herden halbwilder Pferde und Rinder vorbei, die jedesmal erschraken, wenn die Reiter plötzlich auf einem Hügel auftauchten.
    Iome kannte diesen Ort nur von Karten, aus alten Büchern und Gesprächen. Jeden Herbst und Winter kam Groverman anläßlich des Rats der Lords auf die Burg ihres Vaters, sein Zuhause hatte sie jedoch noch nie gesehen. Seit Jahrhunderten regierten die Lords der Familie Groverman dieses Land und versorgten Heredon mit Kraftpferden und Rindfleisch. Iomes Vater unterhielt in seiner eigenen Burg keine großen Stallungen – nichts, was den ausgedehnten Stallungen auf Groverman vergleichbar wäre. Hier, an den grünen Ufern des Flusses Wind, wuchsen die Pferde ausgelassen heran, bis die Pferdekenner des Lords sie in die Stallungen des Königs brachten und die Füllen den Leitpferden zuführten.
    Die Leitpferde waren feurig. Ein Leitpferd beherrschte jedes Wildpferd, wenn man ihm erst Gaben der Körperkraft und des Stoffwechsels überlassen hatte. Die wilden Füllen wurden als Übereigner eingesetzt, denn diese Pferde hatten die größte Scheu vor den Hengsten aus der Herde und waren deshalb für die Bereitstellung dieser Eigenschaften am verläßlichsten.
    Daher war Burg Groverman zu einer wichtigen Festung geworden, denn dies war der Bergfried der Übereigner für die Pferde, mit denen Sylvarrestas Boten und Soldaten ausgerüstet wurden.
    So spät im Herbst war es jedoch auch ein geschäftiges Handelszentrum. Die ansässigen Vasallen und Leibeigenen trieben Rinder zur Herbstschlachtung in die Burg. Morgen war der erste Tag des Hostenfests, eine Zeit der Feierlichkeiten vor den im Herbst anfallenden Arbeiten. Heute in einer Woche, wenn das Fest endete, würden die gemästeten Rinder am fünfundzwanzigsten Tag des Monats der Blätter, bevor die Schneefälle des Winters einsetzten, anläßlich des Tolfestes durch ganz Heredon zur Schlachtung getrieben werden.
    Mit dem Vieh kamen Pferdezüchter, die die Füllen des vergangenen Sommers herbeitrieben. Und so verwandelten sich die Felder rings um Burg Groverman in ein Durcheinander aus Schlachtbänken und Zelten.
    Als sie das sah, verließ Iome der Mut.
    Sie war außer sich gewesen, als sie erfahren hatte, dass Herzog Groverman Longmot seine Hilfe verweigert hatte. Es war ihr wie ein kleinlicher und boshafter Zug vorgekommen, der nicht im Einklang mit der Freundlichkeit und dem Mut stand, den man von den Lords aus Heredon erwartete.
    Doch jetzt sah Iome, daß Groverman vielleicht guten Grund hatte, nicht nach Longmot zu ziehen. Vor der Burg drängten sich Menschen und Tiere auf den Feldern – die Pferdezüchter und Rindertreiber, die Kaufleute, die zum Fest gekommen waren, die Flüchtlinge aus

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