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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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einem Zusammenstoß mit SA-Schlägern um den rechten Unterarm beraubt (»Er hat den braunen Lump einfach nicht kommen sehen«). Jetzt lebte Ferdinand Klotz mehr schlecht als recht von einer kleinen Pension. »Der ideale Schnüffler für dich«, versicherte Wilhelm.
    »Einarmig und halb blind – muss ja eine grandiose Spürnase sein«, brummte David.
    Der Wachtmeister lachte. »Sein Geruchssinn ist noch ausgezeichnet.«
    »Du willst mir deinen ehemaligen Kollegen doch nicht etwa aus Mitleid als Detektiv andrehen, weil er woanders keine Arbeit mehr findet?«
    »Gott bewahre, nein!« Wilhelm hob die Finger wie zum Schwur. »Ferdinand ist ein verkanntes Genie. Er war früher bei der Kripo, aber die sind genauso pingelig, was seine kleinen Makel betrifft, wie…«
    »Wie ich, willst du wohl sagen. Ich habe ihn ja noch gar nicht abgelehnt, Zeit scheint er offenbar genügend zu haben, dein alter Kollege, Wo kann ich ihn denn treffen?«
    »Er wohnt draußen in Britz, in der Hufeisen-Siedlung. Ich schreib dir seine Adresse auf.«
    »Hat er denn kein Telefon?«
    »Er ist Mitte vierzig, David! Weißt du, wie erbärmlich gering die Pension eines dienstunfähigen Polizisten dieses Alters ist?«
    »Warum hat er denn keine Stelle im Innendienst bekommen?«
    »Die SA-Schweine haben ihm noch ein paar andere Dinge angetan: eine Niere ist kaputt, zwischen den Beinen…«
    »Schon gut, Wilhelm, Ich will’s gar nicht so genau wissen. Sei so lieb und vereinbare für mich einen Termin bei deinem Kameraden – das heißt natürlich nur, wenn er nicht zu schwach dazu ist.«
     
     
    Wohnen im Grünen für den kleinen Mann, schwärmte Ferdinand Klotz, während Rebekka und David auf wackligen Holzklappstühlen im Garten des ehemaligen Polizisten eine Berliner Weiße mit Waldmeisterschuss schlürften. Sie waren von einem mehrstöckigen Wohnblock in Form eines Hufeisens umgeben und blickten auf einen kleinen Weiher, der das Zentrum der grünen Idylle bildete. Die Weiße – eine Art Bier, in das die Berliner Sirup kippten, damit es »ordentlich zischte« – sorgte an diesem 24. Juli für die nötige Abkühlung.
    Der halb blinde Ermittler Klotz war anfangs eher skeptisch gewesen, als er von Wilhelms Vorschlag gehört hatte, ihn für eine »ernst zu nehmende Arbeit« einzusetzen. »Eenen Krüppel wie mich! So’n Unfug!«, wiederholte er auch gegenüber dem ausländischen Ehepaar, aber David ließ sich davon nicht beirren. Der einstige Polizist war verbittert darüber, wie übel ihm das Leben mitgespielt hatte, und David spürte das.
    Zuerst erzählte er Ferdinand Klotz von seinen Kriegserlebnissen und appellierte damit an das Wir-Gefühl alter Kameraden, was die Atmosphäre etwas entspannte. Und dann berichtete er von Balu Dreibein, der nun in Diensten des vielleicht berühmtesten Inders seit Buddha stehe. In London dagegen sei ein Inder mit einem Holzbein weniger wert als ein Stuhl, dem selbiges fehle.
    Das leuchtete dem Frühpensionär sofort ein. »Ick fühle mich ooch schon wie een Jude mit diesen Locken am Kopp – alle gaffen mir an, und nich’ jrade nett. Hoffentlich werden diese SA-Hunde bald wieder verboten, sonst sehe ick schwarz.«
    »Sie meinen braun«, sagte Rebekka, der die Äußerung über die Juden nicht ganz gefallen hatte.
    »Det is’ doch det Jleiche. Mir tun de armen Jidischen jetzt schon Leid, wenn Hitler erst ans Ruder kommt.«
    Rebekka atmete innerlich auf. »Ich bin nämlich Jüdin, müssen Sie wissen.«
    »Herzlichet Beileid, Frau Pratt. Ick jebe Ihnen eenen juten Rat: Wenn die braune Sau aus Österreich in eener Woche die Wahlen jewinnt, dann machen Se schleunichst, dass Se hier wechkommen. Haben Se mich verstanden?«
    Rebekka nickte betroffen und blickte Hilfe suchend zu ihrem Mann hinüber.
    David rutschte auf dem altersschwachen Gartenstuhl hin und her und zwang sich zu einem Lächeln. »Wir sind britische Staatsbürger und mein Name steht außerdem in der Akkreditierungsliste der Auslandskorrespondenten des Reichsaußenministeriums. Das sollte zu unserem Schutz ausreichen, vorerst jedenfalls. Weswegen ich aber eigentlich zu Ihnen komme, Herr Klotz…«
    »Wilhelm hat da ja schon so wat läuten lassen.«
    David nickte, dann begann er sein Anliegen vorzutragen. Wie sich bald herausstellte, verbarg sich hinter Ferdinand Klotz’ etwas schwerfälligem Äußeren ein wacher Verstand. Der einstige Polizist war kräftig gebaut, ungefähr eins achtzig groß, hatte dichtes, fast schwarzes Haar, eine flache Stirn, die sich

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