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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Beinen halten können. Ein paar Ritter saßen immer noch auf ihren Pferden, umgeben von den Leichen ihrer gefallenen Kameraden.
    Die Schlacht war verloren. Überall entlang der Mauern vor ihm lagen Verteidiger am Boden. Tausende von Männern schrien und wanden sich vor Schmerzen. Dann sirrten Pfeile über die Mauern hinweg, ein schwarzer, todbringender Regen, der sich in die Verwundeten bohrte.
    Gut einhundert Männer stürzten von der Nordseite der Burg herbei und versuchten, sich bis zu den Toren durchzuschlagen, um dort so etwas wie eine Verteidigung zu errichten. Doch Raj Ahtens Unbesiegbare warfen sich ihnen zu Tausenden entgegen.
    Kampfhunde in häßlichen Ledermasken hetzten durch die Gassen, sprangen über gefallene Ritter und ihre Pferde hinweg und rissen jeden Mann und jedes Tier in Stücke, fraßen sich mordend durch.
    Tempest hoffte immer noch, er könnte vielleicht Shostag finden und ihn bedrängen, der neue Schlangenkopf zu werden. Doch er war wie betäubt, verwirrt. Blut tropfte ihm aus dem Gesicht.
    Er brach zusammen, als Raj Ahtens Kampfhunde über ihn hinweg ins Schlachtgetümmel sprangen.

KAPITEL 26
    Der Erdkönig schlägt zu
    Binnesman kam unter der von den Füßen Hunderttausender
    von
    Menschen
    und
    Tieren
    aufgewirbelten Wolke aus Staub und Pollen über das Heideland auf Gaborn und Iome zugeritten.
    Gaborn sah den Zauberer verwundert an. Es war das erste Mal, daß er ihn bei Tageslicht sah. Sein Haar war weiß geworden, und sein ausgebeultes Gewand hatte sich von Waldgrün zu dunkelroten und orangen Tönen gewandelt, wie Blätter, die die Farbe gewechselt hatten.
    Der Prinz ritt so dicht neben Iome, daß er mit seinem Knie gelegentlich gegen ihres stieß. Er wagte nicht, haltmachen zu lassen, als der Zauberer auf seinem über das Heidekraut galoppierenden Pferd näher kam. Zu viele Menschen und Tiere befanden sich in diesem gewaltigen Zug. Aber Gaborn wollte mit Binnesman sprechen, wollte hören, was er zu berichten hatte.
    Der Zauberer starrte Gaborns Truppen eine ganze Weile an, brachte sein Pferd mit einem Schwenk fast zum Stehen und fragte schließlich überrascht: »Habt Ihr die Absicht, Raj Ahtens Armee mit all dem Vieh zu füttern, oder soll es ihn niedertrampeln?«
    »Was immer er wünscht«, antwortete Gaborn.
    Binnesman schüttelte verwundert den Kopf. »Ich habe die erschrockenen Rufe der Vögel hier gehört, habe die Erde unter dem Gewicht der Füße ächzen hören. Ich dachte, Ihr hättet eine Armee herbeigezaubert. Ich hielt es für eine gute Idee, die alte Brücke über die Schlucht der Leiden zu zerstören und so Raj Ahtens Hoffnung auf Verstärkung aus dem Westen zunichte zu machen.«
    »Ich weiß diese Geste zu schätzen«, sagte Gaborn. »Was könnt Ihr mir berichten? Ist Raj Ahtens Verstärkung gesichtet worden?«
    »Nein«, antwortete Binnesman. »Ich glaube auch nicht, daß sie in der Nähe ist.«
    »Vielleicht ist das Glück auf unserer Seite«, meinte Gaborn.
    »Vielleicht«, sagte Binnesman.
    Über dem Horizont, genau längs der Linie aus grünen, baumbewachsenen Bergen, blitzte ein weiteres Mal die Dunkelheit auf, weit heftiger als zuvor – ein schwarzer Streifen, der den Himmel von Horizont zu Horizont spaltete.
    Dann stieg eine riesige Flammensäule tosend in den Himmel, eine Explosion so gewaltig, wie Gaborn sie noch nie gesehen hatte.
    »Gaborn«, fuhr Binnesman fort, »schließt Eure Augen.
    Benutzt Euren Erdblick. Sagt mir, was geschieht.«
    Der Prinz schloß die Augen. Einen Augenblick lang spürte er nichts, und er fragte sich schon, ob Binnesman sich geirrt hatte.
    Dann, ganz schwach, spürte er die Verbindungen, spürte er die unsichtbaren Kraftlinien zwischen sich und seinem Volk.
    Bewußt hatte er nur seinen Vater ausgewählt. Jetzt wurde ihm klar, daß er seit Tagen Menschen ausgesucht hatte. Er hatte Myrrima an jenem Morgen auf dem Markt ausgewählt, und er hatte Borenson für sich beansprucht. Er hatte Chemoise erwählt, als er sah, wie sie ihrem Vater auf den Karren half.
    Jetzt spürte er alle, die er für sich beansprucht hatte – Borenson, seinen Vater, Myrrima, Chemoise und deren Vater.
    Er spürte… Gefahr. Entsetzliche Gefahr. Er fürchtete, wenn sie jetzt nicht kämpften, würden sie alle sterben.
    Schlagt zu, flehte Gaborn sie in Gedanken an. Schlagt jetzt zu, wenn ihr könnt!
    Zwanzig Sekunden später rollte das Krachen einer Explosion wie fernes Donnergrollen über die Ebene und brachte die Erde zum Zittern.

KAPITEL 27
    Das Öffnen
    uf

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