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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Bildern von Edgar Kramer.
    Zum Ausräumen von Mias Wohnung brauchten sie etwa fünfzehn Minuten. Die ganze Zeit stand die Künstlerwitwe tränenüberströmt und händeringend auf dem Flur vor ihrer Wohnung. Ester war zu ihr geeilt, um sie zu trösten, was freilich wenig nutzte. Mia flehte den Schwarzmantel an, von der Beschlagnahme der Bilder abzusehen. Zuletzt schacherte sie mit ihm: Wenigstens ein einziges Erinnerungsstück an ihren Mann solle er ihr lassen.
    Der Schwarzmantel blieb hart. Die »nervöse Kunst Geistesgestörter«, denn das seien Edgar Kramers Bilder, schade der Volksgesundheit. Man müsse das Reich daher von ihr reinigen, bevor sie die arische Gesinnung infiziere und vergifte. Der Witwe riet er, sich mit Fotografien ihres verstorbenen Gatten zu trösten. Das sei besser für sie und für alle Volksgenossen.
    Nachdem die staatlichen »Desinfektionsbeamten« abgerückt waren, redeten Ester und Anneliese in der Wohnung der Blumenthals ungefähr zwei Stunden lang beruhigend auf ihre Nachbarin ein. Etwa um halb neun schien es Mia etwas besser zu gehen. Sie müsse nach Kleopatra sehen, sagte sie, ihrer Katze.
    »Und wie kam es dann zu dem schrecklichen Unglück?«, fragte David. Pünktchen saß neben ihm, die Schnauze auf seinem rechten Oberschenkel, und ließ ihn keinen Moment aus den Augen.
    Kurz nach zehn habe es im Hausflur einen schrecklichen Radau gegeben, erzählte Ester weiter. Einen Streit. Sie und Chaim seien daraufhin besorgt aus der Wohnung gestürzt. Aus dem dritten Geschoss drangen die erregten Stimmen von Mia und der Joleite herab. Noch nie habe sie Mia Kramer so zornig erlebt. In der Auseinandersetzung sei es zweifellos um Edgars Bilder gegangen, so viel habe man den einzelnen Satzfetzen entnehmen können, die bis nach unten drangen. Ester wollte nach oben laufen, um der hysterisch klingenden Mia beizustehen. Aber da flog ihr schon die Joleite entgegen.
    Mit einem schauerlichen Rums landete die Jungfer im Erdgeschoss.
    »Sie muss sofort tot gewesen sein«, flüsterte Ester. Seitdem gehe ihr der Anblick des zerschmettert am Boden liegenden Körpers nicht mehr aus dem Sinn.
    »Dann war es ein Unglücksfall?«, fragte Rebekka, »Ein Handgemenge, bei dem die Joleite über das Geländer gekippt ist!«
    »Mia sagt, ja«, antwortete Ester zögernd. Es war ihr anzusehen, dass selbst sie nicht wusste, was sie glauben sollte.
    »Und danach? Wer hat die Polizei gerufen?«
    Das habe Chaim getan, berichtete Ester, auf Mias ausdrücklichen Wunsch hin, Anneliese Hermann sei noch in die Wohnung gesprungen, um die Katze herauszuholen, für den Fall, dass die Polizei die Tür versiegelte. Mia bekam gar nicht richtig mit, was um sie herum geschah. Sie war einem Nervenzusammenbruch nahe. Das habe sie nicht gewollt, wiederholte sie immerfort, aber bedauern könne sie die Joleite auch nicht. Die habe damit angegeben, wie sie den Ortsgruppenleiter Unruh von der »entarteten Kunstsammlung der Kramerschen in Kenntnis gesetzt« und ihn aufgefordert hätte zu tun, »was immer die Partei für nötig halte«.
    »Und dann haben sie ihr die Bilder weggenommen«, murmelte David. Die Art und Weise, wie die Nationalsozialisten in die Freiheiten der Menschen eingriffen, bestürzte ihn. War das etwa schon der Auftakt zum Finale des Jahrhundertplans? Nein, beruhigte er sich selbst, Deutschland war nicht die ganze Welt und Hitler nicht einmal so lange an der Macht wie vordem Kurt von Schleicher, Vielleicht würden die Deutschen noch rechtzeitig aufwachen und ihren selbst ernannten Führer in Bausch und Bogen aus der Reichskanzlei jagen, wie er es verdiente.
    David versprach, gleich am nächsten Morgen einige Telefonate zu führen. Nicht nur um Rebekkas willen, die Mias Schicksal noch mehr aus der Fassung gebracht hatte als Ester Blumenthal.
    »Stell dir vor, sie hängen ihr einen Mord an«, sagte sie immer wieder, als die beiden schon lange im Bett lagen.
    »Dann verurteilen sie Mia doch zum Tod. Und sie ist meine Freundin, David! Ich könnte mir nie verzeihen, wenn ihr etwas zustieße…«
    David drückte Rebekka ganz fest an sich, und sie ließ den Tränen freien Lauf. Er wusste nur zu gut, was in ihrem Kopf rumorte. Sie hatte Mia ermuntert, mit Edgars Bildern an die Öffentlichkeit zu gehen. Und jetzt glaubte Bekka, für das Unglück ihrer Freundin verantwortlich zu sein.
     
     
    Fünf Tage später saß David im Wartezimmer eines Rechtsanwaltes namens Singvogel. Er wollte sich über den Stand seiner Bemühungen in Sachen

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