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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Trap!«, fuhr der Staatssekretär wie eine Furie dazwischen. »Diese Frage wurde dem Propagandaministerium vorher nicht eingereicht.«
    »Ich habe ja noch gar nichts gefragt.«
    »Mr Trap«, riss wieder Hitler das Wort an sich, »Deutschland ist im Krieg viel Unrecht widerfahren, nicht zuletzt durch die meuchlerische Art und Weise, wie man das im Felde unbesiegte Heer zur Kapitulation gezwungen hat. Der Nationalsozialismus hat diese Schmach endlich von unserer großen Nation genommen und er wird auch dafür sorgen, dass sie sich nicht wiederholt. Lassen Sie uns doch lieber über dieses schöne Fest da draußen reden.«
    Diese Worte waren der Auftakt zu einer neuerlichen Tirade Hitlers über die Pracht des Deutschen Reiches und den Stolz seines Volkes, die Welt in Berlin begrüßen zu dürfen. Seine Stimme klang gepresst, nicht ganz so druckvoll wie dereinst in der Neuen Welt.
    Irgendwie gelang es David dann doch, die vermutlich auswendig gelernte Presseerklärung des »Führers und Reichskanzlers« zu unterbrechen und einige weitere, von Mal zu Mal kritischer werdende Fragen zu stellen. Die erste Antwort fiel noch wohlwollend aus. Die nächste dann schon knapper Die übernächste barsch. Und als David zuletzt fragte, was denn der »Führer der Deutschen« davon halte, sollten sich die geladenen Gäste aus aller Welt verurteilend über die kolportierten hohen Sterblichkeitsziffern in den deutschen Konzentrationslager äußern, war der Ofen ganz aus.
    Hitler sprang vom Stuhl auf und lief rot an. »Wer so etwas behauptet, gehört an die Wand gestellt!«
    David hatte genug gehört und seine Rosskur in Sachen Wahrheitsfindung die erwarteten Ergebnisse gebracht. Um seine zufriedene Miene zu verbergen, griff er noch einmal nach dem Wasserglas und führte es zum Mund. Hitler war tatsächlich ein hitzköpfiger Psychopath mit einem gefährlichen Drang alles und jeden zu beherrschen. Ihn zu einem großmütigen Landesvater zu bekehren, hieße einer Hyäne das Beißen abzugewöhnen. Nein, David würde diesen Mann im Rahmen seiner Möglichkeit bekämpfen, nur so konnte die von ihm ausgehende Bedrohung abgewendet werden. Aber zunächst musste er ungeschoren aus diesem Zimmer herauskommen, was sich wegen eines dummen Missgeschicks als gar nicht so einfach erwies. Als er nämlich das Glas auf den Tisch zurückstellte, schwamm darin ein dunkler Schnurrbart.
    Die überraschende Demaskierung führte im Raum zu unterschiedlichen Reaktionen. David erstarrte. Hitler stutzte. Dem Staatssekretär klappte die Kinnlade herunter, wobei seine Augen langsam aus den Höhlen quollen. Die Leibwächter verhielten sich berufsbedingt agiler. Wer da mit falschem Bart des Führers Nähe sucht, kann nur ein Attentäter sein, musste wohl ein Lehrsatz ihrer Ausbildung gelautet haben, jedenfalls griffen alle gleichzeitig zum Schulterholster und schickten sich an, den vermeintlichen Meuchelmörder unschädlich zu machen.
    Diese unerwartete Wende machte David für Augenblicke völlig kopflos. Sein Gefühl signalisierte höchste Gefahr. Einer der SS-Männer, offenbar der jüngste der fünf, würde bald auf ihn schießen. Statt ruhig zu bleiben und die heikle Situation dadurch zu entspannen, sprang er vom Stuhl auf, um zur Tür zu stürzen.
    »Nun packt ihn doch endlich!«, brüllte Hitler panisch vor Angst. Der Mörder war ihm ja zum Greifen nah. Zur Unterstreichung seines Befehls riss er den Arm hoch und streifte dabei eine Blumenvase.
    Davids überspannte Nerven spielten verrückt. Anstatt Hitlers Missgeschick vielleicht irgendwie zur Flucht zu nutzen, folgte seine Hand dem Ruf der Sekundenprophetie und schnellte vor, um das herabstürzende Porzellangefäß aufzufangen. Dabei rückte er Hitler noch näher.
    Er hätte jetzt mühelos die Vase in Scherben verwandeln und dem uniformierten Ungeheuer die Kehle durchschneiden können. Einen Herzschlag lang blickte er in die vor Wut und Angst funkelnden dunklen Augen seines Feindes. Da meldete sich warnend seine Sekundenprophetie.
    Vier der Leibwächter hatten Davids plötzliche Bewegung unter die Rubrik »Harmlose Aktionen zur Rettung von Blumenvasen« eingeordnet, aber dem nervösen Benjamin gefiel es ganz und gar nicht, wie der provokante Ausländer mit dem »Führer der Deutschen« auf Tuchfühlung ging. Drei Schüsse fielen schnell hintereinander. Doch das Ziel war schon weggetaucht. Die Kugeln schwirrten nur eine Handbreit an der zu schützenden Person vorbei, zwei bohrten sich in die Wand, eine durchschlug die

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