Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
Vom Netzwerk:
befreit, und stürzten gierig auf die Burganlage zu.
    Vor den Toren spielte sich ein höllisches Spektakel ab. Im Schutz der Dunkelheit waren die Riesen bis zur Mauer vorgedrungen. Die Bogenschützen ließen einen tödlichen Pfeilhagel los – der sich als beinahe unnötig erwies –, während seine Unbesiegbaren begannen, rasch die Leitern bis zum oberen Rand der Zinnen hochzuklettern.
    Hier auf der Südmauer stand inzwischen kein Verteidiger mehr. Die Explosion und die Feuerwalze hatten den Wehrgang so gut wie von Menschen entleert.
    Das Burgtor lag schutzlos da. Der Ostturm war eine rauchende Ruine. Im Westturm aber unternahmen ein paar Männer einen letzten Versuch. König Ordens Männer ließen einen Regen aus brennendem Öl los, gossen es in Rinnen, die im Innern des Turms verliefen. Als Raj Ahtens Truppen mit ihrem Rammbock herangestürmt kamen, sprudelte es plötzlich aus den steinernen Speiern über dem Tor.
    Einige von Raj Ahtens Männern gerieten unter der Hitze dieses Öls ins Stocken, doch ihr Schwung war so groß, daß der Kopf des Rammbocks trotzdem gegen die Schutzwand hinter dem Burgtor prallte.
    Die gesamte Energie der im Wolfskopf eingebundenen Magie explodierte, entlud sich gegen die Schutzwehr und jagte zersplitterte Holzbalken in alle Richtungen. Verteidiger hinter der Schutzwehr schrien auf und starben.
    In Raj Ahtens Kopf loderte eine seltsame Flamme auf.
    Er wußte, daß er sich jetzt zurückhalten sollte, daß es falsch war, Menschen so erbarmungslos zu vernichten. Besser wäre es, jene, die er gebrauchen konnte, zu benutzen und ihre Gaben zu übernehmen. Diese Männer besaßen Tugenden und Stärken, die keiner so brutalen Verschwendung zum Opfer fallen sollten. Man hätte ihr häßliches, flüchtiges Leben einem höheren Zweck zuführen können.
    Aber der Geruch verbrennenden Fleisches versetzte Raj Ahten plötzlich in Verzückung und in einen Zustand kribbelnder Erwartung. Gegen jedes besseres Wissen gierte er nach Zerstörung.
    Cedrick Tempest hatte hinter der Schutzwehr gestanden und rannte gerade zwischen zwei Schlachtrössern zur Küche des Herzogs, wo Shostag versteckt war, als der gewaltige Feuerball den Himmel füllte.
    Zum Glück hatte er nach unten geschaut und war im Begriff gewesen, sich von der Explosion zu entfernen.
    Deren Hitze und Energie stießen ihn mit dem Gesicht voran auf die Pflastersteine, daß sein Helm sich verbog und seinen Kopf einklemmte. Einen Augenblick lang hatte er gespürt, wie die gewaltige Hitze der Explosion seine Kleider und seine Haut mit einer einzigen Berührung versengte. Dann versuchte er in der grimmigen Hitze Luft zu holen. Pferde schlugen aus und stürzten. Eines von ihnen landete halb auf ihm, und die Leiche eines Knappen warf ihn zu Boden.
    Einen Augenblick lang verlor Tempest das Bewußtsein. Sah sich zwischen Steinen herumkriechen, zwischen gestürzten Pferden. Soldaten von den Burgmauern fielen auf ihn herunter, ein Regen aus verbrannten Leibern und zerfetztem Fleisch.
    Er blickte sich entsetzt um, als ein schwarzverbrannter Bursche neben seinem Kopf aufschlug, ein Arm neben seiner Hand landete. In diesem Augenblick wußte er, daß er diesen Tag nicht überleben würde. Drei Tage zuvor hatte er Frau und Kinder nach Burg Groverman geschickt, in der Hoffnung, daß er sie lebend wiedersehen würde. Er erinnerte sich noch an ihren Aufbruch – seine beiden Kiemen ritten auf dem Rücken einer Ziege, seine Frau trug ihren Säugling auf den Armen, seine älteste Tochter versuchte, erwachsen auszusehen, während ihre Lippen zitterten und sie sich alle Mühe gab, ihre Tränen der Angst zu unterdrücken.
    Tempest blickte die Burgmauer auf der Westseite hoch. Sie war fast menschenleer. Wer sich von den Männern noch auf den Beinen hielt, wirkte benommen, verwirrt.
    Plötzlich sprang ein lodernder weißer Salamander auf die Zinne einer Burgmauer und sah sich um. Tempest verbarg sein Gesicht, damit die perlenähnlichen Kugeln seiner Augen sich nicht auf ihn richteten.
    Fünfzig Meter hinter ihm war eine zweite, kleinere Explosion zu hören. Tempest versuchte mühsam auf die Knie zu kommen und sah sich um. Raj Ahtens Unbesiegbare waren gerade mit ihrem Rammbock gegen die kleine Schutzwehr innerhalb der Tore geprallt. Die Barrikade ging in Flammen auf und Holzsplitter flogen durch die Luft.
    Wer in der Nähe jener Barrikade stand, wurde von brennenden Trümmern zurückgeworfen. Jedoch hatten sich überhaupt nur noch schmerzlich wenige Männer auf den

Weitere Kostenlose Bücher