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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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noch einmal danken, Herr Minister, mir die Ehre dieser Einladung gegeben zu haben«, begann er, sich innerlich für sein Vorhaben wappnend.
    »Es ist eine Sache des Vertrauens, Mr Pratt. Bei Ihnen habe ich das Gefühl nicht belogen zu werden. Nur deshalb bin ich endlich auf Ihr zähes Werben eingegangen.«
    »Und ich dachte schon, Sie würden nie wieder mit mir sprechen wollen.«
    Schleicher lächelte etwas unbeholfen. »Sie müssen schon entschuldigen, dass ich Sie so lange hingehalten habe, aber ich musste mir erst über einige Dinge klar werden.«
    Die Worte des Reichswehrministers waren ein Angebot, gleichsam eine versöhnlich ausgestreckte Hand, und David ergriff sie ohne Zögern. Einfühlsam fragte er Schleicher nach dem Grund seiner jetzigen Aufgeschlossenheit und erfuhr nun offen, wie sehr dieser Mann den neuen Kanzler fürchtete. Nein, es bestehe keine Männerfreundschaft zwischen ihm und Papen, nicht einmal ein echtes Zweckbündnis. Den Posten des Reichswehrministers habe er, Schleicher, nur bekommen, weil Papen ihn noch für nützlich halte, aber das könne sich jederzeit ändern.
    »Weiß der Reichskanzler, dass Sie im Besitz der Glaskugel sind?«
    »Ich habe da ein Gerücht in die Welt gesetzt, zu meinem eigenen Schutz, aber…« Schleicher sah David erschrocken an. »Wer hat Ihnen gesagt…?«
    »Beruhigen Sie sich, Herr Minister. Ich selbst halte Papen auch für äußerst gefährlich und will Ihnen helfen. Dann befindet sich die gläserne Kugel also noch hier in Ihrem Haus?«
    Zögernd bejahte Schleicher die Frage.
    »Wie sind Sie überhaupt darauf gekommen, dass dieser Gegenstand für Papen irgendeinen Wert haben könnte?«
    »Jemand hat es mir gesagt.«
    David blickte einige Sekunden lang nachdenklich in Schleichers Augen, dann nickte er. »Wie kommt Laszlo Horthy eigentlich dazu, ausgerechnet Ihnen davon zu erzählen?«
    Schleicher zuckte bei dem Namen sichtbar zusammen. »Können Sie Gedanken lesen?«
    »Nicht direkt, aber fast.« David ließ die Wahrheit wie einen Scherz klingen. »Lassen Sie mich erklären, wie ich mir das Ganze vorstelle: Sie kaufen von Horthy regelmäßig Antiquitäten…«
    »Aber keine gestohlenen!«, beteuerte Schleicher schnell. »Ich bediene mich nur seines Sachverstands und seiner hervorragenden Kontakte.«
    »Selbstverständlich«, sagte David, ohne seine Zweifel zu diesem Punkt weiter zu vertiefen. »Eines Tages erzählt Ihnen unser ungarischer Altertumsforscher, er habe von Papen eine fürstliche Entlohnung versprochen bekommen, wenn er für ihn einen bestimmten Gegenstand findet: Die Rosettenschablone aus Babylon, die Glaskugel oder wie immer er das Ding genannt haben mag. Bei einem Ihrer regelmäßigen Telefonate oder Treffen berichtet Horthy Ihnen davon – möglicherweise weiß er ja sogar von der Verbindung zwischen Papen und Ihnen. Liege ich so weit richtig, Herr Minister?«
    »Ich habe in dieser Angelegenheit nichts Ungesetzliches getan!«
    »Natürlich nicht.«
    »Aber sonst, ich muss schon sagen – Sie verblüffen mich, Mr Pratt.«
    »Danke. Nun zum Finale: Sie wissen, der Besitz der Kugel könnte Sie vor Papen schützen – oh, sein Bestechungsgeschenk für Horthy muss wirklich atemberaubend gewesen sein! – und deshalb machen Sie Horthy ein noch größeres Angebot. Um der alten Freundschaft willen und um einen Stammkunden nicht zu verprellen, verkauft der Ihnen die Kugel und hält Papen hin, macht ihm gegenüber vielleicht sogar vage Andeutungen, die ihn davon zurückhalten, in Bezug auf Ihre Person etwas Unüberlegtes zu tun. Habe ich etwas Wichtiges übersehen?«
    »Ich will sie ja gar nicht für mich behalten. Meinetwegen kann das Museum sie sogar zurückbekommen, wenn ich erst diesen Papen vom Halse habe. Es ist mir zwar schleierhaft, warum der Reichskanzler so versessen auf diese Kugel ist, wie Horthy mir versichert hat, aber das spielt für mich auch keine Rolle. Glauben Sie mir, Papen ist ein gefährlicher Mann, aber er kann mir nichts anhaben, solange er fürchten muss, dadurch das Objekt seiner Begierde zu verlieren.«
    »Werden Sie von ihm erpresst?«
    Schleicher wich Davids Blick aus.
    »Vielleicht kann ich Ihnen helfen, wenn Sie es mir verraten.«
    Der Reichswehrminister atmete tief durch. Da gebe es so eine Sache, erzählte er mit leiser Stimme, schon lange her. Im Großen Krieg habe er sich etwas zuschulden kommen lassen und dieser vermaledeite Kavallerieoffizier Papen wisse davon. Wenn die Angelegenheit an die Öffentlichkeit käme, könne

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