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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Longmot und aus ein paar ungeschützten Dörfern.
    Die aus Longmot Vertriebenen brachen Iome das Herz. Sie kauerten zusammengepfercht an den Ufern des Flusses.
    Frauen, Säuglinge, Männer. Die meisten von ihnen würden im Winter nur unter Decken Schutz finden, die man über Pfosten gespannt hatte. Groverman hatte den Flüchtlingen großzügigerweise gestattet, nahe den Burgmauern zu kampieren, wo sie wenigstens dem Wind nicht ganz ohne Deckung ausgesetzt waren, der über diese Ebenen fegte.
    Trotzdem sah es so aus, als sei am Fluß im Schatten der Mauern eine Stadt aus Lumpen emporgeschossen, eine Stadt, die von zerlumpten Menschen bewohnt wurde. Silberhaarige Männer hantierten ziellos herum, so als warteten sie nur auf den Winter, damit sie endlich frieren konnten. Frauen hüllten ihre Säuglinge in dicke Wolldecken und klemmten sie sich unter den Arm, da sie nichts Besseres als ihre Körper und Tücher hatten, um die Säuglinge zu wärmen.
    Viele Menschen husteten übel, und es sah ganz so aus, als würden sich im Lager schon bald ernste Krankheiten ausbreiten.
    Iome schätzte, daß sich mit den Flüchtlingen, den Bewohnern der Burg Groverman und denen, die wegen des Jahrmarktes hergekommen waren, gut dreißigtausend Menschen versammelt hatten. Eine gewaltige Menge, die nicht leicht zu beschützen war.
    Und Grovermans Mauern waren aus welchem Grund auch immer nicht so dicht mit Rittern besetzt, wie Iome dies erwartet hatte.
    Offenbar setzte Groverman also all seine Mittel ein, um seine Leute zu versorgen.
    All dies sah Iome, während sie an den mit rotbraunen Rindern vollgestellten Pferchen vorbei und durch die breiten Straßen ritt. Alles starrte Gaborn an, als er in die Stadt hineinritt. Groverman war es nicht gewöhnt, Soldaten zu beherbergen, die die Tracht des grünen Ritters trugen. Das Trio der Days, das ihnen folgte, verkündete den hohen Rang dieser Prozession, gleich, wie zerlumpt Iome und ihr Vater aussehen mochten.
    Am Burgtor hielten vier Wachen sie an. »Ihr bringt neue Nachrichten für den Lord?« fragte einer von ihnen Gaborn, wobei er Iome und ihren Vater ignorierte.
    »Ja«, antwortete Gaborn leise, »bitte berichtet seiner Lordschaft, daß Prinz Gaborn Val Orden ihn um Audienz ersucht, und daß er in Begleitung von König Jas Laren Sylvarresta und Prinzessin Iome gekommen ist.«
    Als die Wache dies hörte, sperrte sie den Mund auf und blickte entsetzt auf Iomes schlammverschmutzte Kleider.
    Seiner Gaben beraubt wirkte Lord Sylvarresta alles andere als königlich. Iome glaubte, daß sie und ihr Vater das wahrlich jämmerlichste Paar auf der Straße waren.
    Deshalb versuchte Iome, noch stolzer und aufrechter im Sattel zu sitzen. Der Preis dafür war hoch, denn sie konnte die starrenden Blicke der Soldaten kaum ertragen. Sehr nur das schauerliche Bild, das eure Prinzessin bietet, flüsterte eine traurige Stimme in ihrem Kopf. Sie hätte sich gern verkrochen und ihr Gesicht versteckt, wie es manche Übereigner machten, nachdem sie Gaben der Anmut abgetreten hatten. Doch Iome begehrte innerlich gegen die musternden Blicke der Wachmänner auf und kämpfte weiter gegen die Macht der Rune an, die Raj Ahtens Männer ihr ins Fleisch gebrannt hatten.
    Die Wachen betrachteten die drei Days, die im Sattel saßen, als wollten sie Gaborns Anspruch bestätigen. Zwei Männer rannten sich gegenseitig fast um, als sie losstürzten, um Herzog Groverman zu holen.
    Der Herr des Hauses eilte in den weiten Innenhof seines Anwesens. Sein reich besticktes Gewand flatterte im Wind.
    Azurit und Perlen waren in den Ledersaum seines ockerfarbenen Umhangs geknüpft. Sein Days lief ihm hastig hinterher.
    »Was gibt’s? Was soll das? Was ist hier los?« rief Groverman und zog sich den Umhang fester um den Hals. Der Morgen war kalt, von Süden her zogen graue Wolken auf.
    Er blieb ein Dutzend Meter entfernt stehen, blickte blöde zwischen Gaborn, Iome und dem König hin und her.
    »Guten Morgen, Sir«, sagte Iome leise, ohne abzusteigen, und hielt ihm ihre Hand so hin, daß er ihren Ring küssen konnte. »Es ist zwar erst vier Monate her, daß Ihr Burg Sylvarresta besucht habt, ich fürchte, mein Aussehen hat sich trotzdem sehr verändert.«
    Das war natürlich eine Untertreibung. Was ihren Vater anbetraf, so stellte er nur mehr einen Schatten seines früheren Selbst dar. Aller Anmut beraubt, schien sein Gesicht der wichtigen Rolle hohnzusprechen, die er früher gespielt hatte.
    Ohne seine Muskelkraft hockte er matt

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