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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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langsamer hinterher.
    Durch die Wohnungstür drangen Stimmen und Fußgetrappel. Genau wie damals bei den Hermanns! David riss die Tür auf – und blickte auf den breiten Rücken des Schwarzmantels. Gegenüber konnte er gerade noch den letzten Mann der SS-Horde in die Wohnung der Blumenthals stürmen sehen.
    Der Gestapo-Mann drehte sich zu David um. »Sie schon wieder!«
    »Ich wohne hier. Im Gegensatz zu Ihnen, Sie sind hier nicht erwünscht.« Das war vielleicht ein wenig zu direkt.
    »Gehen Sie in Ihre Wohnung zurück«, antwortete der Schwarzmantel kalt.
    »Das könnte Ihnen so passen. Damit Sie Ihre schmutzige ›Arbeit‹ noch im Dunkeln zu Ende bringen können. Ich schreibe für mehrere angesehene ausländische Zeitungen. Die werden sich für eine solche Story – so nah am Leben – brennend interessieren.« David war außer sich vor Wut. Er überlegte, ob er den fiesen Kerl aus der Erdrotation ausklinken sollte. Nein. Das würde die Blumenthals auch nicht retten.
    Im Zangengriff zweier SS-Leute erschien nun von links Onkel Carl. Ein anderer Uniformierter kam aus der Wohnung gegenüber und erstattete seinem Einsatzleiter Meldung.
    »Die Judenschlampe haben wir, auch ihre drei Gören. Aber der Blumenthal ist nirgends zu finden.«
    David ballte die Fäuste. Pünktchen hätte längst angeschlagen! Bestimmt ist Chaim mit ihr Gassi gegangen.
    »Was ist mit dem Köter?«, fragte der Schwarzmantel.
    Oh nein! Wissen sie denn alles? »Herrn Blumenthal können Sie suchen, bis Sie schwarz werden«, sagte David. »Er ist für längere Zeit verreist.«
    »Und wohin ist der werte Herr Blumenthal entschwunden?«, fragte daraufhin der Schwarzmantel mit einem kalten Lächeln, das David einen Schauer über den Rücken jagte.
    »Das weiß ich doch nicht. Bin ich der Hüter meines Nachbarn?«
    Der Schwarzmantel funkelte David an, dann wandte er sich seinen Schergen zu. »Bringt sie in den Lastwagen, auch die Kinder.«
    Rebekka stieß einen kleinen Schrei aus und drückte sich die Faust auf den Mund. In der Tür gegenüber erschienen Ester, Sara, Tabita und Benjamin, aus der eigenen Wohnung gedrängt von Männern in schwarzen Uniformen.
    Der Schwarzmantel drehte sich wieder zu David um und zeigte ihm ein gelbes Grinsen. »Frau Blumenthal wird uns sicher schnell verraten, wo wir ihren Mann finden können. Und falls nicht, kommen wir eben noch einmal wieder.«
    »Wir sind britische Staatsangehörige. Mit uns können Sie nicht wie mit Ihren eigenen Bürgern umspringen.«
    Der Gestapo-Offizier machte ein Hohlkreuz und gab sich jovial. »Aber was regen Sie sich denn auf, Mr Pratt? Das tun wir doch auch gar nicht.« Plötzlich verhärtete sich sein Gesicht. »Sonst hätten wir uns Ihre jüdische Bettgefährtin längst geschnappt und Sie selbst wegen Rassenschande ins Zuchthaus gesteckt.«
    David war wie vom Donner gerührt. Der Schwarzmantel ging grinsend zum Ausgang und er konnte diesem Scheusal in Menschengestalt einfach nur fassungslos hinterherstarren.
    Durch den Glaseinsatz der Haustür sah David noch den Arm des Schwarzmantels nach links und rechts deuten und vernahm seine gedämpfte Stimme.
    »Alle Mann ausschwärmen! Der Blumenthal muss hier irgendwo stecken. Schnappt ihn euch!«
    Ein Weinen – erst leise, dann lauter werdend – in seinem Rücken brachte David wieder zur Besinnung. Er drehte sich zu Rebekka um.
    »Ich kann nicht mehr«, schluchzte sie. Ihr Gesicht war tränennass und sie schüttelte immer wieder den Kopf. »Keiner ist bisher zurückgekommen und jetzt haben sie auch noch Benni und seine Familie.«
    David wusste, was in Rebekka vor sich ging. Die Verschleppung der Blumenthals war ein Alptraum für sie, aber Benjamin… ! Der »Stöpsel«, wie sie ihn manchmal liebevoll genannt hatte, war in den Jahren am Richardplatz für sie zu einer Art Ersatzkind geworden. Sie himmelte ihn an, hatte ihn verhätschelt, ihm das Klavierspielen beigebracht, mit ihm Ausflüge unternommen, ihn fast so geliebt wie den Sohn, der ihr von Negromanus geraubt worden war…
    David schob Rebekka behutsam in die Wohnung zurück, schloss die Tür und ließ sie an seiner Brust weinen. Erst als das Beben ihres Körpers allmählich abebbte und einem leisen Wimmern Platz machte, sagte er: »Es hat keinen Sinn, länger hier zu bleiben. Wir werden Deutschland verlassen.«
     
     
    Gegen Mitternacht, als es im Haus völlig still geworden war, setzte plötzlich ein Winseln ein. Rebekka lag halb über David. Sie war weinend eingeschlafen. Doch jetzt

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