Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Kreis der Dämmerung 01 - Das Jahrhundertkind

Titel: Der Kreis der Dämmerung 01 - Das Jahrhundertkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
eine Bodenwelle rollte. »Aber es widerspricht nicht der These, die Lieutenant Dean – der in diesem Fall ermittelnde Kollege – und ich verfolgen. Wir halten es für möglich, dass eine starke seelische Erschütterung den Baron getötet haben könnte. Der untersuchende Arzt hält unsere Annahme übrigens für realistisch.«
    David sah den Beamten fragend an, der erläuternd hinzufügte: »In Baron Northcliffes Privatgemächern sind Spuren eines Einbruchs entdeckt worden. Deshalb wurde Scotland Yard überhaupt in den Fall eingeschaltet. Sir Northcliffes Butler hatte im Arbeitszimmer des Hingeschiedenen eine offene Terrassentür entdeckt, die der Baron angeblich nie benutzte. Daraufhin sah er sich in dem Raum genauer um und glaubt einige Veränderungen festgestellt zu haben.«
    »Zum Beispiel?«
    »Unterlagen, die auf eine für den Baron untypische Weise angeordnet waren. Einrichtungsgegenstände in den Regalen, die vorher anders standen. Dinge in der Art eben.«
    »Wenn Sie mich fragen, klingt das ziemlich vage«, brummte David. »Ich hätte eine Bitte, Lieutenant Hastings.«
    »Wenn es der Wahrheitsfindung dient.«
    »Baron Northcliffe war ein guter Freund der Camdens. Er müsste über Dokumente verfügen, die seine Verbindung zum verstorbenen Earl of Camden, vielleicht auch zu dessen verschollenem Sohn, bezeugen. Sollten Sie keine solche Unterlagen finden, können Sie getrost davon ausgehen, dass sie gestohlen wurden. Könnten Sie das feststellen lassen?«
    Der Beamte sah forschend in Davids Augen. »Ich werde mich darum kümmern. Eins würde mich aber doch interessieren, Mr Newton.«
    »Ich weiß auch schon, was: Sie würden gerne erfahren, woher ich all diese Informationen über die Camdens besitze. Warten Sie noch ein paar Minuten, dann werden Sie’s erfahren.«
    Wenig später hielt das Polizeifahrzeug in Bolton Gardens. Das Sträßchen lag in einer netten Wohngegend mit viel Grün drum herum. Hastings Klopfen an der Tür eines weiß gestrichenen Reihenhauses wurde erstaunlich schnell von einer alten Dame erhört. Ein Rudel kleiner grauer Löckchen tummelte sich auf ihrem Kopf und sie lächelte freundlich.
    »Sam, du bist pünktlich!«
    »Guten Tag, Mary. Ist James auch da?«
    »Ja, ja. Kommt ruhig alle herein. James wäscht sich gerade die Hände« – während sie voranwackelte, zwinkerte sie Sam Hastings verschwörerisch zu –, »wenn du verstehst, was ich meine.« Mit einem Blick auf David fragte sie interessiert: »Ist das der Massenmörder?«
    »Er ist nichts weiter als ein Verdächtiger, Mary«, stellte Hastings richtig und winkte die anderen durch den schmalen Flur in die gute Stube.
    »Was ist mit Barepitch?«, flüsterte David, als er sich an Hastings vorbeizwängte.
    »Er hat’s mit dem Darm und mit der Prostata und mit wer weiß was nicht allem. Ich habe den Eindruck, er verbringt mehr Zeit auf dem Abort als im Bett.«
    Während die vier Gäste sich auf die Sitzgelegenheiten des kleinen Wohnzimmers verteilten, bot Mary Tee an. Als sie aus dem Raum war, fragte David: »Warum fangen wir nicht einfach schon an? Die Frage, die ich an Mr Barepitch habe, können wir ebensogut ans Ende schieben.«
    »Meinetwegen«, sagte Hastings.
    David wandte sich an Balu und Elsa und erklärte ihnen die Spielregeln dieses ungewöhnlichen Treffens, was ohne Frage auch Lieutenant Hastings zuvor schon getan hatte. Er bat sie noch einmal nachdrücklich jede Äußerung zu vermeiden, die auf seine wahre Identität hinwies. Dann bat er Elsa, der Hausherrin in der Küche zu helfen, damit er zunächst allein mit Balu sprechen konnte, Elsa wirkte verschüchtert. Sie nickte und verließ das Zimmer.
    Jetzt spulte David eine Reihe von Fragen ab, die er sich zuvor in der Zelle gründlich zurechtgelegt hatte.
    »Seit wann kennst du mich, Balu?«
    »Seit 1914, Sahib«, antwortete der Inder.
    »Wo hast du mich kennen gelernt?«
    »In Camden Hall, Sahib.«
    »Kannte ich Sir Geoffrey Camden, den Earl, gut?«
    »Besser als kaum jemand, Sahib.«
    Und so ging es weiter. David reihte eine Frage an die nächste und versuchte dabei so viel wie möglich über sein enges Verhältnis zur Camden-Familie offen zu legen, ohne sich selbst zu verraten.
    Anschließend richtete er die gleichen Fragen an Elsa. Mary Barepitch störte das Verhör hin und wieder durch Fragen, die nicht zum Thema gehörten, und Lieutenant Hastings hatte jedes Mal Mühe sie höflich, aber bestimmt zum Schweigen zu bringen. Als David seine letzte Frage an Elsa richtete, war

Weitere Kostenlose Bücher