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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Schreibblock samt Tasche und eilte aus dem Raum.
    Nur Augenblicke später klopfte er an die Tür von Walter Andraes Büro. Als er sie öffnete, fand er es leer vor. »Nie ist dieser Mann da, wenn man ihn braucht!«
    Kaum hatte David seiner Verzweiflung Luft gemacht, als hinter ihm eine Frauenstimme erklang, streng, doch nicht unfreundlich. »Guten Tag, Herr Pratt. Wenn Sie Herrn Andrae suchen, müssen Sie sich wohl bis nächsten Montag gedulden. Er ist gerade in London und verhandelt mit dem Britischen Museum über einen Austausch von…«
    »Danke, Frau Radtke«, unterbrach David die gesprächige Dame, bei der es sich um die Sekretärin des Museumsdirektors handelte. »Können Sie mir sagen, wo sich die Lagerräume für die noch nicht ausgewerteten Fundstücke aus Babylon befinden?«
    Die Sekretärin – ein rühriges Fräulein von einem Meter achtzig, das wohl schon auf die Wechseljahre zuging – lächelte nachsichtig. »Aber da dürfen Sie doch gar nicht allein hinein, Herr Pratt.«
    David hätte aus der Haut fahren können. Sie sprachen hier über irgendeinen Paragraphen der Hausordnung und dieser Horthy durchstöberte vermutlich längst irgendwo den Keller nach Fund Nummer 1257. »Frau Radtke«, sagte David eindringlich, »ich halte es für möglich, dass sich gerade jemand an Ihren Kunstschätzen vergreift. Meinen Sie nicht, wir sollten…«
    »Kommen Sie!«, schnitt ihm die Sekretärin das Wort ab und setzte sich eilig in Bewegung.
    David hatte Mühe, den raumgreifenden Schritten der Sekretärin zu folgen. Von Walter Andrae wusste er um den resoluten Charakter dieser stattlichen Frau. Bisher habe sie noch keinen Mann gefunden, der sich ihrem Regiment unterordnen wollte, verlautete es aus der Gerüchteküche. Das schien zu stimmen, Frau Radtke machte keine Anstalten, einen Wächter zu rufen. Anscheinend wollte sie den Museumsdieb persönlich überwältigen.
    Die nicht ausgestellten Funde lagerten in mehreren Räumen, die von einem langen Kellergang abzweigten. In dem Flur brannte Licht.
    »Da muss er sein!«, sagte David und deutete auf eine offen stehende Tür am Ende des Ganges.
    Frau Radtke ging zur Attacke über. Sie stürmte mit vorgebeugtem Oberkörper, die Fäuste geballt, den Flur entlang und stürzte sich in den beleuchteten Raum. David folgte Sekunden später.
    Die Szenerie entsprach in etwa dem, was er sich zusammengereimt hatte.
    Holzwolle quoll aus mehreren großen Kisten hervor. Zwischen ihnen stand ein ziemlich verschüchterter Laszlo Horthy. Ihm war deutlich anzusehen, dass er verzweifelt nach einer Erklärung für die Brechstange in seiner Hand suchte.
    »Was haben Sie hier verloren, Herr Horthy?«, fauchte Frau Radtke den Wissenschaftler an.
    »Ich… Ich muss ein bestimmtes Ausgrabungsstück finden.«
    Hinter Frau Radtkes Rücken überflog David die angegilbten Zettel auf den wahllos abgestellten Holzdeckeln der erbrochenen Kisten. Ein aufschlussreiches Zahlenwerk in dicker schwarzer Tinte war auf ihnen angebracht.
     
    1244 – 1249 1250 – 1256 1258 – 1262
     
    Man konnte in Laszlo Horthys Gesicht lesen wie in einem Buch: Im ganzen Raum gab es keine Kiste mit dem Fund Nummer 1257. Einen Beschriftungsfehler konnte man wohl auch ausschließen, denn sonst hätte der Riesen-Schnauzer jetzt bestimmt nicht wie ein begossener Pudel ausgesehen.
    »Mir ist nichts von einer Entnahme bekannt«, sagte Frau Radtke nach kurzer Befragung ihrer grauen Zellen. »Wer hat Ihnen denn die Anweisung dazu gegeben?«
    Horthys dunkle Knopfaugen sprangen zwischen dem unerbittlichen Fräulein und ihrem Begleiter hin und her. »Ich… also… Herr Andrae hat…«
    »So, so, jetzt ist also der Herr Andrae schuld. Der kann sich ja nicht wehren, wie Sie sehr genau wissen, Herr Horthy.« Frau Radtke stemmte ihre Fäuste in die Seiten. Selbst von hinten machte sie auf David noch einen Ehrfurcht gebietenden Eindruck.
    Horthy wand sich wie ein Aal. »Nun ja…«
    »Aber dann sollte Ihnen auch bekannt sein, dass ohne ausgefülltes Entnahmeformular hier unten nicht einmal ein Staubkörnchen bewegt werden darf. Kennen Sie diese Vorschrift, Herr Horthy?«
    »Selbstverständlich, aber…«
    »In dreifacher Ausfertigung, Herr Horthy, muss ich das Formblatt auf dem Tisch haben. Das wissen Sie doch?«
    »Ja! Ich wollte doch nur…«
    »Nichts da! Mir liegt kein Entnahmeantrag vor. Wäre ja noch schöner, wenn sich jeder hier unten bedienen könnte, wie es ihm gerade passt! Und jetzt raus!«
    Der Riesenschnauzer zog den Schwanz

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