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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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ein und kuschte sich. Im Vorübergehen warf er David einen bösen Blick zu.
    Der gab sich ahnungslos. »Ich bin ein wenig enttäuscht, Herr Horthy, Sie hier unten anzutreffen, wo wir uns in der Bibliothek doch vor lauter Arbeit nicht retten können.« David lächelte. »Sie haben übrigens einen Fettfleck auf dem Tisch hinterlassen.«
    Am nächsten Morgen waren sowohl der Fettfleck als auch das ledergebundene Notizbuch verschwunden. David hatte nichts anderes erwartet. Wie gut, eine Kopie des für Horthy so interessanten Textes in sicherer Verwahrung zu wissen! Gleich nach Walter Andraes Rückkehr aus London würde David den Archäologen über die neuesten Entwicklungen aufklären.
    Es fiel David nicht leicht, gegenüber dem Ungarn jetzt noch den Ahnungslosen zu spielen. Horthy hatte sich wieder voll in der Gewalt. Auf Davids Frage nach dessen merkwürdigem Verhalten lieferte der Ungar eine fadenscheinige Erklärung ab und setzte seine Arbeit in der Bibliothek fort, als wäre nichts geschehen. Horthys Lügen besaßen kurze Beine. Schon in wenigen Tagen würden sie aufgedeckt werden. David fragte sich, welches Interesse diese scheinheilige Spürnase an dem »Schablonenstein« hatte und was Andrae darüber wusste.
    Am 15. Juni verließ David schon gegen sieben das Haus am Richardplatz. Als er in der Neuköllner Bergstraße den nächsten U-Bahnhof ansteuerte, musste er sich durch eine aufgeregte Menge hindurchzwängen, die sich vor einer Filiale der Danatbank zusammengerottet hatte und unfreundliche Worte ausstieß, »Blutsauger« und »Beutelschneider« waren noch die harmlosesten. Immer wieder skandierte die Meute auch: »Wir wollen unser Geld haben!«
    Es war ein Montag. Zwei Tage zuvor hatte die Finanzwelt einen ihrer schwärzesten Tage erlebt. Als David, erst aus dem Radio, am Sonntag dann auch durch Sean Griffith, von den Hintergründen erfuhr, erschien vor seinen Augen unweigerlich das Bild einer schwarzen Spinne namens Papen, die den Reichspräsidenten mit ihren klebrigen Fäden fesselte. Teilweise waren der deutsche wie auch der internationale Geldverkehr zusammengebrochen. Die Darmstädter und Nationalbank, eines der angesehensten und wichtigsten Kreditinstitute, hatte seine Zahlungen eingestellt. Bald gingen Gerüchte um, die Regierung wolle alle Geldinstitute schließen, um einen drohenden Kollaps des gesamten Bankenwesens abzuwenden.
    David bestieg die Untergrundbahn und fand schnell einen freien Platz. Während der Zug durch dunkle Tunnel donnerte, wanderte sein Blick über apathisch schaukelnde Köpfe. Lauter graue Gesichter. Die Menschen konnten ihre Sorgen nicht verbergen. Vielleicht wollten sie es auch gar nicht. Jeder wusste von dem fast täglich erwarteten Rekord: vier Millionen Arbeitslose! Wann würde die Bestie Weltwirtschaftskrise endlich gesättigt sein?
    Auch am Richardplatz 4 war der hungrige Moloch schon fündig geworden: Horst Lotter und Richard Seybold hatten vor zwei Wochen ihre Stellen bei den Telefunken-Werken verloren. Nun tönten ihre ideologischen Wortgefechte bereits vormittags aus dem zweiten Stock herab. Die Joleite freute sich, hatte sie doch einen Grund mehr, sich über Störungen während der Mittagsruhe zu beschweren.
    Nachdem David den Zug verlassen hatte, eilte er mit festen Schritten zum Pergamonmuseum. Ein Land stand im Begriff zu zerfallen. Belial würde jubilieren. Aber vielleicht konnte man den Jahrhundertplan ja noch durchkreuzen, wenn Walter Andrae in wenigen Minuten die richtige Antwort lieferte.
    Die beiden trafen sich genau vor der Bürotür des Archäologen. Jeder hielt eine Aktentasche in der Hand.
    »Ich muss Sie dringend sprechen, Herr Andrae.«
    »Mr Pratt! Hätt ich mir denken können, Ihnen als Erstem hier zu begegnen. Es wäre mir recht, wenn wir uns etwas später zusammensetzen könnten. Ich müsste zuerst meinem Chef…«
    »Kennen Sie diese Aufzeichnungen, Herr Andrae?« David hielt dem Wissenschaftler einfach die Kopie aus dem Notizbuch unter die Nase.
    Andrae stutzte. Dann strich er sich über den Schnurrbart und sah David verwundert an.
    »Es gelingt Ihnen doch immer wieder, mich zu überraschen, Mr Pratt. Wo haben Sie das her?«
    »Vielleicht sollten wir das nicht hier auf dem Flur besprechen.«
    Andrae nickte.
    »Na, dann kommen Sie doch endlich in mein Büro.«
    Eine Minute später saßen beide in den engen Besuchersesseln, auf dem Tisch zwischen ihnen lag das Blatt mit Andraes Notizen. In knappen Worten berichtete David von Laszlo Horthys

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