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Der Kreis der Dämmerung 01 - Das Jahrhundertkind

Titel: Der Kreis der Dämmerung 01 - Das Jahrhundertkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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haben. Er würde nun erst recht Jagd auf David und Rebekka machen. Umso wichtiger war es, so schnell wie möglich unterzutauchen.
    Die Herzogin hatte dem Drängen ihres Gatten nachgegeben sich den Anblick der leblosen Smails zu ersparen. Rebekka war stur geblieben. Im Krieg, auch im Lazarett ihrer Mutter, hatte sie schon unzählige Leichen gesehen. Als sie jedoch die beiden Toten in dem Himmelbett sah, stieß sie trotzdem einen erstickten Laut aus. Es war nicht der Anblick der Leichname selbst, der sie so reagieren ließ, sondern das plötzliche Bewusstsein um ein Haar selbst dieses furchtbare Schicksal erlitten zu haben: Die gebrochenen Augen der Toten waren noch schreckensweit geöffnet, ihre Rücken auf groteske Weise durchgebogen.
    Auch John Stewart-Murray war sichtlich erschüttert. Zugleich aber auch zornig. Er fühlte sich persönlich geohrfeigt von Negromanus’ dreister Tat. Ein Mord auf Blair Castle! An einem Mitglied des Clans! Es war unmöglich abzuschätzen, ob die Betroffenheit und die Wut des Herzogs noch größer ausgefallen wären, wenn der Tod einen der anderen Gäste auf dem Stockwerk ereilt hätte.
    David quälten beim Anblick der Ermordeten ganz andere Gedanken. Verzweifelt schloss er die Augen, aber damit beschwor er nur das Bild von Sir Williams Leichnam herauf. Mit tränenfeuchtem Blick wandte er sich dem Herzog zu.
    »Das habe ich nicht gewollt, John. Die beiden mussten wegen mir sterben, nur weil Negromanus mich und Rebekka in dem Zimmer vermutet hatte.«
    Der Herzog unterdrückte für einen Moment seinen Zorn, legte David die Rechte auf die Schulter und schob ihn behutsam auf den Flur hinaus. Mit der Linken angelte er sich Rebekkas Arm und zog sie mit sich.
    »Ich will von diesem Unsinn nichts mehr hören, verstehst du?«, sagte er zu David, sobald die toten Smails außer Sichtweite waren. »Man kann ein Menschenleben wohl nur schwer gegen ein anderes aufwiegen, aber – vielleicht klingt es hart, wenn ich das sage – mir ist es lieber so, David. Wir Murrays halten zwar zusammen wie Pech und Schwefel, doch wären du und Rebekka die Opfer gewesen, dann hätte dieser Negromanus ebenso gut meine eigenen Kinder töten können. Frag mich nicht, warum ich so fühle. Ich kenne dich und deine Braut ja nicht einmal seit vierundzwanzig Stunden. Aber es ist die Wahrheit. Und nun kommt, lasst uns hinunter in meine Privatgemächer gehen. Ich möchte euch dieses Schloss nicht länger zumuten.«
     
     
    Den Rest des Tages verbrachte das junge Ehepaar unter der Obhut der Herzogin. Das Privathaus des Duke of Atholl war hermetisch abgeriegelt. Im Park patrouillierte ein Heer von bewaffneten Hochländern. Für den Augenblick waren die jüngsten Mitglieder des Murray-Clans sicher.
    Am Nachmittag meldete sich aus dem Dorf ein Apotheker. Der Besuch des Salbenmischers ging auf eine Idee zurück, die David geäußert hatte. Während er, Rebekka und das Herzogspaar an seiner neuen Identität feilten, machte er den Vorschlag seine Haare umzufärben. Der Herzog äußerte sich zunächst mit Befremden. Ihm war die Vorstellung, ein Mann könne zu derartigen Mitteln greifen, suspekt. David hatte bisher unerwähnt gelassen, dass auch seine jetzige hellrote Haarfarbe nicht natürlich war. Zuletzt wurde dem Plan einmütig zugestimmt, was zugleich ein weiteres Problem aufwarf: Im Dorf gab es keinen Coiffeur, der eine derartig moderne Haarbehandlung ausführen konnte.
    Katherine hatte den rettenden Einfall. Der Apotheker von Blair Atholl war ein außergewöhnlich findiger Mann. Er stellte nicht nur Pillen, Tropfen und Salben her, sondern bot seiner Kundschaft auch Lebertran, Insektenvertilgungsmittel, Liebestränke, Benzin, Tinte und eine ganze Reihe anderer Produkte an, von denen einige eher alchemistisch als chemisch-pharmazeutisch waren. Vielleicht besäße er ja ein geeignetes Färbemittel oder könne es zumindest herstellen.
    Er konnte. Ein eiliges Telefonat brachte die frohe Nachricht: »Kastanienbraun.«
    David sah Rebekka an und sie musterte ihn. Ihre Augen sprangen zwischen seinem Gesicht und den rötlichen Haaren hin und her. Schließlich nickte sie. »Warum nicht. Dann wird unser Baby auf jeden Fall dunkelhaarig.«
    Als David den verwirrten Ausdruck auf dem Gesicht der Herzogin sah, musste er sich ein Grinsen verkneifen. »Also gut«, sagte er zu ihr. »Dann wird Francis Jacob Murray kastanienbraune Haare bekommen.«
    Der Herzog unternahm einen letzten verzweifelten Versuch, seinen zukünftigen Adoptivsohn vor

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