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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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hervorragend zum Einrennen von verschlossenen Türen zu eignen schien, sowie eine breite Knollennase, auf der sich ein Flussdelta von roten Aderchen abzeichnete. Außerdem bewegte er sich wie ein soeben aus dem Winterschlaf erwachter Bär.
    Das war die eine Seite. Um den anderen Ferdinand Klotz kennen zu lernen, musste man sich ein wenig mehr Zeit nehmen. Das Fehlen seines rechten Unterarmes schien ihn wenig zu behindern, war er doch Linkshänder. Seine augenfällige Bedächtigkeit entpuppte sich als ein getarntes Lauern, er konnte blitzschnell reagieren, wenn es darauf ankam: Als Klotz versehentlich mit dem Armstumpf eine der leeren Weißeflaschen vom Tisch stieß und diese auf der Steinterrasse zu zerschellen drohte, wollte David – der dieses Missgeschick vorhergesehen hatte – schon rettend eingreifen. Aber das erwies sich als unnötig, denn der alte Polizist war wie selbstverständlich in die Knie gegangen und hatte die Flasche mit der Linken aufgefangen.
    Am erstaunlichsten aber war die Kombinationsgabe des einstigen Polizisten. Als David ihm erzählte, was er schon alles unternommen hatte, um Johannes Nogielskys Familie ausfindig zu machen, warf Klotz immer genau im richtigen Moment scharfsinnige Fragen ein. Abgesehen von diesen persönlichen Fähigkeiten verfügte der bemerkenswerte Mann auch noch über hervorragende Kontakte zur Kriminalpolizei in Berlin und in vielen anderen Städten.
    Als David und Rebekka sich am Spätnachmittag von Ferdinand Klotz verabschiedeten, fühlte jeder der drei so etwas wie Zuversicht: das Paar, weil Wilhelm Krützfelds Tipp besser hätte gar nicht sein können, und der neue Nogielsky-Ermittler, weil er in seinem Leben endlich wieder eine Aufgabe hatte.
     
     
    Für die Rückkehr zum Richardplatz benutzten David und Rebekka wie schon auf der Hinfahrt nach Britz die Straßenbahn. Von der Haltestelle in der Bergstraße waren es zu Fuß nur wenige Minuten bis zu ihrer Wohnung.
    Schon von weitem sahen sie die Blumenthal-Kinder mit Lieschen Hermann vor dem Haus. Klein Benjamin kauerte am Boden wie ein Frosch vor der Fliege und verfolgte wachsam jede Bewegung der drei Mädchen, die »Himmel und Hölle« spielten.
    Alle Fenster des Hauses waren geöffnet, wie damals beim Einzug von David und Rebekka. Die Erwachsenen schauten den Kindern zu, als gebe es im Augenblick nichts Wichtigeres auf der Welt. Selbst die Joleite war da, das Gesicht in tiefer Nachdenklichkeit erstarrt – vermutlich grübelte sie darüber nach, gegen welchen Paragraphen der Hausordnung das Treiben der lärmenden Gören verstieß.
    Rebekka war an der Haustür stehen geblieben – David hielt ihre Hand –, als gerade Benni mit dem stibitzten Spielstein der Mädchen angelaufen kam. Die wiederum forderten die Herausgabe desselben und Rebekka musste sich als Unterhändlerin einschalten. Nach Stellung eines hinreichend bemessenen Lösegeldes (eine große Schüssel Grießbrei mit Karamellsplittern und Blaubeeren) rückte Benni endlich den Kiesel heraus.
    In diesem Moment schlenderte Mia Kramer aus Richtung Bergstraße herbei. Das Gesicht der Witwe strahlte regelrecht vor Glück, was Rebekka zu der Frage veranlasste, welch frohem Anlass Mia denn ihre gute Laune verdanke.
    »Du hast mir doch immer wieder in den Ohren gelegen, ich soll die Bilder von meinem Edgar ausstellen lassen. Und weißt du, was ich heute gemacht habe?«
    »Nein!«, jubilierte Rebekka und schlug die Hände vor der Brust zusammen.
    »Doch!«, antwortete Mia eifrig nickend.
    David kam sich wie eines jener stummen Stuckgesichter vor, die den Hauseingang zierten und auch nie etwas verstanden.
    »Aber doch nicht in…?«, fragte Rebekka und runzelte geringschätzig die Stirn.
    »Nein, nein«, beeilte sich Mia zu versichern.
    Nun riss David doch der Geduldsfaden. »Könnte mir vielleicht einer mal sagen, was hier Sache ist? Ich verstehe nämlich nur Bahnhof.«
    »Mia will endlich ihre Bilder ausstellen«, erklärte Rebekka, ohne ihren Mann überhaupt richtig anzusehen. »Aber nicht in einer Galerie. Verkaufen will sie die Gemälde ja nicht.«
    »Sie sind der Schorf, der nach Edgars Tod mein Herz vor dem Verbluten gerettet hat«, fügte Mia ernst hinzu. »Sie mir wegzunehmen hieße die alte Wunde wieder aufzureißen. Die Bilder sind mein Leben.«
    David nickte verständnisvoll.
    »Und wer wird sie nun ausstellen?«, fragte Rebekka ungeduldig.
    »Ich komme gerade von der Preußischen Akademie der Künste.«
    »Heute? Am Sonntag?«
    »Die Chance, der

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