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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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verbringen will, oder Sie riskieren Ihre sofortige Verhaftung.«
    Am Vormittag war eine Spedition am Richardplatz vorgefahren und hatte das Klavier abgeholt. Im Kasten des Instruments befanden sich Davids Schätze.
    Erheblich mehr als ihre Habseligkeiten beschäftigte David das zukünftige Schicksal der vielen »Brüder«, seiner Freunde und Helfer, die er zurückließ. Jeder wusste Bescheid. Selbst jene, die nicht in Berlin lebten, hatte er informiert, damit nicht irgendwann eine unzustellbare Nachricht in den Händen der Geheimpolizei landete.
    Erst kurz vor der Abreise waren noch zwei Briefe eingetroffen. Einer stammte von Ferdinand Klotz, der immer noch unermüdlich nach den Angehörigen von Johannes Nogielsky fahndete. Inzwischen hatte er eine neue Spur gefunden, die nach Norddeutschland führte. Das zweite Schreiben kam von Di Marco.
    Als David die Zeilen las, spürte er geradezu Lorenzos wachsende Resignation. Bei der Suche nach Ibn Ruschds gestohlenen Aufzeichnungen sei er auf einige rätselhafte Vorgänge gestoßen, die offenbar auf irgendeine Weise miteinander in Verbindung stünden. Aber jeder, der vielleicht etwas zu deren Aufklärung beitragen könne, lehne es ab, sich dazu zu äußern. Manche der Betreffenden seien übrigens zwischenzeitlich in des Wortes ureigenstem Sinne mundtot gemacht worden. Leider müsse sich David daher weiter in Geduld üben.
    Danach berichtete Lorenzo von der Entstehungsgeschichte der Enzyklika »Mit brennender Sorge«. Pius XI. habe dem vom deutschen Kardinal Faulhaber entworfenen und mit Zuspitzungen Pacellis versehenen Text einige persönliche Wendungen hinzugefügt. David gehe doch bestimmt mit ihm einig darin, dass man den Heiligen Vater aus den lähmenden Fängen seines Kardinalstaatssekretärs reißen müsse. Pius XI. sei eigentlich ein resoluter Mann, eine offenherzige Kämpfernatur. Deshalb wolle er, Lorenzo, ihn zu einer wesentlich deutlicheren Enzyklika überreden, eine, in der auch Namen genannt würden…
    »Was wirst du tun, wenn wir erst wieder in New York sind?«
    Rebekkas Frage riss David aus seinen Grübeleien, Er lächelte sie an. »Ich glaube, ich werde zunächst einmal meine ›Arbeit‹ vollständig überdenken müssen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Nun, überleg doch mal: Was habe ich erreicht, seit wir 1930 nach Berlin kamen? Ich wollte den Kreis der Dämmerung mit dessen eigenen Waffen schlagen: Kontakte knüpfen, Ränke schmieden, Menschen beeinflussen… Alles Humbug!«
    »Warum sagst du das? Natürlich hast du Menschen beeinflusst – zum Guten. Ist das denn nichts?«
    »Es war eben nicht genug. Denk doch nur an all jene, die wegen mir sterben mussten: Edgar Jung, Kurt von Schleicher…«
    »David!«, unterbrach Rebekka ihn energisch, Pünktchens Kopf fuhr mit einem Ruck von den Pfoten hoch. »Alles Leid, was unseren Freunden widerfahren ist, hast nicht du ihnen zugefügt, Hitler ist dafür verantwortlich, oder zumindest sein menschenverachtendes Regime, und die Feigheit und Passivität vieler Menschen in diesem Land hat es erst möglich gemacht, dass alles so weit kommen konnte. Also hör bitte auf, dich in Selbstvorwürfen zu ergehen.«
    David lächelte oder versuchte es wenigstens. Rebekkas manchmal etwas schroffe Art, ihm die Wahrheit zu sagen, zeigte meist eine heilsame Wirkung. »Du hast ja Recht. Trotzdem ist die Wahrheit nicht immer leicht zu ertragen, selbst wenn man sie sucht. Wenn wir erst wieder in den Vereinigten Staaten zurück sind, werde ich wahrscheinlich so eine Art Geheimdienstzentrale aufbauen…«
    »Das hört sich ja furchtbar an, fast wie dieses – wie hieß es doch gleich?«
    »Keine Angst, ich will kein Gestapo-Hauptquartier einrichten. Ich bin nur der Ansicht, dass ich meine Aktionen über den ganzen Globus ausdehnen muss. Ich brauche Helfer, die mich entlasten, damit ich mich auf das Wesentliche konzentrieren kann.«
    »Auf Leute wie Toyama, Kelippoth oder Papen?«
    »Genau. Das sind aber erst drei. Außer Belial gibt es noch acht weitere Logenbrüder, deren Identität ich nicht einmal kenne. Irgendwann werde ich das Rätsel lösen, das Anton Fresenius uns in Heidelberg mit auf den Weg gegeben hat…«
    »Du meinst, wie man mithilfe der Siegelringe die Logenbrüder zur Strecke bringt?«
    David nickte. »Und dann führe ich den alles entscheidenden Schlag gegen den Kreis der Dämmerung. Natürlich muss ich vorher wissen, wo sich jeder einzelne Ring befindet. Besser wäre es sogar noch, ich bekäme sie in meine

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