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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Doppeltürmen zu dringen.
    Die Riesen schlugen daher riesige Eichen, schleppten die gefällten Stämme von den Hügeln herbei und stapelten sie vor der Burg zu einer riesenhaften, dunklen Krone aus verschlungenen Ästen. Wenn die Flammenweber Energie aus dieser Krone zapften, würden sich ihre Kräfte stark vermehren.
    Eine halbe Stunde, nachdem Binnesman die Burg verlassen hatte, kam ein Vorreiter von Westen her donnernd mit wichtigen Neuigkeiten angaloppiert. Er ließ sein Pferd durch das Lager rennen und sprang vor Raj Ahtens Füßen ab.
    Aha, dachte der Wolflord, endlich ist Vishtimnus Armee gesichtet worden. In seinem Zustand, bei seinem schnellen Stoffwechsel, schien es eine Ewigkeit zu dauern, bis der Mann zu sprechen anfing. Zum Glück wartete er wenigstens nicht noch auf Erlaubnis.
    »Verzeiht, Großer König«, sagte er, den Kopf gesenkt. Der Mann hatte die Augen angstvoll aufgerissen. »Aber ich habe wichtige Neuigkeiten. Ich wurde aufgestellt, um die Schlucht des Leidens zu beobachten. Ich muß berichten, daß ein Reiter in die Schlucht kam und die Brücke zerstört hat. Er deutete mit einem Finger auf sie, sprach einen Fluch, und die Brücke fiel in sich zusammen.«
    »Was?« fragte Raj Ahten. Hatte der Erdwächter etwa die Absicht, ihn von seiner Verstärkung abzuschneiden? Der Zauberer hatte behauptet, er werde in dieser Schlacht nicht Partei nehmen, und Raj Ahten hatte ihm geglaubt. Doch offenbar führte dieser Kerl etwas im Schilde.
    »Die Brücke ist zerstört. Die Schlucht ist unpassierbar«, wiederholte der Späher. Raj Ahtens Späher waren darauf trainiert, jede Frage, auch rhetorische, als Erkundigung aufzufassen. Sie berichteten nur, was sie sahen, ohne Ausschmückungen.
    »Hast du irgendeine Spur von Vishtimnu gesehen?«
    »Nein, Großleuchtender. Ich habe keinerlei Anzeichen bemerkt – weder Späher noch Staubwolken über der Straße. Es ist still im Wald.«
    Raj Ahten dachte nach. Daß sein Späher kein Anzeichen für die Verstärkung gesehen hatte, hieß nicht, daß Vishtimnu sich nicht auf dem Weg hierher befand. Gut möglich, daß der Zauberer über eigene Mittel verfügte, sie aufzuspüren. Und um das Eintreffen der Armee in Longmot zu verzögern, hatte der Zauberer die Brücke zerstört. Aber das würde Vishtimnu nur auf-, nicht abhalten. Die Armeen führten große Wagen voller Lebensmittel, Kleidung und Waffen mit sich, Vorräte, die den ganzen Winter reichten, für einen langen Feldzug. Die Wagen würden die Schlucht nicht durchqueren können und müßten einen Umweg von gut einhundertzwanzig Meilen machen.
    Das würde die Karawane wenigstens vier Tage lang aufhalten, möglicherweise auch fünf oder sechs. Selbst die Ritter mit Kraftpferden würden dadurch aufgehalten werden, so daß sie heute nicht in Longmot einträfen.
    Die Zerstörung der Brücke war kein großer Rückschlag. Es sei denn… der Zauberer wußte, daß mehr als eine Armee durch die Wälder marschierte, und er daher darauf abzielte, Raj Ahten den Fluchtweg abzuschneiden.
    Plötzlich wurde ihm bewußt, daß Jureem erst einige Stunden zuvor davongelaufen war. Vielleicht hatte er Angst gehabt, nach Longmot zu kommen. Vielleicht hatte sich Jureem selbst verschworen, eine Falle aufzustellen!
    Raj Ahten zögerte keinen Augenblick. Zweieinhalb Meilen nordwestlich von Longmot stand eine Sternwarte auf einem Felsvorsprung eines einsamen Berges, der sich höher über die Wälder erhob als jeder andere im Umkreis von vielen Meilen.
    Raj Ahten konnte die Sternwarte von hier aus sehen – ein runder Turm mit einem flachen Dach, errichtet aus blutroten Steinen. Er wurde ›Die Augen von Tor Loman‹ genannt.
    Von dessen einsamen Ausguck aus konnten die Weitseher des Herzogs das Land viele Meilen weit beobachten. Raj Ahten hatte zur Zeit keinen Mann dort stehen. Seine Späher und Weitseher hatten sich längs der Straßen nach Norden, Süden, Osten und Westen verteilt, um einen besseren Überblick zu haben. Trotzdem war es möglich, das just in diesem Augenblick seine Weitseher mit irgendeiner schlechten Nachricht hierher unterwegs waren.
    Raj Ahten rief seinen Männern zu: »Setzt den Angriff fort!
    Entzündet den Scheiterhaufen!«
    Er wirbelte herum und rannte im höchsten Tempo, das er gefahrlos anschlagen konnte, über die grünen Felder von Longmot dahin.

KAPITEL 24
    Die Augen von Tor Loman
    Von der Burgmauer aus verfolgte Orden fasziniert, wie der Bote gestikulierend auf Raj Ahten zuritt. Mehrere Riesen liefen gemächlich vor

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