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Der Kreis der Dämmerung 01 - Das Jahrhundertkind

Titel: Der Kreis der Dämmerung 01 - Das Jahrhundertkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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er David: »Wie lautet der Spitzname des japanischen Prinzregenten?«
    David stutzte. Brauchte man hier etwa eine Parole, um den Ort betreten zu dürfen? »Hito«, antwortete er stirnrunzelnd.
    Der Chauffeur begann über das ganze Gesicht zu strahlen. David und Rebekka wurden nun umgehend in den Fond einer silber blitzenden Rolls-Royce-Limousine verfrachtet. Sie würden auf Blair Castle bereits erwartet, versicherte der Fahrer dem erstaunten Paar.
    In zügigem Tempo rollte der Royce auf der Hauptstraße von Perth nach Inverness, überquerte das Flüsschen Tilt und bog bald darauf nach Norden ab. Einander an den Händen haltend, betrachteten David und Rebekka die vorbeiziehende Landschaft, eine wildromantische Gegend mit bewaldeten Bergen und malerischen Flüssen. Zuletzt durchführen sie eine große Lindenallee, die von Osten her direkt auf den Familiensitz derer von Atholl zuführte. Als die weißgraue Fassade des Anwesens vor dem Paar auftauchte, wurde ihnen ein wenig mulmig.
    Das so genannte Schloss war ein ebenso monumentales wie planloses Gewirr aus Türmen, Erkern, flachen und hohen Gebäudeteilen mit spitzen und stumpfen Dächern, manche mit Gauben versehen, sowie unzähligen Schornsteinen.
    Auf Davids Frage hin erklärte der Chauffeur, Blair Castle sei im Verlaufe seiner fast sechshundertsechzigjährigen Geschichte ständig aus- und umgebaut worden. Was einst nur ein Wehrturm gewesen war, wurde später zu einer Burg und bekam erst allmählich die Gestalt des heutigen Schlosses, das aus einem zentralen dreistöckigen Hauptbau und mehreren ein- oder zweigeschossigen Nebengebäuden bestand.
    Es hieß, zum Inventar dieses pompösen Gemäuers gehörte auch die letzte Privatarmee Großbritanniens, bestehend aus achthundert Hochländern im Kilt. Als die Nobelkarosse über einen Kiesplatz vor den südlichen Haupteingang rollte, erhob ein Chor von Dudelsäcken seine Stimmen. Möglicherweise hatten sich nicht alle achthundert Highlander zu diesem Ständchen hier versammelt, aber der Klang der näselnden Pfeifen war dennoch atemberaubend.
    »Gilt dieser Empfang wirklich uns?«, fragte Rebekka verzückt.
    »Scheint so«, brummte David, während er durch das Wagenfenster nach berockten Musikanten Ausschau hielt. Vermutlich standen sie hoch oben auf dem zinnenbewehrten Turm, der rechts neben dem Eingang aufragte.
    Sobald die Limousine vor der Eingangstreppe zum Stillstand gekommen war, wurde der Schlag aufgerissen. Davor standen zwei Diener, die Köpfe der vorgebeugten Oberkörper etwa auf Kniehöhe.
    »Willkommen auf Blair Castle!«, übertönte eine tiefe Stimme das Dudelsackgeplärr. David und Rebekka blickten in das bärtige Strahlen eines nicht sehr großen Mannes Anfang fünfzig, dessen Kilt vorne etwas spannte. Daneben stand eine feine Lady mit einem atemberaubenden Dekolletee, das zu einem Abendkleid aus Chiffon, Perlen und noch einer Reihe weiterer glitzernder und schillernder Ingredienzien gehörte.
    David musste sich zusammenreißen, damit er nicht vor Lachen aus dem Wagen stolperte. Die ganze Situation hatte etwas Groteskes. Er und Rebekka wurden hier empfangen wie ein Königspaar, dabei wusste doch nicht einmal jemand, dass er ein Earl war. Auf Fotos hatte er den Herzog von Atholl und seine Gemahlin schon früher gesehen, daher hatte er gleich erkannt, wen er da vor sich hatte. Gleichwohl war es etwas ganz anderes, einem so bedeutenden Mann von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen – und nicht ständig auf seine haarigen Knie zu starren, die unter dem Schottenrock hervorlugten.
    »Sind Euer Gnaden sich auch wirklich sicher, dass Ihr hier die Richtigen mit Ehren überhäuft?«
    Der Herzog lachte. »Ich habe Daniel – meinem Chauffeur – aufgetragen nur das echte Ehepaar Newton hierher zu schaffen. Er ist sehr zuverlässig! Also bin ich mir sicher.«
    David nickte. Daher also die Parole! Inzwischen hatte er auch Rebekka aus dem Wagen geholfen, sodass er sich nun wieder ganz seinem Gastgeber widmen konnte.
    »Es ist mir eine große Ehre, Mylord…«
    »Oh bitte, nennen Sie mich doch John!«, unterbrach der Herzog seinen Gast und warf dabei den Kopf zurück. Auf die Dame mit dem glitzernden Abendkleid deutend fügte er hinzu: »Dieses schillernde Juwel an meiner Seite ist Katherine Marjory, die Duchess of Atholl…«
    »Alter Charmeur«, fiel die Herzogin ihrem Gatten ins Wort. An die Gäste gewandt versicherte sie: »Katherine genügt vollauf, meine Lieben. Übrigens, auch von mir ein herzliches

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