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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Hand.«
    Rebekka stützte sich auf den rechten Ellenbogen und legte David die Hand auf die Brust. »Freiwillig werden sie ihre ›Schmuckstücke‹ bestimmt nicht herausrücken. Ich fürchte, du hast dir da einen ziemlich schwierigen Plan in den Kopf gesetzt, Liebster.«
    David seufzte. Lebensgefährlich wäre eigentlich das bessere Wort.
    Der Zug rollte kurz nach fünf Uhr morgens auf dem Frankfurter Hauptbahnhof ein. Mit einem Taxi ließen sich David und Rebekka samt Hund in die Nähe des Weltluftschiffhafens bringen. Die notwendigen Formalitäten zur Ausreise wollten sie erst in letzter Minute erledigen. Zeitdruck ist Gift für jederlei Gründlichkeit.
    Natürlich würden sie nicht unter ihren richtigen Namen das Land verlassen. Jetzt sollten sich die »Doppel-Pässe« bezahlt machen, die Sean Griffith und Väterchen besorgt hatten. Es handelte sich dabei genau genommen um zwei Dokumente in je einem. Die Schreibmaschine, die zur Ausstellung der Papiere verwendet wurde, war zunächst mit einem speziellen, in Zitronensaft getränktem Textilband bestückt worden. Damit bannte man die persönlichen Daten von Albert und Roberta Dean in die betreffenden Dokumentsparten, unsichtbar, denn die »Zitronentinte« war nach dem Trocknen nicht mehr zu sehen. Anschließend kam ein ganz normales Farbband in die Maschine und die Pässe wurden ein zweites Mal ausgestellt, auf die Namen Seamus und Gwen Montgomery.
    Die Hindenburg sollte erst in drei Stunden in Luft stechen – David konnte nicht sagen, ob dieser Ausdruck korrekt war, aber bei einem Luftschiff musste man es zumindest annehmen. Vorher würden noch Polizei und Zoll auf ihre Kosten kommen, bis die Passagiere, nach Durchquerung einer kleineren Halle, in einem riesigen Hangar schließlich an Bord der LZ 129 gelangten. Im Moment jedoch befand sich der Zeppelin noch im Freien. Er wurde mithilfe diverser Taue am Boden festgehalten, so wie Gulliver im Lande Liliput. Das Paar stand an einem Zaun am Rande des Flugfeldes und bekam vor Staunen den Mund nicht mehr zu. Der Anblick des riesigen Luftschiffes war einfach… phänomenal!
    »Ganz schön monströs, findest du nicht?«
    David sah verständnislos in Rebekkas finstere Miene.
    »Hältst du einen Blauwal, der würdevoll durchs Meer gleitet, auch für ›monströs‹?«
    Rebekka dachte einen Augenblick über die Frage nach. »Ehrlich gesagt habe ich noch nie einen Wal gesehen, aber ich glaube, Gott wird sich schon etwas dabei gedacht haben, als er solche Wesen schuf Bei den Menschen bin ich mir da nicht so sicher.«
    David blickte wieder zu dem Luftschiff hin. »Du bist unverbesserlich, weißt du das?«
    Rebekkas Hand suchte die ihres Mannes. »Und ob! Das macht mich ja so unwiderstehlich.«
     
     
    Nur noch wenige Minuten. Gerade zeigten die letzten Passagiere ihre Karten vor. Die Presseleute verfolgten das Ereignis, als wäre es der Jungfernflug des Zeppelins, dabei handelte es sich doch nur um den Saisonauftakt für das Jahr 1937. Aber das schien der Begeisterung keinen Abbruch zu tun. Rund um den Weltluftschiffhafen und in den der Öffentlichkeit zugänglichen Gebäuden wimmelte es von Menschen. Jeder wollte das Abheben der Hindenburg sehen. Ganze Heerscharen von Journalisten hielten nach Fluggästen Ausschau, um »authentische Stimmen« einzufangen und auf Notizblöcke zu bannen. Zur Infanterie der Fotoreporter gesellte sich noch die schwere Artillerie aus etlichen Filmkameras.
    Seit gut zwanzig Minuten liefen David und Rebekka nun schon getrennt voneinander in der Halle herum, wichen Reportern aus und hielten nach Ledermänteln sowie nach Wilbur Ausschau.
    Wilbur Atwood war dem Paar als ein stämmiger Mann von einem Meter fünfundsiebzig beschrieben worden, der einen schwarzen Hut auf dem Kopf, eine dicke runde Hornbrille auf der Nase und Davids kostbarste Gepäckstücke in den Händen tragen sollte. Doch Wilbur war nicht da.
    David machte sich allmählich Sorgen. Die Schwerter, das Schattenarchiv und die Schatulle seines Vaters befanden sich in der Obhut dieses ihm als äußerst zuverlässig gepriesenen Agenten, der nun durch Abwesenheit glänzte. Ein leiser Verdacht regte sich wieder, der ihn schon seit längerer Zeit piesackte. Väterchen hatte David unbedingt in den festen Mitarbeiterstamm des Secret Intelligence Service eingliedern wollen. Ein solches Talent zu vergeuden sei geradezu ein Verbrechen an der Krone, lautete seine Erklärung. Aber David hatte sich standhaft geweigert. War dem herzallerliebsten

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