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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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auf, breitete die Hände aus und rief zu den Gaffern hin: »Machen Sie doch bitte Platz. Der Mann braucht einen Arzt. Sie stören hier nur die Helfer.«
    Die hinter David stehenden Polizisten waren selbst noch viel zu benommen, um diesen Übergriff in ihren Kompetenzbereich übel zu nehmen.
    »Wir müssen hier Platz machen«, wiederholte David gegenüber dem nächsten Beamten und griff wie selbstverständlich nach der schwarzen Papprolle und dem kleinen Lederkoffer. »Ich sehe mich nach Hilfe um.«
    Schon begann er sich in Richtung Ausgang durch die Menge zu kämpfen. Ungefähr vier oder fünf Meter parallel zu ihm folgte Rebekka mit dem Hund seinem Beispiel. Unterwegs rief er einem Angestellten des Bodenpersonals zu, an der Absperrung bräuchte man dringend einen Arzt, es ginge um Leben und Tod. Der Mann riss die Augen auf und rannte davon. Als die beiden endlich wieder beisammen waren, stellte David kurz sein Gepäck ab und nahm Rebekka die Flugkarte aus der Hand.
    »Die brauchen wir jetzt nicht mehr.«
    »Bist du dir auch ganz sicher, dass wir das Richtige tun, David?«
    Zur Antwort ließ er – vor den Augen eines fassungslosen Ehepaars – die kostbaren Pionier-der-Luftfahrt-Karten in einen Abfalleimer fallen. »Ganz sicher, Schatz.«
    »Hat die Gestapo ihn umgebracht?«, fragte Rebekka flüsternd.
    David schüttelte ernst den Kopf. »Schlimmer, Bekka. Es war der Kreis der Dämmerung.«
     
     
    Im Frankfurter Hauptbahnhof nahmen sie den erstbesten Zug. Zufällig befuhr er dieselbe Strecke, die sie schon einmal in entgegengesetzter Richtung zurückgelegt hatten. Diesmal ließen sie jedoch Heidelberg links liegen und sich bis Stuttgart befördern.
    Noch von Frankfurt aus hatte David das britische Konsulat in Hamburg verständigt. Weil er davon ausgehen musste, dass der deutsche Geheimdienst alle Telefonleitungen angezapft hatte, fasste er sich kurz.
    »Bestellen Sie Sir Percivale, es gebe doch noch zwei Einhörner im Teutoburger Wald.«
    Ehe die verdutzte Telefonistin etwas erwidern konnte, hängte David ein. Ritter Parzival war der selbst gewählte Deckname von Sean. Den Rest der Botschaft hatte David improvisiert: Das Einhorn stand für Ruben Rubinsteins Gemälde und damit für die Pratts. Der Teutoburger Wald konnte seit dem glorreichen Sieg des Arminius über den römischen General Publius Varus als ein Synonym für Deutschland gelten. Sean würde es schon verstehen.
    Im Stuttgarter Stadtteil Feuerbach bezogen David und Rebekka ein Zimmer in einer hundefreundlichen Pension. Beim Ausfüllen der Meldeformulare benutzte das Paar seine »Zitronenidentität«, das heißt, David ließ die normale Tinte den Ton des Papiers annehmen und die mit Fruchtsaft geschriebenen Buchstaben schwarz hervortreten. Die Wirtin freute sich ausgesprochen, mit Albert und Roberta Dean zwei englische Gäste in ihrer bescheidenen Pension beherbergen zu dürfen.
    Zunächst musste das Paar den Schock verarbeiten. Die Ereignisse in Frankfurt hatten beide völlig aus der Bahn geworfen. Sie waren – abgesehen von Davids Schätzen – nicht nur ohne Gepäck nach Stuttgart gekommen, sondern hatten auch keine Vorstellung, wie es nun weitergehen sollte.
    Mehrere Tage lang diskutierten David und Rebekka ihre verzwickte Lage. Unterbrochen wurde die selbst gewählte Isolation nur von gelegentlichen Spaziergängen mit dem Hund und zwei Fahrten in die Stuttgarter Innenstadt, wo sie sich mit dem Nötigsten eindeckten: ein wenig Wäsche zum Wechseln, Nachtzeug, Haarbürste, eben das Übliche. Es fiel ihnen leichter, das Sortiment ihrer Habseligkeiten wieder in Ordnung zu bringen als ihre Zukunftspläne.
    Eines stand fest: Der Kreis der Dämmerung hatte sie wieder aufgespürt. Das Auftauchen des Jesuiten ließ daran keinen Zweifel. Zwar hatte der dunkelhaarige Mann mit dem stechenden Blick diesmal keine Mönchskutte, sondern einen schwarzen Anzug mit einem Priesterkragen getragen, aber eine Verwechslung war ausgeschlossen.
    Nun gab es für David zwei Möglichkeiten: Entweder versuchte er sich auf einem anderen Weg aus Deutschland herauszuschleichen oder er nahm die Herausforderung des Jesuiten an und ließ sich damit auf ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel ein, bei dem die Rollen des Jägers und des Gejagten täglich wechseln konnten. Nach reiflichem Nachdenken entschied sich David für die letzte Möglichkeit. Er hatte zu lange fruchtlos taktiert, es war an der Zeit zu handeln.
    Während das Paar noch überlegte, wo es einen einigermaßen sicheren

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