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Der Kreis der Dämmerung 01 - Das Jahrhundertkind

Titel: Der Kreis der Dämmerung 01 - Das Jahrhundertkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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pflegen, die an Davids frühere Identität geknüpft waren.
    Was noch folgte, war eine schlaflose Nacht. Bevor die Sonne am östlichen Horizont aufging, klopfte es an der Tür des Gästezimmers. David und Rebekka wurde ein opulentes englisches Frühstück vorgesetzt, wie es selbst der japanische Kronprinz dereinst geschätzt hatte. Das jedenfalls behauptete die Herzogin. Das Paar aß nur wenig. Sie waren übermüdet und gleichzeitig zum Zerreißen angespannt.
    Der Abschied von Blair Castle verlief dann erheblich unspektakulärer als die Begrüßung. Der Herzog klagte, dass er seine Highlander nicht das Abschiedslied spielen lassen durfte. Im ersten Grau des jungen Tages rollte eine unauffällige schwarze Limousine aus dem herzoglichen Fuhrpark die Lindenallee hinab. David und Rebekka bedauerten nicht wenig, dass ihre Flitterwochen ein so jähes Ende gefunden hatten.
    Colonel MacRhynie gehörte neben dem Chauffeur zur Eskorte des Paares. Nach einigem Hin und Her hatte David zuletzt nachgegeben und dieser minimalen Leibwache zugestimmt. Seine Schwerter waren mit zwei Ledergurten außen am Koffer festgeklemmt. Er konnte sich also ganz gut selbst verteidigen. Aber der Herzog wäre untröstlich gewesen, wenn er seinem zukünftigen Adoptivsohn nicht wenigstens diesen einen Highlander hätte mit auf den Weg geben können.
    Infolge der geänderten Umstände statteten David und Rebekka dem Örtchen Aberfeldy einen zweiten Besuch ab, genau genommen war es nur eine Durchreise. Mit leisem Seufzen sah Rebekka die Schmiede vorbeirauschen, in der sie getraut worden waren. Das Automobil wagte sich auf eine halsbrecherische Piste, die am Loch Tay entlang nach Ardchyle führte. In Tarbet, am Loch Lomond, bestiegen sie wieder die Bahn in Richtung Glasgow. Colonel MacRhynie hätte das Paar gerne noch bis zur Küste begleitet – die Genehmigung seines Befehlshabers dazu besaß er –, aber David beharrte auf seinem Standpunkt: Je unauffälliger er und Rebekka, nein, Rahel, reisten, desto größer war ihre Chance unentdeckt von den britischen Inseln verschwinden zu können.
    In Glasgow stiegen der zukünftige Mr Murray und seine Gattin in den Zug nach Adrossan. Bei der Fährgesellschaft waren hier für sie Tickets reserviert. Am frühen Nachmittag standen sie an der Reling des Schiffes, das sie zur Isle of Man bringen würde, und blickten auf die im Meer versinkende Küste Schottlands. Knapp sieben Stunden später trafen sie in Douglas, der Hauptstadt der Insel, ein.
    Weil Amtsschimmel von Natur aus eher lahme Klepper als feurige Rosse sind, konnte das Paar seine Flitterwochen nun doch noch in einer noblen Herberge verlängern, die in einer Landschaft von wilder Schönheit lag. Die Isle of Man befand sich ungefähr auf halber Strecke zwischen Schottland und Irland. Von Douglas gingen regelmäßig Fähren nach Dublin. Die Insel in der Irischen See war also der ideale Stützpunkt, um sich unauffällig aus Großbritannien zu verabschieden.
    Obwohl David und Rebekka am Donnerstagabend die Strapazen der Reise in den Knochen spürten, waren sie doch nicht zu erschöpft, um das nachzuholen, was sie in ihrer Hochzeitsnacht versäumt zu haben glaubten. Sicher ließ sich ihr anfangs zartes, später leidenschaftliches Liebesspiel auch als eine Therapie auffassen, die sie sich selbst verordneten, um die durchlebten Schrecknisse zu verdrängen. Rebekka kicherte, als David an ihr herumzuzupfen begann. Später kamen noch ganz andere Geräusche hinzu. Zum Glück verfügte Schloss Mona nur über eine kleine Dienerschaft, die zudem ihre Nachtruhe in sicherer Entfernung zu den Herrschaftsgemächern suchte. So blieb die Intimsphäre der Jungvermählten gewahrt. Irgendwann übermannte die Müdigkeit dann das ineinander verschlungene Paar und es sank in einen tiefen Schlaf.
    David erwachte schon im Morgengrauen. Eine Zeit lang betrachtete er einen Engel im Zwielicht – Rebekka lag halb unter ihrem Kopfkissen vergraben und wandelte noch auf den Pfaden der Träume. Liebevoll strich er ihr eine dunkle Locke aus dem Gesicht. Sie gab ein schnorchelndes Geräusch von sich und drehte den Kopf zur anderen Seite.
    Behutsam schob David die Bettdecke weg und schlich sich aus dem Schlafzimmer. Während der Reise des vergangenen Tages hatte er einen Entschluss gefasst, der ihm nicht leicht gefallen war. Jetzt hieß es, ihn in die Tat umzusetzen.
    Wenig später wurde Rebekka von einem Geräusch geweckt. Die aufgehende Sonne warf ihr gleißendes Licht durch die Fenster

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